DE | DM | Loitz | Stärkefabrik, Dübelwerk und Bahnhof

Ansicht des Bahnhofes Loitz im Landkreis Demmin, um 1945. Das kleine Foto ist rückseitig mit “Loitz – Stärkefabrik und Dübelwerk” beschrieben.

Foto im Eigentum von schlot.at

Zur Klärung wurde seitens der schlot.at-Redaktion Mitte September 2010 eine Anfrage an DEN Kenner des Bahnhofes Loitz, Jan Triphan, gestellt. Er dringt mit seinem Digitalisierungsprojekt des Bahnhofes via CAD in völlig neue Dimensionen der Präzision vor und ermöglicht dennoch eine kostenfreie Einsichtnahme in seine Arbeiten (!).

Anbei seine per 19.10.2010 übermittelte Deutung des Fotos:

Zitat J.T.Beginn:

“Links im Bild die Stärkefabrik. Damals noch relativ klein. Trotzdem DER Vorantreiber in Frage Bahnanschluss von Loitz. Muss sich gelohnt haben. Wenig später platzte das Fabrikgelände aus allen Nähten. Konnte Kartoffeln aus ganz Norddeutschland anliefern lassen. Rechts hinten das Dübelwerk. Da als “kriegswichtig” eingestuft, dürften dort nicht nur die Holzdübel für Bahnschwellen hergestellt worden sein. Ausschlag für diese bedeutende Einstufung gab vielmehr das Gelände um den Schornstein rechts vorne. Metallbauwerke. Hier wurden Flugzeugteile hergestellt und mussten natürlich in die großen Werke transportiert werden. Allerdings kann es sich auch um die sterbende Glashütte handeln. Den Übergang kann ich bisher weder optisch noch zeitlich einordnen.”

Zitat Ende

Vielen Dank für die Deutung und amikale Grüße aus Wien!

Verortung folgt.

MM

 

1140 Wien | ehem. Zeisswerke Wien | Wiener Radiowerke AG.

Großes Werksgelände der ehemaligen Zeisswerke Wien im 14. Wiener Gemeindebezirk. Standort Abbegasse 1. Erhalten ist neben dem schlecht einsehbaren Schlot das 1917 vollendete Haupthaus (Inschrift “CZ…[Carl Zeiss]..1917”) mit ansatzweise erkennbarer Spätjugendstil-Ornamentik und Observatoriums-Kuppel . Zuerst wurden unter Zeiss optische Geräte erzeugt, ab 1920 von den Wiener Radiowerken (AG ab 1929) [1] Radioteile wie Röhren und dgl. durch die Schrack AG und später durch Philips [2].

Im zweiten Weltkrieg wurde auch heftig produziert – siehe Geheimprojekte.at.

Das amtliche Wiener Telefonbuch von 1943 [0] verrät auf Seite 567 über die Wiener Radiowerke folgende Werkseinheiten und Adressen:

  • Wiener Radiowerke AG (Audionwerk): XIV./89, Abbegasse 1
  • Finanzabteilung: VII./62, Neubaugasse 1
  • Zweigfabrik: XV./101, Gernotgasse 12
  • Werkküche: XV./101, Camillo Sitte-Gasse 15
  • Werkluftschutzleiter […]: XX./20, Klosterneuburger Straße 16
  • Ausländerlager (!): XVI./107, Huttengasse 83 [heute Imbiss]
  • Ausländerinnenlager (!): XV./101, Kriemhildenplatz 6 [heute Wohnpartner-Lokal]
  • Lager: XIV./89, Linzer Straße 237

Erzeugnisse 1959 [1]:

  • Glühlampen (Glasfabrik Wien III:, Rennweg 95a)
  • Radioempfangsröhren
  • Magnetbandscgreiber
  • Lautsprecher
  • Elektrolytkondensatoren
  • elektroakustische Geräte

Die derzeitige Nutzung des heruntergekommenen und durch Neubauten verschandelten Geländes erfolgt durch das österreichische Bundesheer, das am Standort ab den 1980er Jahren  bis 2008 eine Funkstation betrieb. Des Weiteren betreibt das Technische Museum Wien ein Lager am Gelände. Weitere Infos über das Werk bzw. dessen geplante weitere Nutzung anbei. Fotos MM (2009).

Quellen:

[0] Amtliches Fernsprechbuch Wien 1943. Staatsdruckerei, S. 567

[1] Industrie-Compass 1959 Österreich, Compass Verlag, 742

[2] wiki – weitere Infos hier.

schlot_map (bei Google Maps)
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