Das Saxoniawerk von Paul Heuer in Dresden gehört womöglich zu den weniger bekannten Industriestandorten in Sachsen. Zahlreiche Produkte wie Reduktions-Kupplungen, Leitspindel-Drehbänke, Hobelmaschinen, Bohrmaschinen, Lochstanzen oder Blechscheren und später vor allem Getriebe (“Heuer-Getriebe”) wurden hergestellt.(1) In den Jahren des Ersten Weltkrieges wurde das Werk offenbar zum Bau von Granaten verschiedener Kaliber umgerüstet.
Der 50-seitige Prospekt bzw. die Produktliste des “Saxoniawerk Paul Heuer Werkzeugmaschinenfabrik Dresden” mit Maßen und Preisen(2) wurde auf um 1920 datiert. Die Vermutung erfolgte auf Grund des exakten Wortlautes der Firmenbezeichnung auf einem Brief(3), publiziert in dem Online-Archiv: www.altesdresden.de, kann aber auch später sein.
1925 hatte das Werk auch eine Firmenniederlassung in 1070 Wien, Lindengasse 32.(4)
(1) https://sachsen.digital/werkansicht?tx_dlf[id]=290098&tx_dlf[page]=1, am 28.09.24, um 14:20 und Zeitschrift: Elektrotechnik und Maschinenbau, Wien, 1925, S. 287
(2) Saxoniawerk Paul Heuer Werkzeugmaschinenfabrik Dresden, um 1920, o.S.
(3) https://www.altesdresden.de/index.htm?get_haus=fied034, am 28.09.24, um 14:28
(4) Zeitschrift: Elektrotechnik und Maschinenbau, Wien, 1925, S. 287
Der Maurermeister Ludwig Gussenbauer (1853 – 1923) gründete seine Spezialunternehmung für Fabriksschornsteinbau und Einmauerung von Dampfkesseln als offene Gesellschaft am 1. August 1891,(1) nachdem er sich bereits seit 1873 damit beschäftigte. 1898 tritt der Sohn Ferdinand Gussenbauer (Bautechniker) als Gesellschafter in die Firma ein und übernimmt sie 1914 vollständig nach dem krankheitsbedingten Rücktritt des Vaters.(2) Am 1.11.1923 stirbt Ludwig Gussenbauer im Alter von 70 Jahren.(3) Sein Enkelsohn Ferdinand Gussenbauer Jun. trat 1919 in die Firma ein.(4)
1926 wurde die Firma nach Liquidation gelöscht.(5) Im Firmenbuchakt von 1993 wird die „Spezialunternehmung für Fabriksschornsteinbau und Einmauerung von Dampfkesseln L. Gussenbauer & Sohn“ mit dem Datum 27.11.1991 als Ersteintrag und mit Löschungsdatum 16.01.1993 verzeichnet.(6) Die Firma besteht heute noch unter dem Namen L. Gussenbauer & Sohn Spezialbauunternehmung GmbH und beschäftigt sich u.a. mit dem Schornsteinbau in der Karolinengasse in Wieden. Bereits 1906(7) findet man den Unternehmenssitz und die Wohnung der Familie an der heutigen Adresse in einem 1874 erbautem Gebäude in Besitz Ludwig Gussenbauers.(8) Zur vorigen Adresse Schönburgstraße 26 (die des vorliegenden Prospekts) kam am 01.05.1903 ein Standort in der Wimmergasse 29, 1050 Wien, hinzu.(9)
Das „älteste“ Unternehmen „dieser Spezialbranche in Österreich-Ungarn“(10) war der führende Dampfschornsteinbauer mit renommierten Aufträgen „für industrielle Betrieb[e] des Staats-, Kommunal- und Privatbesitzes“(11).
„Hiermit erlaube ich mir, mich zur Ausführung meiner Specialarbeiten höflichst zu empfehlen -Dampfschornsteinbau – rund und eckig – inclusive Material-Lieferung, erstere mit radialen Formsteinen unter dauernder Garantie für Stabilität bei allen Witterungsverhältnissen. Desgleichen Reparaturen als: Höherbauen, Einbinden mit Eisenringen, Ausfugen, Geraderichten, Abtragen etc. Sämmtliche Arbeiten auch während des Fabriksbetriebes. Uebernahme von Kessel- und Maschinenhausbauten, Fundamente für Maschinen und ganzer Fabriksanlagen aus Stampfbeton. Einmauerung von Dampfkesseln jeden Systems und Braupfannen mit Regulierfeuerung.“
„Ich empfehle daher vorliegendes Prospect, welches die Vor- und Nachtheile, die bei Errichtung von Kessel und Schornsteinbauten zu berücksichtigen sind, [..], anführt.“
Vorteile einer „guten Feuerungsanlange sind“ zb.: dichte, trockene und leicht zu reinigende Feuergänge, „möglichst rauchfreie Verbrennung“, bequeme Regulierung und „Schonung des Kessels“.
„Der Schornstein bildet das belebende Element der Feuerungsanlage und hat die Bestimmung, in erster Linien die zur Verbrennung erforderliche Luft [..] zuzuführen, in zweiter Linie die Verbrennungsproducte und schädlichen Gase [..] abzuführen, [..].“
Der „zweckmäßigste Quer- und Längenschnitt“ des Schlotes, die obere lichte Weite und die angepasste Höhe sind für eine funktionierende Anlage von besonderer Bedeutung.
Der runde Querschnitt, also Dampfschornsteine aus „radialen Formsteinen mit verticaler Lochung“ sind am geeignetsten, da sie weniger Wärme nach Außen abgeben und weniger Gewicht und Materialnutzung aufweisen. Der Rauchabzug erfolgt dadurch auch schneller als bei vier- oder achteckigen Schloten, die nur dann zur Verwendung kommen, wenn die Fracht der Formsteine zu teuer wäre und versierte Maurer nicht verfügbar sind. Außerdem können sie Stürmen besser widerstehen, da sie aus dichten und glatten Steinen bestehen. „Meine Steine werden nicht wie Lehmziegel mit Sand und Handstrich angefertigt, sondern mit Wasser durch hiezu geeignete Maschinen aus einem guten, consistenten Materiale erzeugt [..]“.
Die Lochung der Formsteine hilft eine gleichmäßigere Temperatur des Schlotes zu erhalten, in dem die Löcher mit Mörtel ausgefüllt werden und so ein „inniger Verband (Ringverband)“ entsteht.
Die Ziegel werden fast nur in den großen Wiener Ziegelwerken angefertigt und eine immerwährende Stabilität garantiert.
Gussenbauer betont immer wieder (zb. auch in diversen Werbeanzeigen), dass er seine Schornsteine ohne Gerüst baut und nur speziell geschulte Maurer/Fachkräfte beschäftigt. Quelle. Ludwig Gussenbauer, 36-seitiges Prospekt, Wien 1897, o.S.
1 WSTLA: Handelsregister-Auszug, 03.07.1900, S. 153, Zahl 106/1.
2 Das neue Städtewerk, Wien, Band 3, 1927, S. 335.
3 WSTLA: aus dem Verzeichnis der Verstorbenen, 2022.
4 Städtewerk
5 WSTLA: Handelsregister-Auszug, 1900.
6 WSTLA: Akt: 2.3.3.A49/1.FN002328z, vom 16.01. 1993.
7 Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger : nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k.k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien u. Umgebung, 1859-1922, Protokollierte Firmen, 1906, S. 411
8 Lenobel, Josef: Häuser-Kataster der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, Wien, 1911-12, S. 174.
9 Lehmann, Protokollierte Firmen, 1903, S. 470.
10 Werbeanzeige, angegeben mit 1914
11 Städtewerk
Zeitgenössisches Foto [1] des 1904 neu errichteten Ziegel-Gebäudes der damals eben modernisierten Papierfabrik Monadnock in Bennington, New Hampshire. Die Geschichte der noch immer am selben Standort befindlichen Papierfabrik reicht bis 1819 zurück [2].
Quellen:
[1]…RPPC Monadnock paper mill Bennington, gelaufen am 30.03.1908, Eigentum Archiv www.schlot.at (2024)
Ansicht der Filzfabrik [1] des gebürtigen Sachsen Alfred Dolge am Auskerado river [2]. Seine arbeitsteiligen Innovationen revolutionierten die Herstellung moderner Klaviere.
Mehr zur 1875 beginnenden Geschichte des 1899 aufgekauften Unternehmens in den Quellen [2] und [3].
Quellen:
[1]…RPPC Auskerado River, Amc. Felt Co in distance, Dolgevoille, N.Y., undatiert, Eigentum Archiv www.schlot.at (2024)
Fotodokumentation [1] der Werksanlagen der Steirischen Mineralfarben-Werke und Lackfabriken Waldemar Kjölbye & Cie [2] in Leoben-Leitendorf [1]. Die Fabrik bestand ab mindestens 1906 [1] und wurde anno 1913 durch das Unternehmen A. Zankl Söhne, Graz, erworben [2].
Die Fotos bieten einen Einblick in die lokale Industriearchitektur samt schmalspurigen Werksgleisen, aber auch in die Herstellung von Erd- und Ölfarben (Aufmahlen der Pigmente in Kollergängen und Mahlwerken mit Transmissions-Antrieb, Verwendung von Filterpressen) und zeigen die werkseigene Fassherstellung, die Abfüllung, Lagerung und Fakturierung der Produkte.
Ansichtskarte [1] der Papierfabrik Ramingstein in Madling, wohl aus den frühen 1930er Jahren. Am reich ornamentierten Kamin im Vordergrund sind mit Kalk zwei fast mannhohe Kürzel der Heimwehr [2, Tafel XXII] angebracht.
Die Papierfabrik Ramingstein wurde 1900 [3], laut anderer Quelle 1901 [4] gegründet und nach mehreren Stilllegungen anno 1925/26 schließlich bis zum 2. Weltkrieg betrieben. [3]
1925 wurde das Unternehmen wie folgt charakterisiert:
Ramingsteiner Papierfabrik Ges.m.b.H., Sitz in Wien I, Strauchgasse 1 (1901 respektive 1907) […] 250 Arbeiter, Wasser- und elektrische Kraft 1500 PS, 6 Pappenmaschinen, 1 Kartonpapiermaschine 200 cm Arbeitsbreite, 7 Holzschleifer. Spez.: Maschinenpappen, Duplex- und Triplexpappen, weiß, braun, grau und in allen Farben, Zuckerpapier, nasser und trockener Holzstoff, braun und weiß. Dreigattriges elektr. Sägewerk […]. [4]
Teile der Werksanlagen werden derzeit von der Firma Iso Span nachgenutzt; dazu wurden alte Gebäude, die bereits am Foto [1] erkennbar sind, neu adaptiert. [5]
Foto des Güterbahnhofs beim cubanischen Hafen Pastelillo [1].
Die Anlage liegt an der Eisenbahnlinie Camagüey-Nuevitas [2] und kann noch nach 100 Jahren trotz fehlender Gebäude und einzelner Gleise eindeutig verortet werden [3]. Quelle [3] zeigt, dass die Anlage unmittelbar an das (laut CIA -Bericht 1980 [4] größte cubanische Öl-Tanklager Nuevitas angrenzt.
Das ehem. neue Schweineschlachthaus St. Marx (heutige Arena Wien) – Bau- und (Um-)Nutzungsgeschichte
Adresse: Baumgasse 80, 1030 Wien
Aus dem Vortrag zur Historikertagung „Industriekultur“ der Donau-Uni Krems, Dezember 2023
1. DIE BASIS – Das Areal
Stadtteil- und Industriegeschichte
Die Anfänge der Schlachthöfe
Das ehemalige städtische Schweineschlachthaus
2. DIE BESETZUNG – Der Widerstand
Die Kontumazanlage – die „alte Arena“ – erste Umnutzungsideen
Konzepte für einen autonomen Kulturplatz
Industrieanlagen im Wandel
3. DER VEREIN – Der Neubeginn
Einzug in die „neue“ – die heutige – Arena
Moderne Adaptierungen
Denkmalschutz und eigener Antrieb
1. DIE BASIS – Das Areal – 1.1. Stadtteil- und Industriegeschichte
Die Erschließung des Areals hängt stark mit der Entwicklung der Donau Auen zusammen.
Jahrhundertelang wies die Donau stark “schwankende Wasserstände” auf, die im Wiener Becken” ein ganzes Netz an wechselnden Wasserarmen ausbildete”. Bereits 1832 konnten durch den Donaukanaldurchstich einige Gebiete in Erdberg trockengelegt und parzelliert werden.1 1884 war die Donauregulierung schließlich abgeschlossen, wodurch eine längerfristige Bebauung des Gebietes ermöglicht wurde.
Erdberg
In Erdberg wurde ab der der zweiten Türkenbelagerung Obst und Gemüse angebaut (auch Milchwirtschaft und Weinanbau betrieben),2 wodurch die Haupterwerbsbauern mit ihren sog. Erdberger Küchengärten einen wichtigen Teil zur Versorgung Wiens beitrugen. Fuhrwerker3 ließen sich nieder und vor allem auch die Gerber, Abdecker oder Wasenmeister, Leimsieder und die Fleischhauer mit ihren öffentlichen Schlagbrücken, siedelten wegen der Unreinlichkeit ihrer Gewerbe am Rande der Stadt.4
Durch die spätere Eingemeindung der Vororte rückten diese Gewerbe und weitere im 19. Jahrhundert folgende Betriebsansiedelungen wie eine Teerfabrik, Tierkörperverwertung, die Simmeringer Waggonfabrik, die Zünderhütte, Fleischselcher und natürlich Schlachthöfe und einige mehr, an die Außengrenzen.
St. Marx
Die ursprüngliche Kapelle der Kirche St. Marx stand an einer alten Römerstraße, der späteren St. Marxer Linie (der heutigen Simmeringer Hauptstraße), die als Reise- und Handelsroute diente.
In dem höher gelegenen Gebiet St. Marx entstand auf Grund der Stadtgrenzen und des Reiseverkehrs im Laufe von Jahrhunderten einer der größten Viehmärkte und Schlachtstätten Europas – der 1884 eröffnete Central-Viehmarkt.5
1.2. Die Anfänge der Schlachthöfe
Die Kirche und das St. Marxer Tor entwickelten sich nicht nur zur Zoll- und Einlassstelle an der östlichen Stadtgrenze, sondern auch bald vom Siechenhaus (Infektionskrankenhaus) zur vergrößerten Spitals- und Versorgungshausanlage.
Die immer öfter in die Stadt mitgebrachten Nutztiere mussten versorgt, untersucht und eventuell geschlachtet werden. Durch diese Kette an Notwendigkeiten entstand ein (1797 gegründeter) Viehmarkt mit Notstallungen6 und einem Ochsenstand7 knapp außerhalb der östlichen Stadtgrenze.8
Mitte des 19. Jahrhunderts (1846-48) entstand der erste, größere Schlachthof an der Hohlweggasse und wurde durch spätere Erweiterungen zb. den noch heute stehenden und alternativ genutzten Rinderhallen (1878-1884) stark vergrößert.
In den 1860er Jahren wurde die Kirche demoliert und das Spitalsareal an den bisherigen Pächter der Spitalsbrauerei Adolf Ignaz Mautner verkauft.9
Durch die Eingemeindung der Vorstädte und starkem Bevölkerungszuwachs10 stieg der Schlachtviehbedarf rasant an. Im Besonderen war der Bedarf an Schweinefleisch durch die zu klein gewordene Schweineschlachtabteilung am Zentralviehmarkt erhöht.
Ebenso wurden erweiterte tierärztliche Untersuchungen hinsichtlich zahlreicher Haus- und Nutztierseuchen11 und die Umsetzung neuer Hygienemaßnahmen durch „[..] die Erfolge [..] bakteriologischer Forschung [..]“ benötigt.12
1.3. Das ehemalige städtische Schweineschlachthaus
Für den Bau des neuen Schweineschlachthauses kam ein freigebliebenes, abschüssiges Areal an der projektierten Erweiterung des Landstrasser Gürtels am Ende der Gesamtanlage des Zentralviehmarktes zur Verwendung.
Hier war ursprünglich ein dringend benötigter Seuchenhof geplant, der Bau des neuen Schweinschlachthauses musste vorgezogen werden.
Ing. Max Fiebiger war bereits seit 1900 mit Erweiterungsbauten am Zentralviehmarkt und vielen kommunalen Anlagen in Wien13 betraut und leitete, für das Wiener Stadtbauamt, den Bau des neuen Schweineschlachthauses in den Jahren 1908-10 an der Ecke Baumgasse und heutigem Franzosengraben.
Ab April 19081415 wurde das Terrain (teils mit Ziegeln) aufgeschüttet16 und am Ende der Schweineausladerampe der Schlachthausbahn der neue Schweineschlachthof für 1500 Schweine errichtet.
Der sog. Schlachthauszwang17 wurde zuvor per Gesetz verordnet und die bis dahin üblichen Notstechbrücken oder privaten Schlachtstätten nicht mehr benötigt.18
Die Anlage wurde nach dem deutschen System errichtet. Das heißt, dass Arbeitshallen und -räume nicht baulich voneinander getrennt sind – im Gegensatz zum französischen System19 Üblicherweise wurden Schlachthöfe in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht nur nach hygienischen Grundsätzen „sondern auch nach betriebstechnischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten geplant; die Verwaltungsgebäude wurden meist an eine öffentliche Straße gelegt.“20
Im hinteren Bereich des Schlachthofes befanden sich die Stallungen, die an die Schlacht-und Arbeitshalle mit Stechbuchten, Brüh- und Enthaarungsplätzen angeschlossen waren. Die Kadaver konnten durch das neuartige21 Schwebebahnsystem transportiert werden, ohne sie abnehmen und umladen zu müssen. Die neuen Kühlanlagen und die Fortschritte der Kältetechnik stellten eine bedeutsame Neuerung zur sicheren Versorgung der Bevölkerung dar.22
Die Gebäude
Das damalige wie heutige Verwaltungsgebäude beherbergte Büros, Küchen und vor allem Wohnungen für Schlachthausleiter und Tierärzte, die ständig vor Ort waren.
Die sog. Sterilisierungsanstalt unterteilte sich in diverse Arbeitsräume, Selch-, Pökel- und Kühlkammern sowie eine Freibank. Die Pökel- und Kühlanlagen befanden sich im Keller, der ebenfalls mit einem Schwebebahnsystem und 2 Lastenaufzügen ausgestattet war. Beides ist heute noch erhalten.
In diesem Trakt wurde Fleisch, das schwachfinnig25 war oder von seuchenverdächtigen, kranken oder verunfallten Tieren stammte, sterilisiert und gesondert in der Freibank, der Verkaufsstelle, verkauft.
Der übliche Schlachtbetrieb kam mit der Sterilisierungsanstalt nicht in Berührung.
Die heutige große Konzerthalle (links der ursprünglichen Kühlhalle) beherbergte das sehr großzügig angelegte Kessel- und Maschinenhaus sowie Lager- und Arbeitsräume. Bereits bei der Bauplanung wurde eine mögliche Vergrößerung der Maschinenräume, sowie auch des gesamten Geländes angedacht.26
Rechts der Kühlhalle befanden sich Räume für Meister, Gesellen und Aufseher, und Nassräume. Das heutige „Beisl“.
Die Kühlhalle, die heute nicht mehr vorhanden ist,27 bestand aus zwei Hallen, die abwechselnd mit Brunnenwasser und durch eine CO2-Kältemaschine vorgekühlt und gekühlt wurden. Das Kühlwasser, der Abdampf und das Kondensationswasser wurden dem Betrieb wieder zugeführt.
Der Schornstein/Schlot wurde bauzeitlich von der renommierten Wiener Firma Ludwig Gussenbauer28 errichtet.
Kunstgeschichte
Das Gebäudeensemble besteht aus ein- und mehrgeschossigen, profanen Sichtziegelbauten als vereinfachte Ausläufer der romantisch historistischen kommunalen und Industriebauten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Die Hoffront des Verwaltungsgebäudes zeigt einen 3-geschoßigen Sichtziegelbau mit stark vorspringendem, zweiachsigen Mittelrisalit mit Segment– und Rundbogenfenstern und „betont giebelartiger Überhöhung“29 mit kaminkopfartigen Eckpfeilern in der Attikazone.
Der Arena-Fries, der durch 45° über Eck gestellte Ziegel in 3 Reihen ein stilisiertes Blumen- oder Kreuzmuster zeigt, befindet sich in der Frieszone unter der Dachkante.
Das Kessel- und Maschinenhaus zeigt an der heutigen Eingangsfront, den sakralen Charakter einer Basilika, einer mehrschiffigen, profanen Halle, die europaweit häufig an Kommunalbauten, Industriebauten, auch Schlachthöfen, zu finden ist. Der Arena-Fries und zinnenartige Aufsätze sind hier besonders markant.
Die Original-Schriftzüge „Kesselhaus“ und „Maschinenhaus“ sind heute noch erhalten.
Vorbilder lassen sich vor allem in dem fast zeitgleich erbautem Pferdeschlachthaus in Favoriten erkennen, auch wenn sich hier der besagte Arena-Fries, der dem Kreuzverband von Klinkermauerwerken ähnlich ist, nicht wiederfinden lässt.
Trotz des Variantenreichtums von Ziegelfriesen ließ sich der vergleichbar einfache Arena-Fries bislang noch nicht nachweisen. Beispiele: Brügge, Gent, Hamburg und Wien.
Das Wiener Stadtbauamt war verantwortlich für die Entwürfe, deren Planung und Bauablauf. Oft nicht namentlich genannte, angestellte Architekten30 und weitere Positionen wie Bauinspektoren, -ingenieure, -leiter, -meister waren an dem Bau beschäftigt.
Einige Hinweise31 schreiben den Gesamtentwurf Max Fiebiger zu, der nicht als Modernist32 bekannt war.
Die Gebäude erlitten Bombentreffer im 2. Weltkrieg und wurden anschließend wieder aufgebaut bzw. teilweise durch einfachere Gebäudeabschnitte ersetzt.
2. DIE BESETZUNG – Der Widerstand
2.1. Die Kontumazanlage – die „alte Arena“ – erste Umnutzungsideen
Die Kontumaz- bzw. Quarantäneanlage an der Döblerhofstraße (schräg gegenüber des Schweineschlachthofes an der heutigen Autobahnauffahrt) wurde 1916-22 ebenfalls vom Wiener Stadtbauamt errichtet und bestand aus einer großen Zahl an einzelnen Gebäuden.
Besetzung der Festwochen-Arena 1976
Das später als Auslandsschlachthof bezeichnete Areal wurde bereits 1975 und 1976 für das Jugendprogramm34 der Wiener Festwochen genutzt.
Am letzten Tag der Veranstaltungen – am 27. Juni 197635 – wurde das Gelände mit einer Forderung zur Errichtung eines selbstverwalteten, subventionierten36, permanenten und ganzjährigen Kulturbetriebes für Alle besetzt. 373839
Zahlreiche Proteste, Unterschriftensammlungen und Verhandlungen mit der Stadt Wien begleiteten die 3monatige, letztlich erfolglose Besetzung. Das Gelände war verkauft und abgerissen worden.
Zum Verkauf des Auslandsschlachthofes und zum Ende der Schlachthöfe
Bereits ab Mitte der 60er gingen die Lebendanlieferungen stark zurück und durch neue Vorschriften die „Lebensmittel- und Schlachthygiene“ betreffend, wurden beide Schlachthöfe40 bereits Mitte der 70er Jahre geschlossen. 1997 wurden dann auch die Schlachtungen am Zentralviehmarkt beendet.41
Alternativpläne wurden mit der Stadt Wien ausgearbeitet42 und nach 2 abgelehnten Angeboten (darunter das Schloss Neugebäude), nahmen die Besetzer und Besetzerinnen das vorgeschlagene Areal der heutigen Arena mit der Bedingung der Übernahme der Umbaukosten der desolaten Anlage an.43
2.2. Konzepte für einen autonomen Kulturplatz
Sehr rasch entstand ein umfassendes Konzept für ein ganzheitliches, soziales, integratives Kulturzentrum mit dem Ziel der Demokratisierung der Kultur44, mit Beteiligung verschiedener Personen- und vor allem sozialer Randgruppen.
In der kurzen Zeit der Besetzung, im Sommer 1976, wurde das Areal in einen kulturell und sozial vielseitigen Ort mit dorfähnlichem Charakter verwandelt.
Zahlreiche Einrichtungen wie Theater, Frauencafé, Teehaus, Küche, Galerie, Kinderhaus etc. wurden schnell installiert.
Alle, ob obdachlose Kinder oder kunstinteressierte Jugendliche, wurden aufgenommen. Ein umfassendes Konzept für das neue, vorgeschlagene Areal wurde erarbeitet und beinhaltete Einrichtungen zur kulturellen und sozialen Versorgung Wiens.
Heute steht nur noch ein kleiner Teil des ursprünglich zu adaptierenden Gebietes.
2.3 Industrieanlagen im Wandel
Vor allem in Deutschland gibt es seit den 1960er und va. 1970er Jahren zahlreiche Beispiele an kulturellen Umnutzungsforderungen historischer, stillgelegter Industrieanlagen.45 Nach den Wirtschaftskrisen 1966/67 und 73/74 hatten „aufgegebene Industriebauten das Stigma des wirtschaftlichen Versagens“46, doch die sozialen Bewegungen – oft durch Bürgerinitiativen47 – erkannten darin das Potential zur Definierung eines neuen Kulturbegriffes48 mit Symbol- und Vorbildcharakter.
In den USA gibt es diese Bewegung bereits seit den 50er Jahren.49
In Deutschland finden ab den 1990er Jahren häufiger Unterschutzstellungen mit anschließenden Umnutzungen statt, „[..],um spezifische stadträumliche und kunsthistorische Qualitäten eines Industriebaus zu erhalten und damit die Identität ihres Quartiers oder Stadtteils zu wahren“50. Diese Tendenzen lassen sich auch aktuell und europaweit beobachten.
Auch für das heutige Arena-Areal wurden rasch ähnliche Ideen zur Umnutzung entworfen.
3. DER VEREIN – Der Neubeginn 3.1. Einzug in die „neue“ – die heutige – Arena
Die Schlüsselübergabe und der Einzug in die „neue“ Arena fand 1 Jahr nach der Besetzung, 1977 statt.
Dr. Dieter Schrage, der damalige Direktor des 20er Hauses wurde erster engagierter Obmann des neuen Vereins Forum Wien Arena.
Zahlreiche Umbauten und Instandsetzungen wurden durchgeführt, einige Gebäude abgerissen und der hintere Teil des Geländes an eine Kühlfirma vergeben.5152
1980 begann der regelmäßig und durchgehend bis heute geführte Veranstaltungsbetrieb.53 Bereits zu Beginn engagierten sich nationale und internationale Künstler und Künstlerinnen 54.
3.2. Moderne Adaptierungen
Der Umbau der Großen Halle (des ehem. Kessel- und Maschinenhauses ) und des Open Air Geländes (dem Platz der ehem. Kühlhalle) wurde vom Wiener Architekturbüro Rataplan 1994-2004 konzipiert und umgesetzt.
Das Open-Air-Gelände wurde abgegraben, eine moderne, große Bühne gebaut und mit technischen Einrichtungen und Publikumsinfrastruktur versehen.
Zahlreiche Veranstaltungen im sozialen und kulturellen Bereich wurden in der Arena initiiert. Zum Beispiel: – Das Arena Open Air Kino gibt es seit 1990 als das erste Wanderfreiluftkino „Volxkino“ ins Leben gerufen wurde. Bis 2012 kamen dafür zwei Filmprojektoren aus den 1920er Jahren zum Einsatz.56 – Benefizfestivals wie „Bock auf Kultur“ und „Nacht gegen Armut“ mit Patti Smith von der Volkshilfe Wien – Deutschkurse des Vereins „You are welcome“
– Sportveranstaltungen (Red Bull Parcourlauf, Blue Tomato Snowboard Event) – Verwendung als Drehort – Lehrlingsausbildung im Bereich Veranstaltungstechnik – Ausstellungen, Theater, Konzerte, Lesungen
3.3 Denkmalschutz und eigener Antrieb
Das gesamte Gelände wurde auf Grund von gegebenem öffentlichen Interesse vom Bundesdenkmalamt Wien 1997 unter Schutz gestellt und einige Besonderheiten im Bescheid festgehalten. Nicht nur die wirtschaftshistorische Bedeutung, sondern auch die Industriebauweise mit ihren weitgehend vollständig erhaltenen Sichtziegelfassaden werden darin betont.
„Die Gebäude des ehem. Schweineschlachthofes stellen mit ihren typischen und weitgehend vollständig erhaltenen Sichtziegelfassaden eine bereits selten gewordene Form dieser Industriebauweise aus dem Ende des 19. Jahrhunderts bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts in Wien dar und sind daher architekturgeschichtlich von besonderer Bedeutung. Der Schweineschlachthof dokumentiert [..] einen bedeutenden Bereich der Wirtschaftsgeschichte Wiens um die Jahrhundertwende.“ Auszug aus dem Feststellungsbescheid nach §2 von 1997
Das Gelände des ehem. neuen Schweineschlachthauses ist kein (Freilicht-)Museum, sondern ein lebendiges Denkmal zur Stadtgeschichte, das ganzjährig benützt wird. Der Verein ist bestrebt so weit als möglich den Ensemble-Charakter des ehem. Industriegeländes, auch in seinen Einzelteilen zu bewahren und in den Betrieb zu integrieren. Beispielsweise wird nachts die fehlende Pförtnerhausuhr an ihre Originalstelle projeziert, ein alter Aufzugsmotor durch Beleuchtung in den Gastraum integriert oder neue Beeteinfriedungen mit dem Arena-Fries versehen.
Die Besonderheit und Notwendigkeit des Fortbestands des Areals und des Vereins zeigt sich auch durch die gelungene Integration in das gesellschaftliche Leben, die Anerkennung der Bevölkerung, sowie (mittlerweile) aller politischen Parteien57.
Seit einigen Jahren bemüht sich der Verein auch verstärkt um Vermittlung seines eigenen industriekulturellen Erbes durch Ausstellungen und Führungen, die teilweise in Zusammenarbeit mit dem österreichweiten Tag des Denkmals, organisiert vom Bundesdenkmalamt Wien, veranstaltet wurden.
Der breiten Öffentlichkeit ist nur die Geschichte der Besetzung und tw. die Entstehung des heutigen Areals geläufig. Auch das Forschungs-, Ausstellungs58– und Publikationsinteresse59 bezieht sich zur Zeit ausschließlich auf die ereignisreiche Protestbewegung. Das Interesse des Publikums an der gesamten Geschichte ist allerdings vorhanden. Genauso wie die Bereitschaft des Vereins seine Geschichte zu wahren, weiter zu forschen und zu vermitteln.
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Anmerkung der Redakteurin:
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Der Artikel stellt einen sehr kleinen Auszug aus bisher 11-jähriger Forschungsarbeit dar.
Fußnoten/Quellen:
1 Festschrift, 100 Jahre Wiener Stadtbauamt, 1835-1935, Wien 1935, S. 126 f. 2 Geschichte derVorstädte und Freygründe Wien, Wien 1812, S. 21 3 https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Erdberg_(Vorstadt), am 09.01.24 um 13:51 4 Geschichte derVorstädte und Freygründe Wien, Wien 1812, S.12 5 https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Zentralviehmarkt 6 Geschichte derVorstädte und Freygründe Wien, Wien 1812, S. 30 7 Festschrift, 100 Jahre Wiener Stadtbauamt, 1835-1935, Wien 1935, S. 173 8https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/St._Marx, am 08.04.24 9 https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Brauhaus_St._Marx, am 09.01.24 und 1857, https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/St._Marx, am 09.01.24 10 Bevölkerungsentwicklung lt. Statistik Austria, in:http://www.carookee.de/forum/Kleeblattforum.carookee.com/33/21583648-0-01105?p=1 11 Milzbrand, Roßwurmkrankheit, Räude, Wutkrankheit, Schweinerotlauf, Schweinepest und Geflügelcholera, in: Stadt Wien, Die Gemeindeverwaltung der k.u.k. Reichhaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1908 VVII., Bericht des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger, Verlag Gerlach und Wiedling, Wien 1910, S.249 – im WSTLA 12 Walter, Uli, Schlachhof und öffentliche Gesundheit. Zur Kultur- und Baugeschichte von Schlachthäusern seit dem Mittelalter, in: Jahrbuch der bayerischen Denkmalpflege, Band 54/55, 2000/2001, München 2006, S.73-79, hier S. 77 13 Ab 1912 wurde er zum städtischen Baurat und zum Leiter der Hochbauabteilung ernannt, von 1920-25 war er als Stadtbaudirektor tätig und baute zahlreiche Schulhäuser und Kindergärten, Schweinemastanstalten, Kühlhallen, Schlacht- und Seuchenhöfe, Straßen, Kanäle, erweiterte die Hochquellenwasserleitung. Übriggeblieben Gasbeleuchtung wurde durch elektrische Lampen modernisiert. Ebenso war er an Bauprogrammen zur Schaffung von Kleinwohnungen beteiligt. In: Festschrift 1935, S. 52/53 14 Stadt Wien, Die Gemeindeverwaltung der k.u.k. Reichhaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1908 VVII., Bericht des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger, Verlag Gerlach und Wiedling, Wien 1910, S.254 – im WSTLA 15 Die Entwurfsphase begann bereits einige Jahre zuvor, Auftragserteilung 1905, in: WSTLA, Inhaltsverzeichnis für das Amtsblatt der k.u.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, XIV. Jahrgang, Gesetze, Verordnungen und Entscheidungen, Nr. 51 am 28. Juni 1910, Wien 1905; S.1056, Protokoll 5420 und S. 1358 Protokoll 7591(tgl. 600 Schlachtungen) 16 Stadt Wien, Die Gemeindeverwaltung der k.u.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1908 VVII., Bericht des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger, Verlag Gerlach und Wiedling, Wien 1910, S. 254 – im WSTLA 17 In Wien 1873, in: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Schlachtbetriebe, am 12.11.23, 13:02 – auch in Deutschland übrigens → in Walter, Uli, Schlachthof und öffentliche Gesundheit, 2006, S. 75 18 Wiener Zeitung, 15.06.1910, S. 7 19 Walter, Uli, Schlachthof und öffentliche Gesundheit, 2006, S. 73-79, hier S. 78 20 Ebenda 21 Seit 1903 laut: Ebenda 22 Ebenda 23 Wasch-, Umkleide-, Koch, Desinfektions-, Zerteilungs- und Untersuchungsraum 24 mit Warte- und Verkaufsraum und eine Kanzlei 25 = mit Bandwurmlarven besetztes Fleisch, das aber „genusstauglich“ gemacht werden kann. 26 Das neue Schweineschlachthaus im III. Bezirke, Wien Magistrat, 1910 27 Bombentreffer 2. WK, Wiederaufbau, 1977 noch vorhanden 28 Dampfrauchfang und Kesseleinmauerung L. Gussenbauer und Sohn“, in: Das neue Schweineschlachthaus im 3. Bezirke in Wien, Verlag des Magistrates der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, 1910; ohne Seitenangabe 29 Bescheid Bundesdenkmalamt Wien 30 Magistratspublikation Schweineschlachthaus 1910, keine Nennung des Architekten. 31 Technischer Führer durch Wien, herausgegeben vom österreichischen Ingenieur- und Architektenverein, redigiert von Ing. Dr. Martin Paul, Stadtbauinspektor, Verlag von Gerlach & Wiedling, Wien 1910, S. 237
Martin Paul war Stadtbauinspektor und hatte keinen aktuellen Bauplan als Abbildung verwendet. 32 www.architektenlexikon.at/de/135.htm, 16.11.23 33 https://sammlung.wienmuseum.at/suche/?people=p16477, 24.11.23 34 In: Gustav Ernst, Arena Dokumentation, Wespennest, Zeitschrift für brauchbare Texte Nr. 23, Wien, Juni 1976, S. 4 35 Rosemarie Rauscher, Politik im Underground, Wien 1998, S. 28 36 Arbeiterzeitung, 29.06.1976, S. 9 37 Einer der Studenten war wohl Leiter des Wiener Architekturzentrums. In: http://derstandard.at/2492068, 22.04.24 38 Verena Kövari, Die Arena, Alternativkultur im Wien der 1970er Jahre, Wien 1997, S. 40 39 Kövari, S. 25 40damalige Auslands- und Inlandsschlachthöfe – Schweineschlachthaus am 21.6.76, in: Magistrat der Stadt Wien [Hrsg.], Die Verwaltung der Stadt Wien 1976, Wien 1977, S. 218 41 Magistratsabteilung 53, Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 16.12.1997 – Letzte Rinderschlachtungen in St. Marx 42 Rauscher, S. 49 f. 43 Kövari, S. 64 44https://www.schlachthof-kassel.de/das-zentrum/geschichte, 16.11.23 45 Winkelmann, Arne, Kulturfarbiken, Zeichenwandel der Fabrik in der freien Kulturarbeit, Berlin 2006, S. 33f 46 Winkelmann, S. 16 47 Winkelmann, S. 77 48 Winkelmann, S. 8 49 Ebenda 50 Winkelmann, S. 77 51 Vermutlich die Schweineschlachthalle, Pläne Stadtarchiv Wien 52 Rauscher, S. 107 und 104 53 Rauscher, S. 116f. 54 In den ersten 10 Jahren: Peter Turrini, Peter Weibel, Harry Stojka, Drahdiwaberl, Lukas Resetarits, Wolfgang Ambros, Georg Danzer, Hans Thessink, Hubsi Kramar, Willi Resetarits, Johnny “Guitar” Watson, Nazareth, Bad Religion, Van Morrison, George Clinton, Nick Kamen, John Lee Hooker (1991), Little Richard (1991 etc. später dann Nirvana (14.11.1991) etc Theater von Oskar Kokoschka, Gottfried Helnwein Ausstellung bei der Besetzung: auf dem Arena-Plakat 10.07.1976 55http://www.rataplan.at/ 56 Von “Kino-Alfred” 57 Rathauskorrespondenzen 58 Ausstellung Wien Museum – Katalog „Nussbaumer, Martina, Schwarz, Werner Michael [Hrsg.], Besetzt!, Kampf um Freiräume seit den 70ern, Wien 2012“ 59 keine Publikationen, nur div. universitäre Arbeiten, wie Diplomarbeiten, Dissertationen etc
Die Leipziger DUX-Werke bestanden von 1904 bis 1926 [1]. Neben Personenkraftwagen wie den Typen E12, D12, G21, F6, K24, G10, S und R [2] wurden auch die von Gustav Schürmann konstruierten Lastkraftwagen L.T, L.I, L.O. und A.L.Z., unter anderem für das deutsche Heer, gefertigt [3].
Das vorliegende Foto [4] zeigt einen bisher nicht zuordenbaren Dux-LKW mit deutschem Armeekennzeichen MK XIX 393 in der 1914-1919 üblichen Form [5].
Die 1854 gegründete Grazer Waggon- & Maschinen-Fabriks-Aktiengesellschaft vorm. Joh. Weitzer war bis 1935 in Betrieb [1].
Sie erzeugte 1925 mit 2000 Arbeitern und einer Maschinenleistung von 2500 PS [2]: Waggons aller Art, elektrische Lokomotiven, Straßenbahn- und Eisenbahnmotorwagen (auch Schmalspur), Militärfuhrwerke, ortsfeste und Schiffsdieselmotore, Dieselmotorlokomotiven mit hydraulischem Lentzgetriebe, Kompressoren,div. Maschinenbau [2].
Die vorliegenden Fotos [3] und [4] zeigen die 1913 in ebendieser Fabrik erzeugten Elektrolokomotiven DRB 72.003 und BBÖ 1005.08 [5]. Die nicht bezeichneten Amateuraufnahmen dürften beide aus dem Zeitraum 1938-1947 stammen. 1005.08, noch mit der BBÖ-Kennung, trägt Verdunkelungsvorrichtungen an den Scheinwerfern.
Die beiden Lokomotiven wurden erstmals als EWP 3 bzw. EWP 8 auf der Überlandstrecke der Lokalbahn Wien-Preßburg eingesetzt. 1921 ging diese Strecke in den Besitz der Bundesbahnen Österreich (BBÖ) über [6].
Ab dieser Übernahme erfolgte die Neubezeichnung als BBÖ-Reihe 1005. Unter der Nummer 72.003 bzw. 72.008 wurden die Lokomotiven anno 1938 in das System der Deutschen Reichsbahn (DRB) integriert. DRB 72.003 wurde am 17.10.1945 außer Dienst gestellt, DRB 72.008 versah ab 1947 bei den ÖBB unter der neuen Nummer 1072.08 ihren Dienst bis zum 15.03.1973 [5].
Seltenes Luftbild von Havanna, aufgenommen nach 1970 [2].
Zu sehen sind analog zur roten Numerierung im Übersichtbildsbild:
Hauptbahnhof (Estación Central de Ferrocarriles)
Bahnhof La Coubre
das alte, 1914 errichtete Heizkraftwerk Tallapiedra (Termoeléctrica Tallapiedra), noch in Betrieb
Neubau von Block 7 des Heizkraftwerks (Central Termoeléctrica Comandante Otto Parellada), in Betrieb seit 1971 [2]
Gaswerk mit markantem Gasometer
Das alte Wärmekraftwerk Tallapiedra (Station 6) – heute Otto Parellada (Station 7) – versorgt das nationale Elektroenergiesystem nur von seinem modernsten Bereich aus. Das älteste, neoklassizistische Bauwerk stammt aus dem Jahr 1914. Viele seiner Räume sind derzeit ungenutzt und gelten als einsturzgefährdet. Der bestehende Teil richtet durch seine Emissionen schwere gesundheitliche Schäden bei den Anrainern an [3].
Aufgrund der mangelnden Kapazitäten wurden bis August 2022 insgesamt 7 türkische Schiffskraftwerke für die Stromversorgung nach Kuba verlegt [4]. Mehrere davon liegen bzw. lagen in unmittelbarer Nähe der alten E-Werke [5].
Eine Fotoquelle zeigt die Verbindung eines dieser Schiffe (Irem Sultan) mit dem Kraftwerkkomplex [6].
Quellen:
[1]…Luftbild 2677-0, 242 x 188 mm, Organización Fotomartin La Habana, Stempel “REPUBLICA DE CUBA”. Maschinschriftlicher Vermerk: “Vista de otro ángulo las mantanas que se van derrumbar en la Habana Vieja. Puede observarse el Gobierno Provincial a la izquierda y derecha.” Eigentum Archiv schlot.at (2023)
Das nordcubanische Motembo (Provinz Villa Clara) liegt an einer bedeutenden tektonischen Störungszone und über einem dadurch bedingten oberflächennahen Feld an Leichtöl [1]
Das in lokalen Serpentinit eingebettete Feld wurde 1881 entdeckt. Das Öl weist eine äußerst geringe Rohdichte von 0,733 g/cm³ auf [2].
Bei dem Vorkommen handelt sich um eines von mehreren isolierten Leichtölfeldern im Norden Cubas. Bis 1959 wurden durch internationale Konzerne ca. 150 Ölbohrungen in der Region Nordcuba bis Havanna abgeteuft [3].
Aus dieser Epoche (1929) stammt das folgende Foto [4].
Nach der Revolution übernahm die staatliche Ölfördergesellschaft Cupet bis 1990 sämtliche Prospektionsbohrungen und deren Ausbeutung. Seit dem Ende der Sowjetunion agieren neben Cupet wieder westliche Ölkonzerne auf Cuba. Derzeit ist das australische Unternehmen Melbana Energy mit der Exploration und Nutzung des Öls von Motembo betraut [5].
Einblick in die cubanische Sicht der Lage und die Nutzung des unraffinierten Leichtöls durch Einheimische im Haushalt (!) gibt die eindrucksvolle Quelle [6].
[4]…Foto, 240 x 185 mm: „Torre y pozo de las minas de gasolina de San Juan de Motembo, rückseitig gestempelt: „REPUBLICA DE CUBA“, „Dr. José A. GRUCET, JUL 1929“, Eigentum Archiv schlot.at (2023)
Historisches Foto [1] eines der zahlreichen Öllager am Fuße des Aden-Vulkans [2] in der ehemaligen jemenitischen Hauptstadt. Interessant ist die Industriearchitektur des Pumpenhauses, die in puncto Fenstergestaltung an vergleichbare europäische Bauwerke der 1910er und 1920er Jahre erinnert. Ein seltener Einblick in die historische Infrastruktur eines Landes ohne Lobby. Links und rechts im Bild befinden sich zwei kleine Einblicke in die jemenitische Fauna.
3 Werksansichten [1] der Zuckerfabrik Skřivany. Die 1862 errichtete Fabrik brannte mehrmals ab (1882, 1905, 1912) [2].
Sie wurde nach dem ersten Brand als Zuckerraffinerie neu aufgebaut [3].
Die Firma Pittel und Brausewetter errichtete anno 1913 am Werksgelände ein groß dimensioniertes Rohzuckermagazin [1].
Die Gebäude der Zuckerraffinerie wurden während des 2. Weltkriegs zu Rüstungszwecken umfunktioniert [2].
1948 wurde die Zuckerfabrik verstaatlicht, 1976 geschlossen. Seit 1977 wird die Liegenschaft durch ein Maschinenbauunternehmen nachgenutzt [2][4].
Quellen:
[1]…Baudokumentarische Fotos aus Referenzmappe: II – Industriebauten – Zuckerfabriken. Pittel und Brausewetter (1913). Eigentum Archiv www.schlot.at (2023)
[2]…fabriky.cz (12.06.2023)
[3]…wiki/Skřivany (12.06.2023)
[4]…stakohk.cz (12.06.2023)
Werksansicht der Zuckerfabrik Dynamit Nobel Bratislava, datiert mit 1924 [1].
Die seit 1873 bestehende Fabrik für Explosivstoffe [2] wurde 1921 auf Kunstdüngerproduktion umgestellt [3].
1924 wurde von der Firma Pittel und Brausewetter eine Zuckerfabrik errichtet [1], deren Werkshallen und Schornsteine in den 1960er Jahren abgerissen wurden [3].
Laut Vor-Ort-Erhebungen der TU Bratislava ist das Kraftwerk der ehemaligen Zuckerfabrik erhalten (Stand 2012). Das stark veränderte Werksgelände der Fa. Nobel dient heute der slowakischen Firma ISTROCHEM als Firmenstandort [4].
Quellen:
[1]…Baudokumentarisches Foto aus Referenzmappe: II- Industriebauten. Maschinen- und Metallindustrie. Pittel und Brausewetter (1924). Eigentum Archiv www.schlot.at (2023)
[2]…BARTOŠOVÁ, N. (2012): Závod Dynamit Nobel v Bratislave – Kľúčové aspekty architektonicko-urbanistického vývoja. In: ALFA 04/2012, Slovenská technická univerzita v Bratislave, ISSN 2729-7640, S. 26
[3]…bratislavskenoviny.sk (09.06.2023)
[4]…alfa.stuba.sk (09.06.2023)
[5]…wiki/Istrochem (09.06.2023)
Werksansicht [1] der 1924 errichteten [2] Holzimprägnierungswerke von Guido Rütgers.
Es handelt sich um eine von 22 ehemaligen stationären Imprägnieranstalten von Rütgers in der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie [2].
In sämtlichen dieser an lokale Schienennetze angebundenen Betriebe wurden hölzerne Eisenbahnschwellen oder Telegraphenmasten in Druckkesseln chemisch – hauptsächlich mit Teeröl – imprägniert. Ferner erzeugte das Unternehmen imprägniertes Holzstöckelpflaster für Industrieböden und Straßenbau [3].
Die Behandlung verlängerte die Einsatzperiode der Schwellen und Masten beträchtlich. Das Imprägnierungsdatum der Schwellen und Masten wurde durch Einschlagen von Nägeln mit Jahreszahl bzw. Anbringen von Blechziffern (JJ/MM) dokumentiert. [3].
Gealterte Schwellen wurden für die ÖBB ab 1959 im Altschwellenwerk Steinabrückl überarbeitet, auf Strecken niedriger Ordnung weiterverwendet oder in zerkleinertem Zustand zur ÖBB-Dienstraumbeheizung verwendet [4].
Das Foto zeigt das Kessel- und Maschinenhaus im mittlerweile zu Košice eingemeindeten Opátska [5], einen Stapel Eisenbahnschwellen und im Hintergrund einen großvolumigen Druckkessel zur Imprägnierung der eingeschlichteten Schwellen. Der Betrieb wurde 1924 gegründet und bis 1945 von Rütgers betrieben [2].
Der ehemalige Standort wird mittlerweile durch ein Unternehmen der Baustoffindustrie nachgenutzt [6].
Quellen:
[1]…Baudokumentarisches Foto aus Referenzmappe: II- Industriebauten. Verschiedene Industrien. Pittel und Brausewetter. Eigentum Archiv www.schlot.at (2023)
[2]…GIESE, U. (1968): Hundert Jahre Holzkonservierung in Österreich. Festschrift zum hundertjährigen Bestehen der Firma Guido Rütgers. Kunstverlag Wolfrum, Wien, S. 103
[3]…ebenda, S. 121ff
[4]…ebenda, S. 146
[5]…wiki/Košice/Vyšné_Opátske (11.06.2023)
[6]…Google Maps (2023)
8 Werksansichten des ersten Elektrizitätswerkes in Poříčí u Trutnova/Parschnitz bei Trautenau. Die vorliegenden Fotos aus 1928 zeigen die von der Firma Pittel und Brausewetter errichtete Zentrale, das Kesselhaus, den Kohlenbunker sowie Innenansichten des Hochspannungs- und Schaltraums [1].
Die Bauarbeiten für das Kraftwerk begannen bereits im Jahr 1912 im damals selbständigen Poříčí u Trutnova. Als Feuerungsmaterial wurde per Güterzug verbrachte Steinkohle aus den Bergwerken Svatoňovick, Žacléřsk und Radvanick verwendet. Zur Kühlung wurde Wasser aus den Flüssen Ličná und Úpa verwendet. Am 23. Februar 1914 wurde das Kraftwerk mit einer Leistung von 4,5 MW in Betrieb genommen und begann mit der Stromversorgung von rund 60 Gemeinden Ostböhmens. Die Dampferzeugung erfolgte durch sechs Kessel (jeweils mit einer Leistung von 7,5 Tonnen Dampf pro Stunde), zwei weitere wurden später gebaut. Im Maschinenraum des Kraftwerks waren zwei Turbogeneratoren mit einer Leistung von je 4,5 MW in Betrieb. In den folgenden Jahren wurde das Kraftwerk modernisiert, wodurch seine Leistung um ein Vielfaches gesteigert wurde. Außerdem wurden drei Schornsteine hinzugefügt, die 1920, 1922 und 1929 gebaut wurden.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Leistung des Kraftwerks schrittweise reduziert, bis sie 1945 von 26 MW auf etwa 6 MW sank. In den 1950er Jahren erhielt das Kraftwerk den Namen Elektrárna Poříčí I, um es vom 1957 neu errichteten Kraftwerk in Poříčí zu unterscheiden.
In den Jahren 1964–1966 wurde aus der aufgefangenen Asche des Kraftwerks Germanium zur Halbleiterfertigung gewonnen. Diese Produktionsschiene hatte kurzzeitig sogar Vorrang vor der Stromproduktion. Der Betrieb des Kraftwerks per 31. Dezember 1970 eingestellt [2].
Quellen:
[1]…Baudokumentarische Fotos aus Referenzmappe: II – Industriebauten. Maschinen- und Metallindustrie. Pittel und Brausewetter (1928). Eigentum Archiv www.schlot.at (2023)
[2]…wiki/Zaniklé elektrárny v Česku – Elektrárna Poříčí 1 (08.06.2023)
Fünf Werksansichten der 1914 von der Firma Pittel und Brausewetter errichteten Montagehalle und des Elektrizitätswerks der Nesselsdorfer Wagenbau-AG in Kopřivnice [1].
Das bereits 1850 als Kutschenfabrik Ignaz Schustala & Comp gegründete Unternehmen fertigte ursprünglich Wagen und Kutschen, ab 1882 auch Eisenbahnwaggons. 1890 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft mit dem im Betreff genannten Namen übergeführt und der Schwerpunkt auf Waggonbau gelegt. Ab 1898 wurden auch Automobile und LKW gefertigt. Um 1900 wurden für Auftraggeber in Europa und Übersee alle Arten von Eisen- und Straßenbahnwagen hergestellt. 1923 fusionierte das Unternehmen mit der Prager Ringhoffer AG und firmierte nun als Ringhoffer-Tatra AG [2].
Am Standort Kopřivnice wurden fortan schwerpunktmäßig KFZ der Marke Tatra produziert, seit 1999 nur noch LKW [3].
Das Tatra-Museum [4] widmet sich der Dokumentation der lokalen Industriegeschichte und bietet historische KFZ-Recherchen anhand Fahrgestell- und Motornummer an.
Drei Werksansichten des 1920 von der Firma Pittel und Brausewetter errichteten Elektrizitätswerks der „Moravia“ in Hlubočky [1].
In der Gemeinde wurden bereits 1827 eine Eisenhütte und 1854 eine Nagelfabrik gegründet. Durch Fusion entstand 1870 aus diesen die Homboker und Marienthaler Eisenwaren-Industrie- und Handels-AG „Moravia“ [2].
1902 wurde mit der Fertigung des patentierten „Meteor“-Feststoffbrennofens begonnen. 1908 wurde die Produktpalette um größere Geräte wie Industrieback- und Räucheröfen erweitert [3].
Später – laut den vorliegenden Werksfotos [1] anno 1920 – wurde ein werkseigenes Elektrizitätswerk errichtet [2].
2005 wurde das Unternehmen – nun als MORA Moravia s.r.o. – der Gorenje-Gruppe eingliedert [4].
Quellen:
[1]…Baudokumentarische Fotos aus Referenzmappe: II- Industriebauten. Maschinen- und Metallindustrie. Pittel und Brausewetter (1920). Eigentum Archiv www.schlot.at (2023)
[2]…wiki/Hlubočky (08.06.2023)
[3]…yale.com (08.06.2023)
[4]…emis.com (08.06.2023)