Das derzeit brachliegende Areal in Klein Schwechat, Innerberger Straße 28, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Von 1871 bis 1873 errichtete die Innerberger AG hier eine Kokshochofenanlage zur Versorgung des Wiener Raumes mit Rohstahl [1] Der Nachweis der Lagerichtigkeit erfolgt durch ein gescanntes Aufnahmeblatt aus 1873 [2].
Ab 1909 wurde am selben Standort – nach Stillegung der Hochöfen 1901 [4] – die erste Fabrik der Hammerbrotwerke errichtet, was infolge der Lage außerhalb der Stadt eine strategische Fehlentscheidung war. [3]
Die Industriewerke Arsenal waren die auf Friedensproduktion umgerüsteten Werkstätten des Artillerie-Arsenals Wien. Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg durften in Österreich vorerst keine militärischen Waffen mehr erzeugt werden.
Die Umstellung auf Alternativprodukte wurde von großen Teilen der Arbeiterschaft aus Angst vor weiteren Arbeitsplatzverlusten (20.000 Beschäftigte im Krieg, Reduktion auf 3.000 Arbeiter 1919) boykottiert. Die Industriewerke waren daher praktisch nicht produktiv, sondern eher Keimzelle für revolutionäre Ideen der Arbeiterschaft.
1921 wurde der Betriebskomplex in Österreichische Werke Arsenal umbenannt, ab 1922 tatsächlich Friedensartikel hergestellt – siehe letztes Bild und Detailansicht des Kanaldeckels. Nach starken Absatzschwankungen in den 1920er Jahren wurden die Werke 1934 politisch motiviert geschlossen. [1]
Das erste der drei vorliegenden Dokumente stammt aus der schwierigen unmittelbaren Nachkriegszeit – 1919/20 – also aus der revolutionär gesinnten Zeit der Industriewerke Arsenal – siehe zwei Stempel im Dokument.
Leg. Industriewerke 1919
Leg. Technikum 1922
Leg. Technikum 1922
SDAP-Ausweis
Kanaldeckel 1928 der Österr. Arsenalwerke in 1190, Kahlenbergerdörfl
Detail
Legitimation der Industriewerke Arsenal Nr. 4056 von Michael Barczyzyn, geboren zu Lemberg (heutige Ukraine) 1874. Ohne Datum, wohl 1919 oder 1920. [1] Er war in den Industriewerken Arsenal (zumindest offiziell) als Tischler gemeldet. Eigentum schlot.at-Archiv (2022)
Legitimation des Elektro- u. Maschinenbau-Technikums Wien X, Arsenal,Nr. 30 ex 1922. Eigentum schlot.at-Archiv (2022)
Parteibuch der SDAP (Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschösterreichs), selber Nachname wie erstgezeigter Ausweis, Ausstellungsdatum 04.02.1928. Die fehlenden Mitgliedsbeiträge ab 1934 sprechen eine beredte Sprache. Eigentum schlot.at-Archiv (2022)