AT | Alka-Kapseln / Flaschenkapseln | 1925 – ca. 1980

Am 19.05.1891 wurde in den U.S.A. der heute allseits bekannte Kronkorken als Getränkeverschluß patentiert [1].

Um 1925 wurde in Schweden ein neuartiger Verschluss für Getränkeflaschen erfunden, der von etwa 1930 bis 1980 eine rege Verbreitung verzeichnete; es handelte sich um eine abreißbare Aluminiumkapsel, unter der eine Lage Presskork eingelegt war. Diese ab 1933 als ALKA-Kapsel (ALuminium-KApsel) bezeichnete Erfindung feierte große kommerzielle Erfolge [2] und wurde wohl bereits relativ früh kopiert bzw. in Lizenz produziert.

In Wiener „Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger“ tritt die Firma „Alkaverschluß Jonsson & Co, XVII, Ottakringer Straße 36 […]“ bereits 1930 auf [3].

1938 macht ein alteingesessenes Unternehmen, die Fa. „Österreichische Kronenkornwerke Richard Bruchsteiner, Wien XIX, Bachofengasse 8“, bereits mit einer Produkt-Erweiterung auf „Aluminium-Abreißverschlüsse“ Konkurrenz [4].

1942 firmierte „Alkaverschluß Jonsson & Co“ in Wien I, Reichsratstraße 5 und Wien I, Doblhoffgasse 9 [5].

1953 inserierte im ATB (allgemeinen Telephonbuch Wien) die Firma als „Flaschenverschlüsse Original Alka“ in Wien I, Doblhoffgasse 9. Unverblümte Konkurrenz boten damals „ Josef Frais, Wien XVII., Blumengassse 11, Fabrikation von Aluminium-Abreißverschlüssen […] sowie die „Metallkapsel- und Korkenfabrik Viktor Perry, Wien III., Ungargasse 59-61“ [6].

1972 inserierten im ATB die Firma „Alkaverschluß Timmel, 1151 Wien, Rauchfangkehrergasse 37“ und „JOMA – Johann Matzka, 1070 Wien, Kaiserstraße 33, Korke, Flaschenverschlüsse aller Art […]” [7].

1975 inserierte im ATB die Firma Timmel als „CROWN CORK GMBH Timmel, 1151 Wien, Rauchfangkehrergasse 37,“ und „Alkaverschluß Timmel, 1151 Wien, Rauchfangkehrergasse 37“ und hat dieselbe Konkurrenz wie schon 1972 [8].

Die Alka-Kapsel auf Bierflaschen der Schwechater Brauerei wurden mit der ab 1975 ausgestrahlten umstrittenen Fernsehserie „ Ein echter Wiener geht nicht unter“ dokumentiert [9][10, Minute 0:58]. Ihre Spur auf Flaschenhälsen verliert sich wohl um 1980.

Das Archiv schlot.at besitzt eine Sammlung von Abrisskapseln des 20. Jahrhunderts, die nach derzeitigem Kenntnisstand auf Bier-, Mineralwasser-, Limonaden- und Essigflaschen einsetzt wurden [11].

Vertreten sind derzeit Kapseln folgender Hersteller bzw. Marken:

Brauereien:

  • Brauerei Liesing
  • Brauerei Neu Nagelberg
  • Brauerei Nussdorf
  • Brauhaus Dreher Schwechat
  • Schwechater Bier
  • Hubertus Bräu
  • Linzer Bier
  • Wiener Stadtbräu Lager
  • Wiener Stadtbräu Steffel

Limonaden:

  • Almdudler Limonade
  • Florida Gold
  • Frucade
  • Libella Rubin
  • Peregrini
  • Schartner Bombe

Privat-Abfüller/Mineralwasser:

  • E. Walter Fischamend
  • Eis-Soda Hainburg
  • Georg Pschick Wien XXI
  • Gleichenberger Mineralwasser
  • Karl Kiefer Wien XXI
  • KEME
  • RGE (Reiner Gärungs-Essig)
  • Thalheimer

 

 

Quellen:

[1]…wissenschaft.de (17.01.2024)

[2]…digitaltmuseum.se (17.01.2024)

[3]…Wienbibliothek – Lehmann 1930 (17.01.2024)

[4]…Fernsprechnetz Wien – Amtliches Teilnehmerverzeichnis, Ausgabe Mai 1938, S. 69

[5]…Wienbibliothek – Lehmann 1942 (17.01.2024)

[6]…Amtliches Telephonbuch Wien 1953, II. Teil: Berufs- und Branchenverzeichnis, S. 256 ff

[7]…Amtliches Telephonbuch Wien 1972, Berufs- und Branchenverzeichnis, S. 334

[8]…Amtliches Telephonbuch Wien 1972, Berufs- und Branchenverzeichnis, S. 390

[9]…falstaff.com (17.03.2024)

[10]…youtube.com (17.03.2024)

[11]…Abrisskapseln im Eigentum Archiv schlot.at

AT | 1030 Wien | Ehem. neues Schweineschlachthaus St. Marx – Arena Wien

Verwaltungsgebäude, damals wie heute. Quelle: Privatarchiv cccschlot

Das ehem. neue Schweineschlachthaus St. Marx (heutige Arena Wien) – Bau- und (Um-)Nutzungsgeschichte

Adresse: Baumgasse 80, 1030 Wien

Aus dem Vortrag zur Historikertagung „Industriekultur“ der Donau-Uni Krems, Dezember 2023

1. DIE BASIS – Das Areal

    1. Stadtteil- und Industriegeschichte
    2. Die Anfänge der Schlachthöfe
    3. Das ehemalige städtische Schweineschlachthaus

2. DIE BESETZUNG – Der Widerstand

    1. Die Kontumazanlage – die „alte Arena“ – erste Umnutzungsideen
    2. Konzepte für einen autonomen Kulturplatz
    3. Industrieanlagen im Wandel

3. DER VEREIN – Der Neubeginn

    1. Einzug in die „neue“ – die heutige – Arena
    2. Moderne Adaptierungen
    3. Denkmalschutz und eigener Antrieb

1. DIE BASIS – Das Areal – 1.1. Stadtteil- und Industriegeschichte

Die Erschließung des Areals hängt stark mit der Entwicklung der Donau Auen zusammen.

Die Donau vor der Regulierung, Festschrift, S. 128
Die Donau vor der Regulierung, Festschrift, S. 128
Die Donau nach der Regulierung, Festschrift, S. 129
Die Donau nach der Regulierung, Festschrift, S. 129

Jahrhundertelang wies die Donau stark “schwankende Wasserstände” auf, die im Wiener Becken” ein ganzes Netz an wechselnden Wasserarmen ausbildete”.
Bereits 1832 konnten durch den Donaukanaldurchstich einige Gebiete in Erdberg trockengelegt und parzelliert werden.1 1884 war die Donauregulierung schließlich abgeschlossen, wodurch eine längerfristige Bebauung des Gebietes ermöglicht wurde.

Erdberg

In Erdberg wurde ab der der zweiten Türkenbelagerung Obst und Gemüse angebaut (auch Milchwirtschaft und Weinanbau betrieben),2 wodurch die Haupterwerbsbauern mit ihren sog. Erdberger Küchengärten einen wichtigen Teil zur Versorgung Wiens beitrugen. Fuhrwerker3 ließen sich nieder und vor allem auch die Gerber, Abdecker oder Wasenmeister, Leimsieder und die Fleischhauer mit ihren öffentlichen Schlagbrücken, siedelten wegen der Unreinlichkeit ihrer Gewerbe am Rande der Stadt.4

Plan der K.K. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, CarlLoos, Wien1895 Osten. Privatarchiv: cccschlot
Plan der K.K. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, CarlLoos, Wien1895 Osten. Privatarchiv: cccschlot


Durch die spätere Eingemeindung der Vororte rückten diese Gewerbe und weitere im 19. Jahrhundert folgende Betriebsansiedelungen wie eine Teerfabrik, Tierkörperverwertung, die Simmeringer Waggonfabrik, die Zünderhütte, Fleischselcher und natürlich Schlachthöfe und einige mehr, an die Außengrenzen.

St. Marx

Die ursprüngliche Kapelle der Kirche St. Marx stand an einer alten Römerstraße, der späteren St. Marxer Linie (der heutigen Simmeringer Hauptstraße), die als Reise- und Handelsroute diente.

In dem höher gelegenen Gebiet St. Marx entstand auf Grund der Stadtgrenzen und des Reiseverkehrs im Laufe von Jahrhunderten einer der größten Viehmärkte und Schlachtstätten Europas – der 1884 eröffnete Central-Viehmarkt.5

Franziszeischer Kataster, 1829, St. Marx. Quelle: maps.arcanum.com, am 09.01. 24 um 16:15
Franziszeischer Kataster, 1829, St. Marx. Quelle: maps.arcanum.com, am 09.01. 24 um 16:15

1.2. Die Anfänge der Schlachthöfe

Die Kirche und das St. Marxer Tor entwickelten sich nicht nur zur Zoll- und Einlassstelle an der östlichen Stadtgrenze, sondern auch bald vom Siechenhaus (Infektionskrankenhaus) zur vergrößerten Spitals- und Versorgungshausanlage.

Die immer öfter in die Stadt mitgebrachten Nutztiere mussten versorgt, untersucht und eventuell geschlachtet werden. Durch diese Kette an Notwendigkeiten entstand ein (1797 gegründeter) Viehmarkt mit Notstallungen6 und einem Ochsenstand7 knapp außerhalb der östlichen Stadtgrenze.8

Der erste Schweineschlachthof in St. Marx. Druck einer kolorierten Radierung, o.D., Mitte 19. Jh. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Der erste Schweineschlachthof in St. Marx. Druck einer kolorierten Radierung, o.D., Mitte 19. Jh. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Der erste Schweineschlachthof in St. Marx. Druck eines Aquarells, dat. 1845Quelle: cccschlot
Der erste Schweineschlachthof in St. Marx. Faksimiledruck einer kolorierten Kreidelithografie, dat. 1845 Quelle: cccschlot

Mitte des 19. Jahrhunderts (1846-48) entstand der erste, größere Schlachthof an der Hohlweggasse und wurde durch spätere Erweiterungen zb. den noch heute stehenden und alternativ genutzten Rinderhallen (1878-1884) stark vergrößert.

In den 1860er Jahren wurde die Kirche demoliert und das Spitalsareal an den bisherigen Pächter der Spitalsbrauerei Adolf Ignaz Mautner verkauft.9

Lageplan des Zentralviehmakrtes in der Situation um 1910. In: Technischer Führer durch Wien, herausgegeben vom österreichischen Ingenieur- und Architektenverein, redigiert von Ing. Dr. Martin Paul, Stadtbauinspektor, Verlag von Gerlach & Wiedling, Wien 1910, S. 236Quelle: Privatarchiv cccschlot
Lageplan des Zentralviehmakrtes in der Situation um 1910. In: Technischer Führer durch Wien, herausgegeben vom österreichischen Ingenieur- und Architektenverein, redigiert von Ing. Dr. Martin Paul, Stadtbauinspektor, Verlag von Gerlach & Wiedling, Wien 1910, S. 236 Quelle: Privatarchiv cccschlot

Durch die Eingemeindung der Vorstädte und starkem Bevölkerungszuwachs10 stieg der Schlachtviehbedarf rasant an. Im Besonderen war der Bedarf an Schweinefleisch durch die zu klein gewordene Schweineschlachtabteilung am Zentralviehmarkt erhöht.

Ebenso wurden erweiterte tierärztliche Untersuchungen hinsichtlich zahlreicher Haus- und Nutztierseuchen11 und die Umsetzung neuer Hygienemaßnahmen durch „[..] die Erfolge [..] bakteriologischer Forschung [..]“ benötigt.12

1.3. Das ehemalige städtische Schweineschlachthaus

Für den Bau des neuen Schweineschlachthauses kam ein freigebliebenes, abschüssiges Areal an der projektierten Erweiterung des Landstrasser Gürtels am Ende der Gesamtanlage des Zentralviehmarktes zur Verwendung.
Hier war ursprünglich ein dringend benötigter Seuchenhof geplant, der Bau des neuen Schweinschlachthauses musste vorgezogen werden.

Ing. Max Fiebiger war bereits seit 1900 mit Erweiterungsbauten am Zentralviehmarkt und vielen kommunalen Anlagen in Wien13 betraut und leitete, für das Wiener Stadtbauamt, den Bau des neuen Schweineschlachthauses in den Jahren 1908-10 an der Ecke Baumgasse und heutigem Franzosengraben.

Ab April 19081415 wurde das Terrain (teils mit Ziegeln) aufgeschüttet16 und am Ende der Schweineausladerampe der Schlachthausbahn der neue Schweineschlachthof für 1500 Schweine errichtet.

Lageplan des neuen Schweineschlachthauses in einer etwas verfälschten Situation um 1910. In: Technischer Führer durch Wien, herausgegeben vom österreichischen Ingenieur- und Architektenverein, redigiert von Ing. Dr. Martin Paul, Stadtbauinspektor, Verlag von Gerlach & Wiedling, Wien 1910, S. 238Quelle: Privatarchiv cccschlot
Lageplan des neuen Schweineschlachthauses in einer etwas verfälschten Situation um 1910. In: Technischer Führer durch Wien, herausgegeben vom österreichischen Ingenieur- und Architektenverein, redigiert von Ing. Dr. Martin Paul, Stadtbauinspektor, Verlag von Gerlach & Wiedling, Wien 1910, S. 238
Quelle: Privatarchiv cccschlot

Der sog. Schlachthauszwang17 wurde zuvor per Gesetz verordnet und die bis dahin üblichen Notstechbrücken oder privaten Schlachtstätten nicht mehr benötigt.18

Die Anlage wurde nach dem deutschen System errichtet. Das heißt, dass Arbeitshallen und -räume nicht baulich voneinander getrennt sind – im Gegensatz zum französischen System19 Üblicherweise wurden Schlachthöfe in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht nur nach hygienischen Grundsätzen „sondern auch nach betriebstechnischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten geplant; die Verwaltungsgebäude wurden meist an eine öffentliche Straße gelegt.“20

Im hinteren Bereich des Schlachthofes befanden sich die Stallungen, die an die Schlacht-und Arbeitshalle mit Stechbuchten, Brüh- und Enthaarungsplätzen angeschlossen waren. Die Kadaver konnten durch das neuartige21 Schwebebahnsystem transportiert werden, ohne sie abnehmen und umladen zu müssen. Die neuen Kühlanlagen und die Fortschritte der Kältetechnik stellten eine bedeutsame Neuerung zur sicheren Versorgung der Bevölkerung dar.22

Die Gebäude

Das damalige wie heutige Verwaltungsgebäude beherbergte Büros, Küchen und vor allem Wohnungen für Schlachthausleiter und Tierärzte, die ständig vor Ort waren.

Die sog. Sterilisierungsanstalt unterteilte sich in diverse Arbeitsräume, Selch-, Pökel- und Kühlkammern sowie eine Freibank. Die Pökel- und Kühlanlagen befanden sich im Keller, der ebenfalls mit einem Schwebebahnsystem und 2 Lastenaufzügen ausgestattet war. Beides ist heute noch erhalten.

In diesem Trakt wurde Fleisch, das schwachfinnig25 war oder von seuchenverdächtigen, kranken oder verunfallten Tieren stammte, sterilisiert und gesondert in der Freibank, der Verkaufsstelle, verkauft.

Der übliche Schlachtbetrieb kam mit der Sterilisierungsanstalt nicht in Berührung.

Das Kessel- und Machinenhaus, die heutige Große Halle. In: Das neue Schweineschlachthaus im III. Bezirke, Wien Magistrat, 1910, S. 19, Abb. 10Foto: Privatarchiv cccschlot, Quelle: ONB
Das Kessel- und Machinenhaus, die heutige Große Halle. In: Das neue Schweineschlachthaus im III. Bezirke, Wien Magistrat, 1910, Abb. 10 Foto: Privatarchiv cccschlot, Quelle: ONB

Die heutige große Konzerthalle (links der ursprünglichen Kühlhalle) beherbergte das sehr großzügig angelegte Kessel- und Maschinenhaus sowie Lager- und Arbeitsräume. Bereits bei der Bauplanung wurde eine mögliche Vergrößerung der Maschinenräume, sowie auch des gesamten Geländes angedacht.26

Rechts der Kühlhalle befanden sich Räume für Meister, Gesellen und Aufseher, und Nassräume. Das heutige „Beisl“.

Die Kühlhalle, die heute nicht mehr vorhanden ist,27 bestand aus zwei Hallen, die abwechselnd mit Brunnenwasser und durch eine CO2-Kältemaschine vorgekühlt und gekühlt wurden. Das Kühlwasser, der Abdampf und das Kondensationswasser wurden dem Betrieb wieder zugeführt.

Der Schornstein/Schlot wurde bauzeitlich von der renommierten Wiener Firma Ludwig Gussenbauer28 errichtet.

Kunstgeschichte

Verwaltungsgebäude, damals wie heute. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Verwaltungsgebäude, damals wie heute. Quelle: Privatarchiv cccschlot

Das Gebäudeensemble besteht aus ein- und mehrgeschossigen, profanen Sichtziegelbauten als vereinfachte Ausläufer der romantisch historistischen kommunalen und Industriebauten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Die Hoffront des Verwaltungsgebäudes zeigt einen 3-geschoßigen Sichtziegelbau mit stark vorspringendem, zweiachsigen Mittelrisalit mit Segment– und Rundbogenfenstern und „betont giebelartiger Überhöhung29 mit kaminkopfartigen Eckpfeilern in der Attikazone.

Der Arena-Fries, der durch 45° über Eck gestellte Ziegel in 3 Reihen ein stilisiertes Blumen- oder Kreuzmuster zeigt, befindet sich in der Frieszone unter der Dachkante.

Kessel- und Maschinenhaus, heutige große Halle, heutige Eingangsfront. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Kessel- und Maschinenhaus, heutige große Halle, heutige Eingangsfront. Quelle: Privatarchiv cccschlot

Das Kessel- und Maschinenhaus zeigt an der heutigen Eingangsfront, den sakralen Charakter einer Basilika, einer mehrschiffigen, profanen Halle, die europaweit häufig an Kommunalbauten, Industriebauten, auch Schlachthöfen, zu finden ist. Der Arena-Fries und zinnenartige Aufsätze sind hier besonders markant.

Original-Schriftzug am Kessel- und Maschinenhaus, heutige große Halle. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Original-Schriftzug am Kessel- und Maschinenhaus, heutige große Halle. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Original-Schriftzug am Kessel- und Maschinenhaus, heutige große Halle. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Original-Schriftzug am Kessel- und Maschinenhaus, heutige große Halle. Quelle: Privatarchiv cccschlot

Die Original-Schriftzüge „Kesselhaus“ und „Maschinenhaus“ sind heute noch erhalten.

Verwaltungsgebäude des Zentral-Pferdeschlachthauses. In: Verlag des Magistrates der Reichs-Haupt- und Residenzsdtadt Wien, Das neue Zentral-Pferdeschlachthaus des X. Bezirkes in Wien, Wien 1908. Foto: Privatarchiv cccschlot, Quelle: ONB
Verwaltungsgebäude des Zentral-Pferdeschlachthauses.
In: Verlag des Magistrates der Reichs-Haupt- und Residenzsdtadt Wien, Das neue Zentral-Pferdeschlachthaus des X. Bezirkes in Wien, Wien 1908.
Foto: Privatarchiv cccschlot, Quelle: ONB
Der Arena-Fries. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Der Arena-Fries.
Quelle: Privatarchiv cccschlot

Vorbilder lassen sich vor allem in dem fast zeitgleich erbautem Pferdeschlachthaus in Favoriten erkennen, auch wenn sich hier der besagte Arena-Fries, der dem Kreuzverband von Klinkermauerwerken ähnlich ist, nicht wiederfinden lässt.

Vergleiche in BrüggeQuelle: Privatarchiv cccschlot
Häuserfassaden, Brügge
Quelle: Privatarchiv cccschlot
Vergleiche in GentQuelle: Privatarchiv cccschlot
Häuserfassade, Gent
Quelle: Privatarchiv cccschlot
Vergleiche in HamburgQuelle: Privatarchiv cccschlot
ehem. Maschinenfabrik Lübeck & CO, Hamburg
Quelle: Privatarchiv cccschlot
Vergleiche in WienQuelle: Privatarchiv cccschlot
Volksschule, Stolberggasse, 1050 Wien
Quelle: Privatarchiv cccschlot
Vergleiche in WienQuelle: Privatarchiv cccschlot
Gasometer D, 1110 Wien
Quelle: Privatarchiv cccschlot

Trotz des Variantenreichtums von Ziegelfriesen ließ sich der vergleichbar einfache Arena-Fries bislang noch nicht nachweisen. Beispiele: Brügge, Gent, Hamburg und Wien.
Das Wiener Stadtbauamt war verantwortlich für die Entwürfe, deren Planung und Bauablauf. Oft nicht namentlich genannte, angestellte Architekten30 und weitere Positionen wie Bauinspektoren, -ingenieure, -leiter, -meister waren an dem Bau beschäftigt.

Einige Hinweise31 schreiben den Gesamtentwurf Max Fiebiger zu, der nicht als Modernist32 bekannt war.

Die Gebäude erlitten Bombentreffer im 2. Weltkrieg und wurden anschließend wieder aufgebaut bzw. teilweise durch einfachere Gebäudeabschnitte ersetzt.

2. DIE BESETZUNG – Der Widerstand

2.1. Die Kontumazanlage – die „alte Arena“ – erste Umnutzungsideen

Die Kontumaz- bzw. Quarantäneanlage an der Döblerhofstraße (schräg gegenüber des Schweineschlachthofes an der heutigen Autobahnauffahrt) wurde 1916-22 ebenfalls vom Wiener Stadtbauamt errichtet und bestand aus einer großen Zahl an einzelnen Gebäuden.

Besetzung der Festwochen-Arena 1976

Das später als Auslandsschlachthof bezeichnete Areal wurde bereits 1975 und 1976 für das Jugendprogramm34 der Wiener Festwochen genutzt.

Am letzten Tag der Veranstaltungen – am 27. Juni 197635 wurde das Gelände mit einer Forderung zur Errichtung eines selbstverwalteten, subventionierten36, permanenten und ganzjährigen Kulturbetriebes für Alle besetzt. 37 38 39

Zahlreiche Proteste, Unterschriftensammlungen und Verhandlungen mit der Stadt Wien begleiteten die 3monatige, letztlich erfolglose Besetzung. Das Gelände war verkauft und abgerissen worden.

Zum Verkauf des Auslandsschlachthofes und zum Ende der Schlachthöfe

Bereits ab Mitte der 60er gingen die Lebendanlieferungen stark zurück und durch neue Vorschriften die „Lebensmittel- und Schlachthygiene“ betreffend, wurden beide Schlachthöfe40 bereits Mitte der 70er Jahre geschlossen. 1997 wurden dann auch die Schlachtungen am Zentralviehmarkt beendet.41

Alternativpläne wurden mit der Stadt Wien ausgearbeitet42 und nach 2 abgelehnten Angeboten (darunter das Schloss Neugebäude), nahmen die Besetzer und Besetzerinnen das vorgeschlagene Areal der heutigen Arena mit der Bedingung der Übernahme der Umbaukosten der desolaten Anlage an.43

Plan der "alten" und der "neuen" Arena. Quelle: Bruno-Kreisky-Archiv
Plan der “alten” und der “neuen” Arena. Quelle: Bruno-Kreisky-Archiv


2.2. Konzepte für einen autonomen Kulturplatz

Sehr rasch entstand ein umfassendes Konzept für ein ganzheitliches, soziales, integratives Kulturzentrum mit dem Ziel der Demokratisierung der Kultur44, mit Beteiligung verschiedener Personen- und vor allem sozialer Randgruppen.

In der kurzen Zeit der Besetzung, im Sommer 1976, wurde das Areal in einen kulturell und sozial vielseitigen Ort mit dorfähnlichem Charakter verwandelt.

Zahlreiche Einrichtungen wie Theater, Frauencafé, Teehaus, Küche, Galerie, Kinderhaus etc. wurden schnell installiert.

Alle, ob obdachlose Kinder oder kunstinteressierte Jugendliche, wurden aufgenommen.
Ein umfassendes Konzept für das neue, vorgeschlagene Areal wurde erarbeitet und beinhaltete Einrichtungen zur kulturellen und sozialen Versorgung Wiens.
Heute steht nur noch ein kleiner Teil des ursprünglich zu adaptierenden Gebietes.

2.3 Industrieanlagen im Wandel

Vor allem in Deutschland gibt es seit den 1960er und va. 1970er Jahren zahlreiche Beispiele an kulturellen Umnutzungsforderungen historischer, stillgelegter Industrieanlagen.45 Nach den Wirtschaftskrisen 1966/67 und 73/74 hatten „aufgegebene Industriebauten das Stigma des wirtschaftlichen Versagens“46, doch die sozialen Bewegungen – oft durch Bürgerinitiativen47 – erkannten darin das Potential zur Definierung eines neuen Kulturbegriffes48 mit Symbol- und Vorbildcharakter.

In den USA gibt es diese Bewegung bereits seit den 50er Jahren.49

In Deutschland finden ab den 1990er Jahren häufiger Unterschutzstellungen mit anschließenden Umnutzungen statt, „[..], um spezifische stadträumliche und kunsthistorische Qualitäten eines Industriebaus zu erhalten und damit die Identität ihres Quartiers oder Stadtteils zu wahren“50. Diese Tendenzen lassen sich auch aktuell und europaweit beobachten.

Auch für das heutige Arena-Areal wurden rasch ähnliche Ideen zur Umnutzung entworfen.

Graffiti "Arena 77"Quelle: Privatarchiv cccschlot
Graffiti “Arena 77”
Quelle: Privatarchiv cccschlot
Erstes Nutzungskonzept für die "neue" Arena. Quelle: Bruno-Kreisky-Archiv
Erstes Nutzungskonzept für die “neue” Arena. Quelle: Bruno-Kreisky-Archiv

3. DER VEREIN – Der Neubeginn
3.1. Einzug in die „neue“ – die heutige – Arena

Die Schlüsselübergabe und der Einzug in die „neue“ Arena fand 1 Jahr nach der Besetzung, 1977 statt.

Dr. Dieter Schrage, der damalige Direktor des 20er Hauses wurde erster engagierter Obmann des neuen Vereins Forum Wien Arena.

Zahlreiche Umbauten und Instandsetzungen wurden durchgeführt, einige Gebäude abgerissen und der hintere Teil des Geländes an eine Kühlfirma vergeben.51 52

1980 begann der regelmäßig und durchgehend bis heute geführte Veranstaltungsbetrieb.53 Bereits zu Beginn engagierten sich nationale und internationale Künstler und Künstlerinnen 54.

Umbau der Durchfahrt. Quelle: Arena Archiv
Umbau der Durchfahrt.
Quelle: Arena Archiv
Umbau des Open Air Geländes, dem früheren Platz der Kühlhalle(n). Quelle: Privatarchiv cccschlot von Arena Archiv
Umbau des Open Air Geländes, dem früheren Platz der Kühlhalle(n). Quelle: Privatarchiv cccschlot von Arena Archiv


3.2. Moderne Adaptierungen

Der Umbau der Großen Halle (des ehem. Kessel- und Maschinenhauses ) und des Open Air Geländes (dem Platz der ehem. Kühlhalle) wurde vom Wiener Architekturbüro Rataplan 1994-2004 konzipiert und umgesetzt.

Das Open-Air-Gelände wurde abgegraben, eine moderne, große Bühne gebaut und mit technischen Einrichtungen und Publikumsinfrastruktur versehen.

Modellfotos Architekturbüro Rataplan. Quelle: Rataplan
Modellfotos Architekturbüro Rataplan. Quelle: Rataplan
Vor dem Umbau.Quelle: Rataplan
Vor dem Umbau.
Quelle: Rataplan
Nach dem Umbau.Quelle: Rataplan
Nach dem Umbau.
Quelle: Rataplan
Modellfotos Architekturbüro Rataplan. Quelle: Rataplan
Modellfotos Architekturbüro Rataplan. Quelle: Rataplan

Zahlreiche Veranstaltungen im sozialen und kulturellen Bereich wurden in der Arena initiiert. Zum Beispiel:
– Das Arena Open Air Kino gibt es seit 1990 als das erste Wanderfreiluftkino „Volxkino“ ins Leben gerufen wurde. Bis 2012 kamen dafür zwei Filmprojektoren aus den 1920er Jahren zum Einsatz.56
Benefizfestivals wie „Bock auf Kultur“ und „Nacht gegen Armut“ mit Patti Smith von der Volkshilfe Wien
Deutschkurse des Vereins „You are welcome“
Sportveranstaltungen (Red Bull Parcourlauf, Blue Tomato Snowboard Event)

– Verwendung als Drehort
Lehrlingsausbildung im Bereich Veranstaltungstechnik
Ausstellungen, Theater, Konzerte, Lesungen

Eine schmiedeeiserne Laterne im Originalbestand. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Eine schmiedeeiserne Laterne im Originalbestand.
Quelle: Privatarchiv cccschlot
Altes und neues Eingangstor. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Altes und neues Eingangstor.
Quelle: Privatarchiv cccschlot


3.3 Denkmalschutz und eigener Antrieb

Das gesamte Gelände wurde auf Grund von gegebenem öffentlichen Interesse vom Bundesdenkmalamt Wien 1997 unter Schutz gestellt und einige Besonderheiten im Bescheid festgehalten. Nicht nur die wirtschaftshistorische Bedeutung, sondern auch die Industriebauweise mit ihren weitgehend vollständig erhaltenen Sichtziegelfassaden werden darin betont.

„Die Gebäude des ehem. Schweineschlachthofes stellen mit ihren typischen und weitgehend vollständig erhaltenen Sichtziegelfassaden eine bereits selten gewordene Form dieser Industriebauweise aus dem Ende des 19. Jahrhunderts bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts in Wien dar und sind daher architekturgeschichtlich von besonderer Bedeutung. Der Schweineschlachthof dokumentiert [..] einen bedeutenden Bereich der Wirtschaftsgeschichte Wiens um die Jahrhundertwende.“ Auszug aus dem Feststellungsbescheid nach §2 von  1997

Beeteinfriedung neu. Der typische Arena-Fries wurde auch hier zum maßgeblichen Gestaltungselement.Quelle: Privatarchiv cccschlot
Beeteinfriedung neu. Der typische Arena-Fries wurde auch hier zum maßgeblichen Gestaltungselement. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Alter Aufzugsmotor über der Dreiraum-Bar.Gestaltung der Bar von https://www.finkenstedt.at/ Quelle: Privatarchiv cccschlot
Alter Aufzugsmotor über der Dreiraum-Bar.
Gestaltung der Bar von https://www.finkenstedt.at/
Quelle: Privatarchiv cccschlot
Historischer Mauerhaken. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Historischer Mauerhaken. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Historische Fleischhaken. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Historische Fleischhaken.
Quelle: Privatarchiv cccschlot
Historische Luftbahngleise. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Historische Luftbahngleise.
Quelle: Privatarchiv cccschlot
Ansicht der im Bau befindlichen neuen Wohntürme gegenüber der heutigen Arena, auf dem Areal der "alten Arena". Quelle: Privatarchiv cccschlot
Ansicht der im Bau befindlichen neuen Wohntürme gegenüber der heutigen Arena, auf dem Areal der “alten Arena”.
Quelle: Privatarchiv cccschlot

Das Gelände des ehem. neuen Schweineschlachthauses ist kein (Freilicht-)Museum, sondern ein lebendiges Denkmal zur Stadtgeschichte, das ganzjährig benützt wird. Der Verein ist bestrebt so weit als möglich den Ensemble-Charakter des ehem. Industriegeländes, auch in seinen Einzelteilen zu bewahren und in den Betrieb zu integrieren. Beispielsweise wird nachts die fehlende Pförtnerhausuhr an ihre Originalstelle projeziert, ein alter Aufzugsmotor durch Beleuchtung in den Gastraum integriert oder neue Beeteinfriedungen mit dem Arena-Fries versehen.

Die Besonderheit und Notwendigkeit des Fortbestands des Areals und des Vereins zeigt sich auch durch die gelungene Integration in das gesellschaftliche Leben, die Anerkennung der Bevölkerung, sowie (mittlerweile) aller politischen Parteien57.

Seit einigen Jahren bemüht sich der Verein auch verstärkt um Vermittlung seines eigenen industriekulturellen Erbes durch Ausstellungen und Führungen, die teilweise in Zusammenarbeit mit dem österreichweiten Tag des Denkmals, organisiert vom Bundesdenkmalamt Wien, veranstaltet wurden.

Der breiten Öffentlichkeit ist nur die Geschichte der Besetzung und tw. die Entstehung des heutigen Areals geläufig. Auch das Forschungs-, Ausstellungs58– und Publikationsinteresse59 bezieht sich zur Zeit ausschließlich auf die ereignisreiche Protestbewegung. Das Interesse des Publikums an der gesamten Geschichte ist allerdings vorhanden. Genauso wie die Bereitschaft des Vereins seine Geschichte zu wahren, weiter zu forschen und zu vermitteln.

—-

Anmerkung der Redakteurin:
Bei beabsichtigter Verwendung von Bild- und Textmaterial sind die Verwertungsrechte von schlot.at zu beachten. Bild- und Textmaterial dürfen nicht verändert werden. Bildquellen sind zusätzlich, jeweils wie direkt bezeichnet, zu nennen. Anfragen per Kontaktformular.
Der Artikel stellt einen sehr kleinen Auszug aus bisher 11-jähriger Forschungsarbeit dar.

Fußnoten/Quellen:

1 Festschrift, 100 Jahre Wiener Stadtbauamt, 1835-1935, Wien 1935, S. 126 f.
2 Geschichte derVorstädte und Freygründe Wien, Wien 1812, S. 21
3 https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Erdberg_(Vorstadt), am 09.01.24 um 13:51
4 Geschichte derVorstädte und Freygründe Wien, Wien 1812, S.12
5 https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Zentralviehmarkt
6 Geschichte derVorstädte und Freygründe Wien, Wien 1812, S. 30
7 Festschrift, 100 Jahre Wiener Stadtbauamt, 1835-1935, Wien 1935, S. 173
8 https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/St._Marx, am 08.04.24
9 https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Brauhaus_St._Marx, am 09.01.24 und 1857, https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/St._Marx, am 09.01.24
10 Bevölkerungsentwicklung lt. Statistik Austria, in:http://www.carookee.de/forum/Kleeblattforum.carookee.com/33/21583648-0-01105?p=1
11 Milzbrand, Roßwurmkrankheit, Räude, Wutkrankheit, Schweinerotlauf, Schweinepest und Geflügelcholera, in: Stadt Wien, Die Gemeindeverwaltung der k.u.k. Reichhaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1908 VVII., Bericht des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger, Verlag Gerlach und Wiedling, Wien 1910, S.249 – im WSTLA
12 Walter, Uli, Schlachhof und öffentliche Gesundheit. Zur Kultur- und Baugeschichte von Schlachthäusern seit dem Mittelalter, in: Jahrbuch der bayerischen Denkmalpflege, Band 54/55, 2000/2001, München 2006, S.73-79, hier S. 77
13 Ab 1912 wurde er zum städtischen Baurat und zum Leiter der Hochbauabteilung ernannt, von 1920-25 war er als Stadtbaudirektor tätig und baute zahlreiche Schulhäuser und Kindergärten, Schweinemastanstalten, Kühlhallen, Schlacht- und Seuchenhöfe, Straßen, Kanäle, erweiterte die Hochquellenwasserleitung. Übriggeblieben Gasbeleuchtung wurde durch elektrische Lampen modernisiert. Ebenso war er an Bauprogrammen zur Schaffung von Kleinwohnungen beteiligt. In: Festschrift 1935, S. 52/53
14 Stadt Wien, Die Gemeindeverwaltung der k.u.k. Reichhaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1908 VVII., Bericht des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger, Verlag Gerlach und Wiedling, Wien 1910, S.254 – im WSTLA
15 Die Entwurfsphase begann bereits einige Jahre zuvor, Auftragserteilung 1905, in: WSTLA, Inhaltsverzeichnis für das Amtsblatt der k.u.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, XIV. Jahrgang, Gesetze, Verordnungen und Entscheidungen, Nr. 51 am 28. Juni 1910, Wien 1905; S.1056, Protokoll 5420 und S. 1358 Protokoll 7591(tgl. 600 Schlachtungen)
16 Stadt Wien, Die Gemeindeverwaltung der k.u.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1908 VVII., Bericht des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger, Verlag Gerlach und Wiedling, Wien 1910, S. 254 – im WSTLA
17 In Wien 1873, in: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Schlachtbetriebe, am 12.11.23, 13:02 – auch in Deutschland übrigens → in Walter, Uli, Schlachthof und öffentliche Gesundheit, 2006, S. 75
18 Wiener Zeitung, 15.06.1910, S. 7
19 Walter, Uli, Schlachthof und öffentliche Gesundheit, 2006, S. 73-79, hier S. 78
20 Ebenda
21 Seit 1903 laut: Ebenda
22 Ebenda
23 Wasch-, Umkleide-, Koch, Desinfektions-, Zerteilungs- und Untersuchungsraum
24 mit Warte- und Verkaufsraum und eine Kanzlei
25 = mit Bandwurmlarven besetztes Fleisch, das aber „genusstauglich“ gemacht werden kann.
26 Das neue Schweineschlachthaus im III. Bezirke, Wien Magistrat, 1910
27 Bombentreffer 2. WK, Wiederaufbau, 1977 noch vorhanden
28 Dampfrauchfang und Kesseleinmauerung L. Gussenbauer und Sohn“, in: Das neue Schweineschlachthaus im 3. Bezirke in Wien, Verlag des Magistrates der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, 1910; ohne Seitenangabe
29 Bescheid Bundesdenkmalamt Wien
30 Magistratspublikation Schweineschlachthaus 1910, keine Nennung des Architekten.
31 Technischer Führer durch Wien, herausgegeben vom österreichischen Ingenieur- und Architektenverein, redigiert von Ing. Dr. Martin Paul, Stadtbauinspektor, Verlag von Gerlach & Wiedling, Wien 1910, S. 237
Martin Paul war Stadtbauinspektor und hatte keinen aktuellen Bauplan als Abbildung verwendet.
32 www.architektenlexikon.at/de/135.htm, 16.11.23
33 https://sammlung.wienmuseum.at/suche/?people=p16477, 24.11.23
34 In: Gustav Ernst, Arena Dokumentation, Wespennest, Zeitschrift für brauchbare Texte Nr. 23, Wien, Juni 1976, S. 4
35 Rosemarie Rauscher, Politik im Underground, Wien 1998, S. 28
36 Arbeiterzeitung, 29.06.1976, S. 9
37 Einer der Studenten war wohl Leiter des Wiener Architekturzentrums. In: http://derstandard.at/2492068, 22.04.24
38 Verena Kövari, Die Arena, Alternativkultur im Wien der 1970er Jahre, Wien 1997, S. 40
39  Kövari, S. 25
40 damalige Auslands- und Inlandsschlachthöfe – Schweineschlachthaus am 21.6.76, in: Magistrat der Stadt Wien [Hrsg.], Die Verwaltung der Stadt Wien 1976, Wien 1977, S. 218
41 Magistratsabteilung 53, Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 16.12.1997 – Letzte Rinderschlachtungen in St. Marx
42 Rauscher, S. 49 f.
43 Kövari, S. 64
44https://www.schlachthof-kassel.de/das-zentrum/geschichte, 16.11.23
45 Winkelmann, Arne, Kulturfarbiken, Zeichenwandel der Fabrik in der freien Kulturarbeit, Berlin 2006, S. 33f
46 Winkelmann, S. 16
47 Winkelmann, S. 77
48 Winkelmann, S. 8
49 Ebenda
50 Winkelmann, S. 77
51 Vermutlich die Schweineschlachthalle, Pläne Stadtarchiv Wien
52 Rauscher, S. 107 und 104
53 Rauscher, S. 116f.
54 In den ersten 10 Jahren: Peter Turrini, Peter Weibel, Harry Stojka, Drahdiwaberl, Lukas Resetarits, Wolfgang Ambros, Georg Danzer, Hans Thessink, Hubsi Kramar, Willi Resetarits, Johnny “Guitar” Watson, Nazareth, Bad Religion, Van Morrison, George Clinton, Nick Kamen, John Lee Hooker (1991), Little Richard (1991 etc. später dann Nirvana (14.11.1991) etc Theater von Oskar Kokoschka, Gottfried Helnwein Ausstellung bei der Besetzung: auf dem Arena-Plakat 10.07.1976
55 http://www.rataplan.at/
56 Von “Kino-Alfred”
57 Rathauskorrespondenzen
58 Ausstellung Wien Museum – Katalog „Nussbaumer, Martina, Schwarz, Werner Michael [Hrsg.], Besetzt!, Kampf um Freiräume seit den 70ern, Wien 2012“
59 keine Publikationen, nur div. universitäre Arbeiten, wie Diplomarbeiten, Dissertationen etc

AT | Fischamend | Papierfabrik Klein-Neusiedl | vor 1896

Papierfabrik Klein-Neusiedl, vor 1896 cccschlot

Die historische Postkarte, zeigt eine Ansicht auf die ehem. Papierfabrik Klein-Neusiedl, vor 1896, der heutigen Ludwig Polsterer Vereinigte Walzmühlen Ges.m.b.H., südlich von Fischamend, mit Blick nach Norden, an der Fischa gelegen.

Im Hintergrund ist deutlich das Mansardendach mit Schopf des langgestreckten Fabriksbaus, der Kanaldurchfluss, sowie 3 große Schornsteine ersichtlich.

Papierfabrik Klein-Neusiedl, vor 1896 cccschlot
Ansichtskarte, rückseitig bezeichnet mit „Fischamend“, Privatarchiv: cccschlot

Die Bezeichnung „N.-Oe.“ bezieht sich auf das Werk im Industrieviertel zur Unterscheidung zu dem zugehörigen Werk im „Franzensthal“ im heutigen Tschechien.1

Die Quellen sind sich bei der Datierung der Fabrik aus dem späten 18. Jahrhundert offenbar nicht ganz einig.

Das Ansuchen Theodor Pachners von Eggenstorf zur Errichtung einer Papierfabrik in Klein-Neusiedl war unter Maria Theresia gescheitert, aber unter Franz II. erfolgreich. 1797 wurde die Fabrik schließlich vollendet.2

„1792 suchte Ignaz Theodor Pachner von Eggenstorf, privileg. Großhändler in Wien, um die Errichtung einer Papierfabrik in Klein-Neusiedl an.“3 Die Errichtung dauerte 3 Jahre. Das 3-stöckige Fabriksgebäude mit eindrucksvollem “Mansarddach” stammt von 1793.5

1870 wurde die vormals Pachner’sche Papierfabrik6 zu Klein-Neusiedl in die Neusiedler Actien-Gesellschaft für Papierfabrikation Klein-Neusiedl umgewandelt.7

1280px-Aufnahmeblatt_4757-4a_Fischamend,_Schwadorf1873_20220409_Kirche
Ausschnitt, Landesaufnahme, 1873. Quelle: Wikipedia: Klein-Neusiedl
1280px-Aufnahmeblatt_4757-4a_Fischamend,_Schwadorf1873_20220409_Kirchecut
Grundriss der Fabrik und der barocken Kirche. Landesaufnahme, 1873, Ausschnitt. Quelle: Wikipedia: Klein-Neusiedl

In den 1870er Jahren ist nord-westlich des langgestreckten Werksgebäudes mit Mansardendach mit Schopf noch keine bauliche Erweiterung erfolgt. Der Grundriss einer heute nicht mehr vorhandenen, wohl barocken Kirche8  ist auf der Landesaufnahme von 1873 gut zu erkennen (im Bildausschnitt im linken oberen Viertel).

Eine Vedute von Rudolf von Alt, mit 2 großen Schornsteinen, aus dem Jahr 1873 findet man unter: http://www.albert-gieseler.de/dampf_de/imageHtml/imagedet108172.shtml

DenBesuchernDerPapierfabrikKleinNeusiedl_1879_GoogleBooks_3_cut
Xylografie nach einem Holzschnit von B. Wecker (nach einer Fotografie). Quelle: Jasper, Friedrich, Böck, Joseph, Den Besuchern der Papierfabrik Klein-Neusiedl … zur Erinnerung an den 24. August 1879, Wien, Januar 1879, S. 3

In den 1880er und 1890er Jahren wurden – in mind. 2 Bauphasen – weitreichende Erweiterungsbauten errichtet. Die Kirche wurde womöglich durch ein Erdbeben zerstört, unwahrscheinlicher ist ein Abriss oder eine Abtragung.

Der auf der vorliegenden Ansichtskarte links zu sehende Schornstein stammt aus den 1880er Jahren; auf den Ansichten der 1870er Jahre ist er nicht zu sehen.

Der vierte Schornstein (auf der Ansichtskarte nicht zu sehen bzw. (noch) nicht vorhanden), in direkter Baulinie dahinter, im Bereich der ehemaligen Kirche, wurde in den 1890er Jahren von der Firma Ludwig Gussenbauer aus Wien errichtet.9

Der freistehende, runde Schornstein war 53 Meter hoch und hatte eine obere lichte Weite von 2 Metern.10

Gussenbauer1896_Back_cut_Logo_1200120
„Schornsteinbau mit 50m Zughöhe, 2.00 lichte Wiete für 1000 pferdige Dampfmaschine der Neusiedler Actien-Gesellschaft für Papierfabrikation Klein-Neusiedl.“, Quelle: Ludwig Gussenbauer, Firmenkatalog, Erstes Concessionirtes Specialgeschäft für Dampfschornsteinbau und Einmauerung von Dampfkessel jeden Systems, Verlag Schneider & Lux, Wien, 1896, Rückseite Privatarchiv: cccschlot

Eine Ansicht von 1912 zeigt die mittlerweile vier großen Schornsteine.1

Papierfabrik1912_ffKleinneusiedl_JimdofreeCom_Geschichte
Die Papierfabrik Klein-Neusiedl, 1912. Quelle: Freiwillige Feuerwehr Klein-Neusiedl

 

Die lange Geschichte der Papiermühlen und der Papiererzeugung in Niederösterreich wurde von dem Museum Niederösterreich bereits ausführlich dokumentiert und bebildert. → https://www.museumnoe.at/de/das-museum/blog/papiermuehlen-in-niederoesterreich (dort findet sich eine große Vedute
der Fabrik (mit 3 großen Schornsteinen) von Erwin Pendl, 1890er)

Zwei kleinere Gebäude, die womöglich aus dem 18. Jahrhundert oder um 1800 stammen könnten und auf der Ansichtskarte links des Kanals zu sehen sind, wurden im Zuge der Recherche zu vorliegendem Beitrag offenbar abgerissen.

Google_20220330_15Uhr49_Markierung
Google Maps, am 30.03.2022, 15:49
Google_20220409_15Uhr21_Markierung
Google Maps, am 09.04.2022, 15:21

Weitere Quellen:

1 Ludwig Gussenbauer, Firmenkatalog, Erstes Concessionirtes Specialgeschäft für Dampfschornsteinbau und Einmauerung von Dampfkessel jeden Systems, Verlag Schneider & Lux, Wien, 1896; S. 7

2 Jasper, Friedrich, Böck, Joseph, Den Besuchern der Papierfabrik Klein-Neusiedl … zur Erinnerung an den 24. August 1879, Wien, Januar 1879

6 Kaiserl. Königl. Österreichisches Amts- und Intelligenz-Blatt von Salzburg, Salzburg, 1. Jänner, 1819, S. 1133

7  Buchdrucker-Zeitung, 17.06.1897, S. 4

8  Eine Vedute von 1800 zeigt den baulichen und topografischen Zustand der Anlage und die Kirche im Hintergrund: https://austria-forum.org/af/Bilder_und_Videos/Historische_Bilder_IMAGNO/Klein-Neusiedl/00192919

9 Gussenbauer, Firmenkatalog, Wien, 1896, S. 7

10 Ebenda

AT | BL | Trautmannsdorf an der Leitha | Seidl-Mühle | um 1930

Echtfoto der Seidl-Mühle in Trautmannsdorf an der Leitha [1].

Seidl-Mühle, um 1930

Kurzer Abriss der Mühlengeschichte

1850: Gründung [4] [6]
1901: Errichtung eines Gutshofs durch den Mühlenbesitzer Karl Seidl [2]
1903: Trautmannsdorf/Müller: […] protokollierte Firma Ig. Seidl & Sohn, Inh. Seidl Karl [3]
1925: Ig. Seidl & Sohn, Dampf- und Kunstmühle (Gründung 1850 resp. 1923). Niederlassungen: Mödling, Bruck an der Leitha. Vertretungen: Wien, Baden, Neunkirchen. Inhaber: Ignaz Seidl und Hugo Rössler […] 50 Arbeiter, Dampf- und Wasserkraft 525 PS. [4]
1945: „[…] 1945 wurde sie [die Mühle, Anm.] von der SS angezündet, ein Schutthaufen blieb zurück. Die Mühle wurde nicht mehr aufgebaut. […]“ [5]
1959: Ig. Seidl & Sohn, Dampfmühle (1850). Inhaber: Hermine Rössler [6]
1976: kein Nachweis mehr [7]

Quellen

[1]…Fotopostkarte ohne Verlagsangabe, 128 x 79 mm: „Trautmannsdorf a.d.L., Leitha-Fluss m. Seidl-Mühle.“, Eigentum schlot.at-Archiv.
[2]…Herminenhof, https://herminenhof-schnitzer.at/der-herminenhof/ 11.12.2021
[3]…Österreichischer Zentralkataster sämtlicher Handels-, Industrie- und Gewerbebetriebe […]. II. Band Niederösterreich. Erste Ausgabe, Volkswirtschaftlicher Verlag Alexander Dorn, Wien, 1903; S 527
[4]…Industrie-Compass Österreich 1925/26, Band I; Compassverlag, Wien; S 1023
[5]…MAURER, A. (2009): Erinnerungen. Böhlau Verlag Ges.m.b.H. und Co. KG, Wien/Köln/Weimar; S 12
[6]…Industrie-Compass Österreich 1959; Compassverlag, Wien; S 1663
[7]…Industrie-Compass Österreich 1976 ; Compassverlag, Wien; S 1667

AT | NK | Grünbach a. Schn. | Steinkohlenbergwerk | Dienstanweisung 1941

Die “Sirius-Grünbach” Aktiengesellschaft für Industrie und Steinkohlenbergbau publizierte am 22.01.1941 die hier abgebildete Dienstanweisung für ihre Grubenarbeiter. Sie wurde am 21.07.1941 seitens des Revierbergamtes Wien bergbehördlich genehmigt (Zl. 3883/41) [1].

Weitere Informationen über den Grünbacher Steinkohlebergbau finden sich hier, der wegen seiner frühen Stahlbetonkonstruktion baugeschichtlich relevante Segen-Gottes-Schacht wird in einem anderen Artikel behandelt.

Quellen:

[1]…”Sirius-Grünbach” Aktiengesellschaft für Industrie und Steinkohlenbergbau (1941): Dienstanweisung für die Arbeiter des Steinkohlenbergwerks Grünbach der “Sirius-Grünbach” Aktiengesellschaft für Industrie und Steinkohlenbergbau. Eigenverlag der AG, Grünbach, 8 S.

 

AT | WN | Wr. Neustadt | Flugfeldkirche

Die Kirche der Pfarre St. Anton am Flugfeld wurde 1916 als Objekt IXc (Kesselhaus) [1] der k.u.k. Fliegerkaserne (Architekten THEISS und JAKSCH) erbaut [2]. Nach Ende des 1. Weltkrieges und dem vorläufigen Ende der Militärluftfahrt in Österreich – bedingt durch den Vertrag von St. Germain – wurde das Kesselhaus mit seinem 40m hohen Kamin als Depot des Kohle- und Holzhändlers Georg GRUBER genutzt. Anno 1934 wurde das Gebäude nach Plänen des Wr. Neustädter Architekten Alois FREITAG zur Kirche umgebaut und am 09.12.1934 von Kardinal Dr. Theodor INNITZER eingeweiht.

1936 wurde der nun auf 25m gekürzte Kamin nach Plänen von Dr. Rudolf GARSTENAUER zum Glockenturm umfunktioniert. Die zugehörigen Bauarbeiten wurden in uneigennütziger Weise durch die Firma LANG&MENHOFER realisiert und wurden am 29.11.1936 durch die Einweihung des Glockenturmes durch den Probst von Wr. Neustadt Leopold UHL abgeschlossen. [2].

Herzlichen Dank an Kaplan Mag. Rochus HETZENDORFER, Wien XIII, für die Sensibilisierung auf den Standort, die Fotos [3] und die Erschließung der zitierten Quellen.

Weitere Infos über die Kirche in jüngerer Zeit finden sich in Quelle [4].

Quellen:

[1]…Architekten THEISS&JAKSCH: Einreichplan K.u.K. Fliegerkaserne Wr. Neustadt, Obj. IXc (Kesselhaus) Z245 vom 13.11.1916

[2]…Geschichte der Flugfeldkirche. Pfarrinterne Informationstafel in der zitieren Kirche, o.J.

[3]…Fotos von Kaplan Mag. Rochus HETZENDORFER, 15.01.2018

[4]…Wikipedia, Flugfeldkirche WN, 01.08.2021

AT | BN | Pfaffstätten | Endler’s Maschinenfabrik | 1910

Endler’s Maschinenfabrik, Ing. L. Fritze, wurde 1880 als Spezialfabrik für die Zement- und Kunststeinindustrie gegründet [1].

Aus dem Jahr 1910 liegt uns ein Foto der Belegschaft samt einigen Produkten vor. Dazu zählen formgebende Eisenelemente für Wasserleitungen (Ei-Querschnitt), ein Zahnrad, eine Preßform für Dachziegel sowie weitere Eisenformen.

Zur Belegschaft 1910 zählen ca. 90 Personen samt einigen Jugendlichen und Kindern sowie drei Verwaltungsdamen.

Mittels Fachliteratur [1,3,] läßt sich die Fabrik in Pfaffstätten anno 1925, aber nicht mehr 1959 nachweisen.

Quellen:

[1]…COMPASS-VERLAG (1925): Industrie-Compass Österreich 1925/26, S.497

[2]… Foto 234x149mm, Eigentum schlot.at-Archiv

[3]…COMPASS-VERLAG (1959): Industrie-Compass Österreich 1959

AT | NK | Gloggnitz | Aktiengesellschaft der österreichischen Fezfabriken

Seltene Aufnahme [1] einer Fabrik, die 1899 als klassischer Hilfsindustriebetrieb für die im Schwarzatal stark vertretene Papierfabrikation begonnen hat. Das Produktportfolio lag traditionell auf Filzerzeugnissen, zeitweise wurden auch unter der Eigenmarke FEZ eigene Kleidungsstücke aus Filz bzw. Wolle auf den Markt gebracht [2].

Anbei eine kurze stichhaltige Vorstellung anhand der verfügbaren COMPASSDATEN [3-5]:

1925 [3]: Aktiengesellschaft der österreichischen Fezfabriken. 2500 Spindeln, 60 mechanische Webstühle, Wasserkraft 120 PS, Dieselmotor 120 PS. Erzeugnisse: Wollwaren und Filztuche für die Papierfabrikation.

1959 [4]: Aktiengesellschaft der österreichischen Fezfabriken, Wien VI., Getreidemarkt 1. Fabrik: 2640 Gloggnitz (1899) […] 900 Arbeiter und Angestellte. Erzeugnisse: Filztücher für die Papierindustrie, Preß- und Filtertücher, Decken, Mantel- und Kleiderstoffe, Pullmankappen, Damen- und Kinderhüte, Schals.

1979 [5]: Huyck Fez Gesellschaft m.b.H., Wien VI., Getreidemarkt 1. Fabrik: 2640 Gloggnitz. […] 500 Beschäftigte. Erzeugnisse: Filze und Siebe für die Papier-, Pappen- und Asbestzementindustrie, Preß- und Filtertücher.

2016 [6]: Heute ist der Standort als HUYCK WANGNER Austria GmbH Teil des amerikanischen Unternehmens XERIUM und ist laut Firmenwebsite [6] auf Bespannung spezialisiert.

Quellen:

[1] AK 140×89 mm von P. LEDERMANN, Wien I, Fleischmarkt 20 (1933), gleuafen am 25.10.1933, Eigentum schlot.at-Archiv

[2] Kunststoffverpackung eines FEZ-Produktes (Original Pullman), Sammlung schlot.at (2008)

[3] COMPASS VERLAG (1925): Industrie-Compass Band I Österreich 1925/26. Wien. 1466

[4] COMPASS VERLAG (1959): Industrie-Compass Österreich 1959; Wien. 1354

[5] COMPASS-Verlag (1979): Industrie-Compass Österreich 1979/80, 1338

[6] XERIUM Standorte, abgefragt am 18.03.2016

 

AT | NK | Schwarzau am Stfd. | Holzstofffabrik der Akt.-Ges. der Pittener Papierfabrik

Foto der Fabrik anno 1944

Ruinenfoto [1] der Holzstofffabrik Schwarzau aus ca. 1944.

Die Fabrik war eine von zwei Holzstofffabriken der Akt.-Ges. der Pittener Papierfabrik und wies 1925 folgende Einrichtungen auf:

* 556 HP Wasserkraft
* 2 Schleifapparate
* 1 Saugsiebmaschine
* 2 Pappenmaschinen
* 45 Arbeiter [2]

Am Foto ist deutlich der Durchlass eines Werkskanales zu erkennen, an dem die Wasserkraft mittels Turbine gewonnen wurde.

Weitere Standorte der Akt.-Ges. der Pittener Papierfabrik waren: Wien (Zentrale), Pitten, Wampersdorf, Buntpapierfabrik Breitenau, Holzstofffabrik Olbersdorf bei Edlitz [3]

Quellen

[1] Foto 109×85 mm, schlot-Archivbestand seit 2015. Beschriftung rückseitg: „Fabrik in Schwarzau ca. 1944“
[2] Compass Verlag (1925): Industrie-Compass Österreich 1925/26, Wien. 1366
[3] Compass Verlag (1925): Industrie-Compass Österreich 1925/26, Wien. 1368

WU | Fischamend | Gaswerk Fischamend, um 1910

Copyright www.schlot.at (2012)

In Fischamend war bis zum Ende des ersten Weltkrieges ein Gaswerk in Betrieb. [1]

Im Zusammenhang mit dem Gaswerk bzw. dessen Rückständen sind mehrere Grundstücke als Verdachtsfläche “Gaswerk Fischamend” ausgewiesen [2].

Am Foto [3] sind ein Teleskopgasometer, ein Kamin und Teile von Betriebsgebäuden zu erkennen. Die ins Bild retuschierten Fluggeräte sind in Zusammenhang mit der bis 1918 in Fischamend beheimateten “Militär-Aeronautischen Anstalt” zu deuten.

[1]…Luftfahrt Fischamend, 01.02.2012

[2]…Enviroportal.sk, Seite 73. 01.02.2012

[3]… AK “Fischamend, N.-Oest. – Gaswerk” 137 x 88.5 mm, Verlag Ludwig Biermann, Fischamend, No. 17660. Eigentum schlot-Archiv.

NK | Thomasberg | Papierfabrik H. Walli KG / Paul Hartmann Ges.m.b.H.

1878 wurde am Standort Grimmenstein 73 an der heutigen B54 eine Spezialpapierfabrik gegründet [1]. Seit 1879 wird am Standort Papier erzeugt [3].

1925 wird die Fabrik im Compass erwähnt [1]:
“H. Walli, Pappenfabrik (1878).
50 Arbeiter. 220 PS – Wasserturbine und 40 PS Lokomobil.
1 Schleifapparat, 4 Pappenmaschinen, 3 Holzkocher.
Jahresproduktion: 100 Waggons.
Erzeugnisse: Patent-, Holz- und Graupappen, Holzstoff.
Spezialität: Falt- und Flachschachteln, bedruckt und unbedruckt.”

1935 wurde mit der Produktion von Zellstoffwatte begonnen [3]

1959 wird sie im Compass folgendermaßen beschrieben [2]:
“H. Walli KG – Papier-, Zellstoffwatte- und Filtrierpapierfabrik (1878).
130 Arbeiter. Wasser-, Dampf- und elektrische Kraft.
3 Papiermaschinen 140 cm und 180 cm Breite.
Jahresproduktion: 2500 t Zellstoffwatte (Marke “Molett”) und Papier.”

1986 erfolgte die Übernahme des Betriebes durch die Paul Hartmann Ges.m.b.H., die derzeit (2012) mit etwa 70 Mitarbeiten und 2 Papiermaschinen hochwertige Zellstoffprodukte für die Wundbehandlung, die Patienten- und Inkontinenzhygiene sowie für die gewerbliche und industrielle Anwendung herstellt [3].

Die AK [4] zeigt das Werk anno 1964 in Blickrichtung Edlitz.

[1]…Industrie-Compass Band I Österreich 1925/26, Compass Verlag. Wien, 1367
[2]…Industrie-Compass Österreich 1959, Compass Verlag. Wien, 1462
[3]…Hartmann online, 01.02.2012
[4]…Ansichtskarte 139 x 89 mm “Sommerfrische Grimmenstein, N.Oe geg. Edlitz” (1964) Verlag P. Ledermann, Wien I., Fleischmarkt 20: Eigentum schlot-Archiv

WB | Blumau | Korbwarenfabrik Blumau

Copyright www.schlot.at (2012)

Flugzettel der Blumauer Korbwarenfabrik, wohl aus der Zwischenkriegszeit. Die Verwaltungsadresse ist mit Marxergasse 2, Wien III angegeben und ist somit identisch mit der Adresse des Zentralbureaus der Wöllersdorfer Werke um 1925. Unserer Ansicht nach handelt es sich um ein kurzlebiges Friedensprojekt dieser Zeit.

schlot.at ist dankbar für nähere Informationen über die Fabrik (Lage, Bestandszeitraum).

Maße: 165 x 102 x 0,045 mm. Material: Papier. Eigentum des schlot.at – Archives.

WN | Wr. Neustadt | Krupp’sche Löffelfabrik

Copyright www.schlot.at (2012)

Am Standort der heutigen Schule St. Christiana in der Wiener Straße 65 wurde bis 1903 von der Firma Krupp eine Löffelfabrik betrieben [1] . Am Luftbild sind östlich an das Schulgebäude mutmaßliche alte Werksgebäude angeschlossen, von denen der Kamin am Bild ausgegangen sein dürfte.

Das Foto ist ein Faksimile einer zeitgenössischen Glasplatte und stammt aus einer aufgelassenen Privatsammlung aus Wr. Neustadt. Es befindet sich im schlot.at – Archiv.

[1] Denkmal –  wiki, 06.01.2012

WB | Ebenfurth | Kraftwerk Ebenfurth

Quelle: WZV (1930): Die Elekrifizierung Österreichs

Foto aus einer Publikation aus 1930 [1]. Zum Kraftwerk Ebenfurth der Wiener Städtischen Elektrizitätswerke steht Folgendes vermerkt:

[…] Günstiger gestalteten sich die Verhältnisse hinsichtlich der Verwendung inländischer Kohle durch Nutzbarmachung der Braunkohlegruben von Zillingdorf und Neufeld, die im Süden von Wien rund 45km entfernt liegen. Erstere wurden der Gemeinde Wien schon im Jahre 1912 zum Kaufe angeboten. Durch vorgenommene Bohrungen wurde festgestellt, daß das Vorkommen ein ziemlich bedeutendes war; auch ergaben die chemische Analyse und die Heizversuche einen durchschnittlichen Heizwert von 2000 Wärmeeinheiten. Auf Grund dieser Ergebnisse erfolgte der Ankauf des Bergwerkes Zillingdorf.

Gleichzeitig wurde seitens der Gemeindevertretung beschlossen, in dem wenige Kilometer vom Bergbau entfernt liegenden Ebenfurth, woselbst genügend Kühlwasser zur Verfügung steht, ein Dampfkraftwerk zu erbauen. Dieses sollte mit der aus dem Braunkohletagbau stammenden Kohle betrieben und der erzeugte elektrische Strom mittels einer 70kV-Doppelfreileitung nach Wien gebracht werden. Die Ausführung dieses Projektes wurde im Jahre 1913 in Angriff genommen, doch verzögerte sich seine Durchführung infolge des mittlerweile ausgebrochenen Weltkrieges, so daß das Kraftwerk, dessen Anfangsleistung 16.000 PS betrug, erst im Dezember 1916 in Betrieb genommen werden konnte.

Das Werk, dessen Leistung gegenwärtig 52.000 PS beträgt, bewährte sich schon in den ersten Jahren seines Bestandes. Als sich nämlich unmittelbar nach dem Friedensschlusse die neugeschaffenen Nachfolgestaaten von Oesterreich vollständig abschlossen, wurde dessen Kohleversorgung in katastrophaler Weise betroffen und nur der Bestand des Ueberlandkraftwerkes verhinderte das gänzliche Versagen der Stromversorgung von Wien. Dieser Umstand veranlaßte die maßgebenden Kreise einerseits das Ueberlandkraftwerk zu vergrößern und, um dessen vermehrten Kohlenbedarf decken zu können, den damals auf ungarischem Gebiete gelegenen Tagbau Neufeld zu pachten, andererseits dem Ausbau heimischer Wasserkräfte näherzutreten. [2]”

Andere Quellen [3] [4] nennen als Zeitpunkt der Betriebsaufnahme/Fertigstellung bereits 1915. Das Kraftwerk wurde bis 1934 betrieben [4]. Heute erinnern ein Straßenname und ein Umspannwerk in Ebenfurth an die ehemalige Verstromung von Kohle [4].

Verortung folgt.

[1] WZV GmbH (Hrsg., 1930): Die Elektrifizierung Österreichs – Austria electrified. 2. Ausgabe, Wirtschaftszeitungs-Verlags-Gesellschaft m.b.H., Wien, I

[2] WZV GmbH (Hrsg., 1930): Die Elektrifizierung Österreichs – Austria electrified. 2. Ausgabe, Wirtschaftszeitungs-Verlags-Gesellschaft m.b.H., Wien, 59ff

[3] zeitmaschine.at, 30.10.2011

[4] wikipedia, 30.10.2011

MD | Brunn am Gebirge | Linoleumfabrik Brunn 1938, Kaminsprengung 2002

 

Schöne Doku der Sprengung des Schornsteines der ehemaligen Linoleumfabrik Brunn, vorbereitend zur Altlastensanierung. Die Fabrik, die wie die Wachstuchfabrik Traiskirchen zur ÖLW AG gehörte, lag unmittelbar nördlich der ehemaligen Brunner Glasfabrik und ist wie diese anno 2011 einer Brachfläche gewichen- siehe Fotos. Vor der Nutzung als Linoleumfabrik wurden am Standort teerhältige Stoffe hergestellt.

Fotografiert wurde mit einer Nikon FG 20 mit 400er Tele auf Film. Danke an Raimund Eschig aus Brunn, 08-09/2002.

 

BN | Enzesfeld | Enzesfelder Metallwerke AG | buntmetall amstetten GmbH

Fotokonvolut übermittelt von Manfred Fenz (buntmetall amstetten GmbH) im März 2011 [0]

1905 wurde in Enzesfeld das “Anton Keller Metallwerk und Munitionsfabrik” von einem ehemaligen Mitbesitzer der “Hirtenberger Patronenfabrik” gegründet und mit dem Bau der Werksanlagen begonnen. Das Unternehmen erzeugte vorerst mit einigen hundert Mitarbeitern Metallguss- und Walzwaren sowie Geschosszünder, Gewehr- und Revolverpatronen und Schwarzpulver. 1907/1908 folgte die Gründung des Rechtsvorgängers des heutigen Werkes  (Gründung der AG). Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges begann ein großzügiger Ausbau der Fabriksanlagen und Ausweitung der Produktion auf Artilleriemunition […]. [1/4]

Ab 1922 hieß das Werk “Enzesfelder Metallwerke AG” [4]

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fabriksbeschreibung 1925/26: Enzesfelder Metallwerke AG (1907 bzw. 1916)
ca. 1.200 Arbeiter, Kraftanlage 1.500 PS.

  • Erzeugnisse Metallwerk: Nahtlos gepreßte und gewalzte Rohre, Bleche, Bänder, Draht, stangen, Fassonpreßteile und Abgüsse aus Messing, Tombak, Bronze, Kupfer, Blei, Aluminium etc.. Grau- und Temperguß.
  • Erzeugnisse Waggonfabrik: Bau und Reparatur von Eisenbahnwagen. Schmiede- und Gußteile für Eisenbahnbedarf [2]

Nach der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich im März 1938 kam das Werk zum Böhler-Konzern und die Produktion von Artilleriegeschossen wurde weiter ausgebaut. Weiters wurde ein Leichtmetallwerk errichtet und der Mitarbeiterstand stieg auf 17.000 Arbeitnehmer. Im März 1944 kam es in der Munitionsfertigung zu einer gewaltigen Explosion, welche einen Großteil der Anlagen vernichtete. […][1]

Am 23.08.1944 schädigten schwere Fliegerangriffe das Werk [0]

Von 1945-1955 war das Werk unter sowjetischer Besatzung – siehe USIA-Foto.

Fabriksbeschreibung 1959:

  • Erzeugnisse: Bleche, Bänder, Streifen aus Messing, Tombak, Kupfer und Aluminium. Drehteile, Schrauben und Muttern. [3]

1961 kam es zur Fusionierung mit den Wiener “Carowerken”, 1980 Übernahme durch die “Austria Metall AG” und ab 1989 sind die Enzesfelder Metallwerke nach Zusammenschluss mit der Firma “Buntmetall Amstetten GmbH” im Besitz der “Austria Buntmetall Holding”.[1]
Seit 2009/10 ist neuer Werksname “buntmetall amstetten GmbH” [4]. Es ist seit mindestens 2007 kein Schornstein am Gelände mehr vorhanden.

 

[0] Danke an Manfred Fenz (buntmetall amstetten GmbH) für die Fotos.
[1] Geheimprojekte.at , teils zitiert nach [4],  03.10.2011
[2] Industrie-Compasss 1925/26 Band I Österreich, Compass Verlag, Wien. 466 u 531
[3] Industrie-Compasss 1959 Österreich, Compass Verlag, Wien. 897 u 961
[4] buntmetall amstetten GmbH  , 03.10.2011

BN | Blumau | Pulverfabrik | Explosion 1922

schlot.at vefügt seit 2010 über extrem seltenes Original-Fotomaterial der Explosion in der ehemaligen K.u. K. Pulverfabrik Blumau [1]. Die Munitionsfabrik wurde im späten 19. Jahrhundert von A. Nobel gegründet und knapp vor der Jahrhundertwende vom Militär übernommen. Im 1. Weltkrieg wurde das Werk extrem ausgebaut, es gab bis zu 15 Wassertürme und ein groß angelegtes Schienennetz. Unter anderem wurden auf dem in mehrere sogenannte Betriebsinspektionen unterteilten Gelände Trinitrotoluol (TNT) und Pikrinsäure hergestellt – großteils unter elenden sozialen und hygienischen Bedingungen. Der Übergang zur Friedensproduktion war nach dem verlorenen 1. Weltkrieg und den 1919 erschienenen Bestimmungen von St. Germain (weitreichendes Rüstungsverbot) sehr schwierig. 1922 war folgende Werkseinteilung aktuell [2]:

  • Betriebsinspektion 1 (Nitroglycerinfabrik), erbaut 1895
  • Betriebsinspektion 2 (Nitrozellulosefabrik), 1894 von Dynamit Nobel übernommen
  • Betriebsinspektion 3 (Pulverfabrik, 06/1891 fertiggestellt
  • Betriebsinspektion 4 (Trinitrotoluolfabrik), Dezember 1914 in Betrieb genommen
  • Betriebsinspektion 5 (Kunstsalpeterfabrik), Herbst 1915 in Betrieb genommen
  • Betriebsinspektion 6 (Pikrinsäurefabrik), 1915 fertiggestellt.
  • Erzherzogin Bianca-Spital
  • Friedhof (!)
  • Sportplatz

Aus der Aufstellung 1922 läßt sich die damals übliche Verwendung von Rüstungsabfällen zur Düngerherstellung in Betriebsinspektion 5 nachweisen [3].

1922 kam es am Gelände zu einer folgenschweren Explosion, die im Prinzip das Ende der Zwischenkriegsproduktion markierte [2].

Auf der Website der FF Blumau [3] ist der Hergang der Katastophe wie folgt beschrieben:

Zitat Beginn:

Die große Explosion… Am 25. Mai kommt es in der Betriebsinspektion I, der Dynamit- und Dynammonfabrik zu einem Brand in einem Läuferwerk. Löschversuche der anwesenden Arbeiter schlugen fehl, da bei den Hydranten vor Ort zu wenig Druck vorhanden war.
Per elektrischer Fernmeldeanlage wurde inzwischen die Berufsfeuerwehr Blumau alarmiert, welche sich sofort mit 7 Mann unter der Führung von Feuerwehrhauptmann Josef Friedrich in Bewegung setzte. In Unkenntnis der Sachlage wurden die ersten Löschversuche mit dem Hydranten durchgeführt, diese schlugen jedoch ebenfalls fehl.
Sofort nahm die Autospritze bei einem nahegelegenen Wasserbassin Aufstellung und kaum hatte man mit den Löscharbeiten begonnen ereignete sich eine kurze, dann in weitere Folge zwei große Explosionen. Die Druckwelle erfasste die Mannschaft der BF Blumau mit voller Wucht, 3 Kameraden waren auf der Stelle tot, Kommandant Josef Friedrich wurde schwerst verletzt und verstarb kurz darauf. Die Aufbauten der Autospritze sowie des Rettungswagens wurden durch die Explosion zerfetzt, die restliche Mannschaft lag verletzt unter den Trümmern.

Die weiteren Löscharbeiten wurden mit größtem Einsatz von der Berufsfeuerwehr Wien, der Betriebsfeuerwehr der Sprengstoffwerke Wöllersdorf sowie von den freiwilligen Feuerwehren in der Umgebung (wie Sollenau, Wr. Neustadt, Baden,…) sowie von der restlichen Mannschaft der BF Blumau durchgeführt.

Es war ein schwarzer Tag in der Geschichte der Feuerwehr Blumau. Hauptmann Josef Friedrich, Karl Reiter, Franz Matejka und ein weiterer Feuerwehrkamerad starben in diesem Einsatz, ein Beispiel treuer Pflichterfüllung, den sie mit ihrem Leben bezahlen mussten. Ihre Namen stehen noch heute auf einer Gedenktafel am Friedhof Blumau. Insgesamt forderte das Unglück 24 Tote, größtenteils in der Arbeiterschaft!”

Zitat Ende

Das Werk wurde im Zuge des 2. Weltkrieges wieder aktiviert und danach stillgelegt. Heute ist ein Teil der Werkes als verwachsene Industrielandschaft, die zum Truppenübungsplatz Blumau gehört, erhalten.

Historische Fotos von Blumau sind u.a. auf der Gemeindewebsite von Blumau-Neurißhof zu finden.

 

Der Siphonflaschenverschluß – wohl ein Relikt aus der Kantine oder einem Werksgasthaus – wurde vom schlot-Team 2011 im Föhrenwald bei Wr. Neustadt gefunden

Quellen und Literatur:

[1] 2 Original-Abzüge 166x113mm,mit Rundstempel “Foto-Atelier Schiestl&Nowotny Baden, Annagasse 20 | Antonsgasse 2” im Eigentum des Archives von schlot.at. Copyright-Verletzung wird gerichtlich verfolgt!

[2]: Mulley, K, Leopold, H. (Hrsg., 1996): Österreichs Pulverschmiede | Die Rüstungsindustrie am Steinfeld/Groß Mittel | 125 Jahre Pottendorfer Linie. Eigenverlag der Gewerkschaft der Eisenbahner Ortsgruppe Ebenfurth-Pottendorf; Ebenfurth.

[3] FF Blumau, 09.07.2011

Ausstellung: Lehm – Glas – Wasser, Industriekultur in Brunn

Die Gruppe Schlot/schlot.at lieferte erstmals seit der Gründung (2007) Objekte an eine Industrieausstellung. Die Ausstellung fand im Rahmen der Ausstellung “Industrie-Utopie” des Brunner Kulturclubs für das Viertelfestival NÖ “Industrieviertel 2011” statt.

Im Brunner Heimathaus (Gliedererhof, Leopold Gattringer Straße 34) wurden von schlot.at  an den 4 Juliwochenenden 2011 (9., 16., 23., 30.07.2011) von 10-13 Uhr eine ganze Reihe verschiedener Glasrelikte aus der stillgelegten Brunner Glasfabrik gezeigt. Andere Glasobjekte aus Meßtechnik, Medizin und Alltagsleben gaben einen kleinen Einblick in die mannigfaltigen Anwendungsgebiete dieses zeitlosen Werkstoffes.

Als Erinnerung gab es für alle Besucher originale Brunner Glasscherben, eigenhändig von schlot.at vom Gelände geborgen.

Weitere Infos siehe: Industrieviertel 2011 | Viertelfestival NÖ

Anbei die offizielle Objektliste von schlot.at zur Ausstellung: Weiter…