WB | Blumau | Korbwarenfabrik Blumau

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Flugzettel der Blumauer Korbwarenfabrik, wohl aus der Zwischenkriegszeit. Die Verwaltungsadresse ist mit Marxergasse 2, Wien III angegeben und ist somit identisch mit der Adresse des Zentralbureaus der Wöllersdorfer Werke um 1925. Unserer Ansicht nach handelt es sich um ein kurzlebiges Friedensprojekt dieser Zeit.

schlot.at ist dankbar für nähere Informationen über die Fabrik (Lage, Bestandszeitraum).

Maße: 165 x 102 x 0,045 mm. Material: Papier. Eigentum des schlot.at – Archives.

BN | Enzesfeld | Enzesfelder Metallwerke AG | buntmetall amstetten GmbH

Fotokonvolut übermittelt von Manfred Fenz (buntmetall amstetten GmbH) im März 2011 [0]

1905 wurde in Enzesfeld das “Anton Keller Metallwerk und Munitionsfabrik” von einem ehemaligen Mitbesitzer der “Hirtenberger Patronenfabrik” gegründet und mit dem Bau der Werksanlagen begonnen. Das Unternehmen erzeugte vorerst mit einigen hundert Mitarbeitern Metallguss- und Walzwaren sowie Geschosszünder, Gewehr- und Revolverpatronen und Schwarzpulver. 1907/1908 folgte die Gründung des Rechtsvorgängers des heutigen Werkes  (Gründung der AG). Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges begann ein großzügiger Ausbau der Fabriksanlagen und Ausweitung der Produktion auf Artilleriemunition […]. [1/4]

Ab 1922 hieß das Werk “Enzesfelder Metallwerke AG” [4]

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fabriksbeschreibung 1925/26: Enzesfelder Metallwerke AG (1907 bzw. 1916)
ca. 1.200 Arbeiter, Kraftanlage 1.500 PS.

  • Erzeugnisse Metallwerk: Nahtlos gepreßte und gewalzte Rohre, Bleche, Bänder, Draht, stangen, Fassonpreßteile und Abgüsse aus Messing, Tombak, Bronze, Kupfer, Blei, Aluminium etc.. Grau- und Temperguß.
  • Erzeugnisse Waggonfabrik: Bau und Reparatur von Eisenbahnwagen. Schmiede- und Gußteile für Eisenbahnbedarf [2]

Nach der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich im März 1938 kam das Werk zum Böhler-Konzern und die Produktion von Artilleriegeschossen wurde weiter ausgebaut. Weiters wurde ein Leichtmetallwerk errichtet und der Mitarbeiterstand stieg auf 17.000 Arbeitnehmer. Im März 1944 kam es in der Munitionsfertigung zu einer gewaltigen Explosion, welche einen Großteil der Anlagen vernichtete. […][1]

Am 23.08.1944 schädigten schwere Fliegerangriffe das Werk [0]

Von 1945-1955 war das Werk unter sowjetischer Besatzung – siehe USIA-Foto.

Fabriksbeschreibung 1959:

  • Erzeugnisse: Bleche, Bänder, Streifen aus Messing, Tombak, Kupfer und Aluminium. Drehteile, Schrauben und Muttern. [3]

1961 kam es zur Fusionierung mit den Wiener “Carowerken”, 1980 Übernahme durch die “Austria Metall AG” und ab 1989 sind die Enzesfelder Metallwerke nach Zusammenschluss mit der Firma “Buntmetall Amstetten GmbH” im Besitz der “Austria Buntmetall Holding”.[1]
Seit 2009/10 ist neuer Werksname “buntmetall amstetten GmbH” [4]. Es ist seit mindestens 2007 kein Schornstein am Gelände mehr vorhanden.

 

[0] Danke an Manfred Fenz (buntmetall amstetten GmbH) für die Fotos.
[1] Geheimprojekte.at , teils zitiert nach [4],  03.10.2011
[2] Industrie-Compasss 1925/26 Band I Österreich, Compass Verlag, Wien. 466 u 531
[3] Industrie-Compasss 1959 Österreich, Compass Verlag, Wien. 897 u 961
[4] buntmetall amstetten GmbH  , 03.10.2011

BN | Blumau | Pulverfabrik | Explosion 1922

schlot.at vefügt seit 2010 über extrem seltenes Original-Fotomaterial der Explosion in der ehemaligen K.u. K. Pulverfabrik Blumau [1]. Die Munitionsfabrik wurde im späten 19. Jahrhundert von A. Nobel gegründet und knapp vor der Jahrhundertwende vom Militär übernommen. Im 1. Weltkrieg wurde das Werk extrem ausgebaut, es gab bis zu 15 Wassertürme und ein groß angelegtes Schienennetz. Unter anderem wurden auf dem in mehrere sogenannte Betriebsinspektionen unterteilten Gelände Trinitrotoluol (TNT) und Pikrinsäure hergestellt – großteils unter elenden sozialen und hygienischen Bedingungen. Der Übergang zur Friedensproduktion war nach dem verlorenen 1. Weltkrieg und den 1919 erschienenen Bestimmungen von St. Germain (weitreichendes Rüstungsverbot) sehr schwierig. 1922 war folgende Werkseinteilung aktuell [2]:

  • Betriebsinspektion 1 (Nitroglycerinfabrik), erbaut 1895
  • Betriebsinspektion 2 (Nitrozellulosefabrik), 1894 von Dynamit Nobel übernommen
  • Betriebsinspektion 3 (Pulverfabrik, 06/1891 fertiggestellt
  • Betriebsinspektion 4 (Trinitrotoluolfabrik), Dezember 1914 in Betrieb genommen
  • Betriebsinspektion 5 (Kunstsalpeterfabrik), Herbst 1915 in Betrieb genommen
  • Betriebsinspektion 6 (Pikrinsäurefabrik), 1915 fertiggestellt.
  • Erzherzogin Bianca-Spital
  • Friedhof (!)
  • Sportplatz

Aus der Aufstellung 1922 läßt sich die damals übliche Verwendung von Rüstungsabfällen zur Düngerherstellung in Betriebsinspektion 5 nachweisen [3].

1922 kam es am Gelände zu einer folgenschweren Explosion, die im Prinzip das Ende der Zwischenkriegsproduktion markierte [2].

Auf der Website der FF Blumau [3] ist der Hergang der Katastophe wie folgt beschrieben:

Zitat Beginn:

Die große Explosion… Am 25. Mai kommt es in der Betriebsinspektion I, der Dynamit- und Dynammonfabrik zu einem Brand in einem Läuferwerk. Löschversuche der anwesenden Arbeiter schlugen fehl, da bei den Hydranten vor Ort zu wenig Druck vorhanden war.
Per elektrischer Fernmeldeanlage wurde inzwischen die Berufsfeuerwehr Blumau alarmiert, welche sich sofort mit 7 Mann unter der Führung von Feuerwehrhauptmann Josef Friedrich in Bewegung setzte. In Unkenntnis der Sachlage wurden die ersten Löschversuche mit dem Hydranten durchgeführt, diese schlugen jedoch ebenfalls fehl.
Sofort nahm die Autospritze bei einem nahegelegenen Wasserbassin Aufstellung und kaum hatte man mit den Löscharbeiten begonnen ereignete sich eine kurze, dann in weitere Folge zwei große Explosionen. Die Druckwelle erfasste die Mannschaft der BF Blumau mit voller Wucht, 3 Kameraden waren auf der Stelle tot, Kommandant Josef Friedrich wurde schwerst verletzt und verstarb kurz darauf. Die Aufbauten der Autospritze sowie des Rettungswagens wurden durch die Explosion zerfetzt, die restliche Mannschaft lag verletzt unter den Trümmern.

Die weiteren Löscharbeiten wurden mit größtem Einsatz von der Berufsfeuerwehr Wien, der Betriebsfeuerwehr der Sprengstoffwerke Wöllersdorf sowie von den freiwilligen Feuerwehren in der Umgebung (wie Sollenau, Wr. Neustadt, Baden,…) sowie von der restlichen Mannschaft der BF Blumau durchgeführt.

Es war ein schwarzer Tag in der Geschichte der Feuerwehr Blumau. Hauptmann Josef Friedrich, Karl Reiter, Franz Matejka und ein weiterer Feuerwehrkamerad starben in diesem Einsatz, ein Beispiel treuer Pflichterfüllung, den sie mit ihrem Leben bezahlen mussten. Ihre Namen stehen noch heute auf einer Gedenktafel am Friedhof Blumau. Insgesamt forderte das Unglück 24 Tote, größtenteils in der Arbeiterschaft!”

Zitat Ende

Das Werk wurde im Zuge des 2. Weltkrieges wieder aktiviert und danach stillgelegt. Heute ist ein Teil der Werkes als verwachsene Industrielandschaft, die zum Truppenübungsplatz Blumau gehört, erhalten.

Historische Fotos von Blumau sind u.a. auf der Gemeindewebsite von Blumau-Neurißhof zu finden.

 

Der Siphonflaschenverschluß – wohl ein Relikt aus der Kantine oder einem Werksgasthaus – wurde vom schlot-Team 2011 im Föhrenwald bei Wr. Neustadt gefunden

Quellen und Literatur:

[1] 2 Original-Abzüge 166x113mm,mit Rundstempel “Foto-Atelier Schiestl&Nowotny Baden, Annagasse 20 | Antonsgasse 2” im Eigentum des Archives von schlot.at. Copyright-Verletzung wird gerichtlich verfolgt!

[2]: Mulley, K, Leopold, H. (Hrsg., 1996): Österreichs Pulverschmiede | Die Rüstungsindustrie am Steinfeld/Groß Mittel | 125 Jahre Pottendorfer Linie. Eigenverlag der Gewerkschaft der Eisenbahner Ortsgruppe Ebenfurth-Pottendorf; Ebenfurth.

[3] FF Blumau, 09.07.2011

WB | Sollenau | Munitionsfabrik Böhler 1914 | heute ehem. Almeta-Gelände

Fährt man von Sollenau gegen Blumau – Neurisshof, sind kurz nach der Ortsausfahrt linkerhand mehrere ältere Industrieobjekte zu erkennen. Markant sind mehrere hier befindliche unbeschrankte Werksgleisübergänge. Am Gelände des ehemaligen Metallumschmelzwerkes ALMETA befinden sich die einst medial breitgetretenen asbestbelasteten Personenwaggons der ÖBB zum Abwracken…siehe und hier (sehr schöne Fotos).

Die ursprüngliche Nutzung des Geländes erfolgte ab 1905 durch die Gebr. Böhler AG. Es wurde Munition erzeugt. Verortung folgt.

Im Folgenden eine zeitgenössische Werksdarstellung, aus der auch die oben stehenden interessanten und seltenen Fotos stammen [1]:

„Munitionsfabrik Sollenau.

In unmittelbarer Nähe der k.u.k. Pulverfabrik Blumau und des k.u.k. Artillerie-Schießplatzes am Steinfelde gelegen, befindet sich die Böhler’sche Munitionsfabrik in Sollenau.

Diese Anlage ist anfangs 1905 streng nach den diesbezüglich bestehenden Vorschriften erbaut worden; alle Objekte sind elektrisch beleuchtet. Die Munitionsfabrik ist auf regelmäßigen Nachtbetrieb eingerichtet.

Die Anlage liegt knapp an der Trace der Militär-Schleppbahn, in welche auch das Fabriksgeleise einmündet. Der Zu- und Abschub der Materialien ist daher der denkbar sicherste.

Das Etablissement besteht aus nachfolgenden Objekten:

a)      einem Wohn- und Administrationsgebäude,

b)      zwei Depoträumen von je 100 m Länge und 9m Breite

c)      einem Handpulvermagazin (Pulverturm),

d)      einem 75 m langen und 9m breiten Laborier-Objekt, in welchem sich der 50 m lange Laboriersaal befindet.

Die Leistungsfähigkeit für verschiedene Munition sei nur dadurch illustriert, dass durch längere Zeit eine Tagesleistung von 3000 Stück 7,6 cm-Schnellfeuergeschütz – Patronen erzeilt wurde.“

Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Werk für die Friedensproduktion adaptiert und darin Werkzeug hergestellt [2]. Heute sind die Gleisanlagen und ein Teil der alten Bausubstanz noch vorhanden. Ein Besuch lohnt sich, schöne Architektur und für Eisenbahnfreunde oder Schleppbahnfans ist Sollenau ohnehin ein Mekka. Übrigens wurde das Werk namensgebend für diesen Teil der Gemeinde Sollenau (Böhler).

Quellen:

[1] Gebr. Böhler&Co AG Wien-Berlin (Hrsg., 1914): Die Erzeugungsweise von Böhler-Stahl und die Betriebsverhältnisse in den gesellschaftlichen Werks-Anlagen mit einer Schilderung der Erzeugnisse und der geschäftlichen Organisation. 5. Auflage, Selbstverlag,  55ff

[2] http://books.google.at/books?id=jBJlAwweyNYC&pg=PA58&lpg=PA58&dq=munitionsfabrik+b%C3%B6hler+sollenau&source=bl&ots=5i9pl8bWMS&sig=v-QQ2myp5ncwgy97dTVIASHGFOA&hl=de&ei=yD3pTMC1DY_6sgbCyaGPCQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=3&ved=0CCoQ6AEwAg#v=onepage&q=munitionsfabrik%20b%C3%B6hler%20sollenau&f=false, Seite 60

Fotos 2008 MM.

Patronenfabrik AG Lichtenwörth / LIGA | WB | Lichtenwörth

Fotos

Über den Betrieb

1929/30 wurde die ehemalige “Patronenfabrik AG Lichtenwörth” des G. Roth von seinem Konkurrenten, dem Industriellen Mandl, übernommen. Alsbald wurde die Hülsenproduktion eingestellt und um 1933 die Lichtenwörther Gasschutz- und Feuerlöschgeräte AG gegründet, an der die Hirtenberger AG die Mehrheitsanteile hielt.[1].

Die Fabrik war am nordöstlichen Stadtrand von Wiener Neustadt, Postadresse Pottendorfer Straße 162 angesiedelt. Die Produktion fand wohl bereits auf niederösterreichischem Gebiet statt.  Aus 1938 liegt dem schlot-Archiv ein Werbefolder vor, der die allgemeine Angst vor einem Krieg mit grimmigen Abbildungen von Gasübungen schürte [2].

1938 wurden neben Gasschutzprodukten (Gasmasken, Atemfilter, Sauerstoffgeräte, Schutztüren, Raumlüfter und Schutzanzügen) auch diverse Feuerlöscher (Marke Total) und Arbeiterschutzprodukte (Respiratoren, Sandstrahl-Schutzhelme und Asbestkleidung) hergestellt. Anbei 4 einzeln aufrufbare Katalogseiten aus [2]:

Im zweiten Weltkrieg wurde die Rüstungsproduktion wieder aufgenommen und das Werk in die Gustloff-Werke integriert [2].

Quellen:

[1]…Hirtenberger, Geschichte, pdf-Seite 52. 19.04.2012
[2]…Beilage 5 zum Sonderheft “Luftschutz” der “Militärwissenschaftliche Mitteilungen”, Heft 3, Jahrgang 1938

Kartenansicht

schlot_map (bei Google Maps)