AT | 1050 Wien | Austria-Garage | um 1915

Das vorliegende historische Foto [1] zeigt die Straßenfront der 1911 errichteten [2] und 1912 erstmals in Lehmann erwähnten [3] „Austria“-Garage in Wien 5., Nikolsdorfergasse 23. Das Vergleichsfoto stammt vom Autor und entstand im Dezember 2021.

Die Garage stellt sich in Quelle [1] wie folgt dar: „Speziell als Garage erbaut, große, lichte, modernst eingerichtete Betonhallen mit Raum f. 100 Wagen. Tag- u. Nachtdienst, Reparaturwerkstätte. Großes Lager von Autobestandteilen und Pneumatiks. Chauffeurwohnungen (siehe auch Automobil-Garagen und Auto-Reparaturanstalten).“

Die mit Chauffeur und Kindern relativ belebte Straßenszene zeigt auch das Automobil mit dem amtlichen Wiener Kennzeichen AI-2, anno 1914 zugeordnet Prinz Hohenlohe-Schillingsfürst, wohnhaft Wien I., Hofgartenstraße 3 [4]. Die neugierigen Blicke aus dem ersten und zweiten Stock des Wohnhauses gelten wohl dem Photographen.

Die Existenz der Austria-Garage lässt sich anhand zeitgenössischer Branchenverzeichnisse lückenhaft nachweisen; sie wechselte Besitzer und Namen und dient seit Mitte der 1970er Jahre dem Autohaus John als Firmensitz. Im Folgenden ein kurzer steckbriefartiger Abriss ihrer Geschichte:

  • 1925: Austria-Garage, V., Nikolsdorfer G. 23, Telefon 54.538 [5]
  • 1935: Austria-Garage, V., Nikolsdorfer G. 23, Telefon B 22-3-24 [6]
  • 1938: Austria-Groß-Garage Rudolf Schroth, Gloria Gen. Vertretung, V., Nikolsdorfergasse 23. Telefon B-22-3-24 [7]
  • 1943: nicht vermerkt [8]
  • 1953: nicht vermerkt [9]
  • 1972: Meissl-Garage, Autowaschstraße, Service, Nikolsdorfer Gasse 23, Telefon 57 05 46 [10]
  • 1975: Volkswagen John & Co. Werkstätten: V., Nikolsdorfergasse 23, Tel. 57 71 44 [11]
  • 2021: Hutschinski Mobility GmbH – Autohaus John, Firmensitz: Nikolsdorfer Gasse 23-25, 1050 Wien [12]

Quellen:

[1]…Foto 80×110 mm im Eigentum schlot.at-Archiv..

[2]…Generalstadtplan Wien 1912, https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/ 07.12.2021

[3]…Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger: nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k.k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien u. Umgebung, Jahrgang 1912, Band I, S. 864

[4]…Silberer, V. (Hrsg): Die Wiener Auto-Nummern 1914. Verzeichnis der Wiener Automobilbesitzer mit deren Adressen, nach den Erkennungsnummern geordnet. Verlag der „Allgemeinen Sportzeitung“, Wien, S. 24

[5]…Wiener Adreßbuch – Lehmanns Wohnungs-Anzeiger für Wien 1925 – Sechsundsechzigster Jahrgang, Österreichische Anzeigen-Gesellschaft A.-G, Band II, S. 236

[6]…Wiener Adreßbuch – Lehmanns Wohnungsanzeiger 1935 – Sechsundsiebzigster Jahrgang, Österreichische Anzeigen-Gesellschaft A.-G., Band II, S. 61

[7]…Fachregister zum amtlichen Teilnehmerverzeichnis Fernsprechnetz Wien, Ausgabe 1938. Österreichische Anzeigen-Gesellschaft AG, Wien. S 75

[8]…Amtliches Fernsprechbuch Wien, Ausgabe 1943. Telegraphendirektion für Wien, Niederösterreich und Burgenland.

[9]…Amtliches Telephonbuch Wien 1953, II. Teil: Berufs- und Branchenverzeichnis. Post- und Telegraphendirektion für Wien, Niederösterreich und Burgenland.

[10]…Amtliches Telephonbuch Wien 1972, Berufs- und Branchenverzeichnis. Post- und Telegraphendirektion für Wien, Niederösterreich und Burgenland, S. 365

[11]…Amtliches Telephonbuch Wien 1975, Berufs- und Branchenverzeichnis. Post- und Telegraphendirektion für Wien, Niederösterreich und Burgenland, S. 113.

[12]…www.john.at/impressum, 07.12.2021

AT | 1080 Wien | Sodawasserfabriken der Wiener Gastwirte | ~1925

Zwei Celluloid- [1] und ein Glasplattennegativ [2] zeigen die Belegschaft, das festlich geschmückte Expedit sowie einen Lastkraftwagen der Sodawasserfabriken der Wiener Gastwirte Reg. Gen. m. b. H., Wien VIII,. Lederergasse 25-27 [2].

Das 1895 gegründete Unternehmen beschäftigte anno 1925 ca. 25 Mitarbeiter. Obmann war Heinrich REIN, die Energieversorgung des Maschinenparks wurde durch einen 6PS-Gasmotor und einen 2PS-Elektromotor gewährleistet [3].

Ein Lastkraftwagen der Marke Saurer – wie am Foto mit dem Kennzeichen AXXIV835 abgebildet – scheint auch 1937 mit dem Kennzeichen A62.125 als auf die ggst. Firma zugelassen auf [4].

1959 noch an der selben Adresse firmierend, beschäftigte man etwa 22 Arbeiter. Erzeugnisse waren nun Fruchtsäfte, Limonaden, Almdudler, Sport-Cola und Orella [5].

Das Wiener Branchenbuch 1972 zeigt keinen Nachweis des Unternehmens mehr [6].

[1]…2 Celluloid-Negative 6 x 9 cm, Eigentum schlot.at-Archiv (2022)

[2]…Glasplatten-Negativ 10 x 15 cm, Eigentum schlot.at-Archiv (2022)

[3]…Industrie-Compass Österreich Band I 1925/26, Compass Verlag Wien, S. 864

[4]…Technisches Museum Wien, 08.02.2022

[5]…Industrie-Compass Österreich 1959, Compass Verlag Wien, S. 1750

[6]…Amtliches Telephonbuch Wien 1972, Berufs- und Branchenverzeichnis. Post- und Telegraphendirektion für Wien, Niederösterreich und Burgenland, S. 883

AT | 1190 Wien | Brauerei Nussdorf

Die Brauerei Nussdorf wurde 1819 gegründet und bestand bis etwa 1950 (Fusionierung mit der Schwechater Brau AG) [1]. Zusammenfassende Artikel zur Brauereigeschichte finden sich in den Quellen [1] und [2]. schlot.at möchte an dieser Stelle nicht wiederkäuen, sondern einige wenig bekannte bzw. bisher unpublizierte Belege des Braugeschehens in Nussdorf zeigen.

1819 wurde im ehemaligen Jesuitenhof, Hackhofergasse 9, die Brauerei gegründet [1].

Wohl aus den frühen 1830er Jahren datiert ein tuschegezeichneter handcolorierter Fassadenplan im Maßstab 1:72 [3], der die straßenseitige Ostfront des noch erhaltenen und denkmalgeschützten Gebäudes [4] zeigt.

1860 zeigt sich das Brauereigelände bereits wesentlich erweitert, wobei die Gebäudeanordnung des obigen Fassadenplans noch exakt erhalten ist [5].

Das mit 1887 datierte Foto einer „Bierhalle Nussdorfer Brauerei/Restauration/Caffeehaus“ [6] zeigt das kurz darauf geschleifte sogenannte Lamberg-Schlössl, an dessen Stelle 1889 der Bahnhof Nussdorf errichtet wurde [7].

Bierhalle Nussdorf, 1887 [6]
Um 1890/1900 datiert das folgende Foto von Darre und Malztennen 8+9 [8].

Der ehemalige Jesuitenhof, die Darre und die Malztennen 8+9 sind auf einer brauereieigenen Postkarte um 1900 gut verortbar [9].

Verortung: ehem. Jesuitenhof und Darre [9]
Der bereits 1842 errichtete Nussdorfer Bockkeller [2], ein großer Biergarten mit Aussichtsturm, ist samt Brauerei auf einer 1906 gelaufenen Postkarte abgebildet [10].

Bockkeller und Brauerei, ca. 1906 [10]
Eine Postkarte aus 1909 zeigt die mächtigen Bierhallen der Nussdorfer Brauerei von Osten aus gesehen [11].

Bierhallen, ca. 1909 [11]
Aus der Mitte des 20. Jahrhunderts liegen uns als physische Überbleibsel eine Alka-Kapsel [12] und ein Bierdeckel der Nussdorfer Brauerei [13] vor. Auf letzterem sind die zahlreichen Bierlager in der Umgebung Wiens abgebildet – Klosterneuburg, St. Andrä, Stockerau, Absdorf, Heiligeneich, Königstetten, Tullnerbach, St. Pölten, Obergrafendorf, Mariazell, Krems, Ottenschlag, Gföhl, Ziersdorf, Hollabrunn, Zellerndorf, Eggenburg, Vitis, Gmünd, Heidenreichstein, Litschau.

Bemerkenswert ist, dass nach der Schließung der Nussdorfer Brauerei nach der Fusion mit der Schwechater Brau AG 1950 [2] die am Standort befindliche Mälzerei als eigene juristische Person betrieben wurde: „Nußdorfer Mälzerei Aktiengesellschaft“, Wien XIX, Hackhofergasse 9 (1819). Pächter: Brauerei Schwechat AG [14].

1965 wurde ein Großteil der eigentlichen Brauerei mit Ausnahme des Hauses Hackhofergasse 9 geschleift und neu verbaut [2].

1984 bis 2004 wurde von einem Nachfahren der Brauereidynastie noch „Nussdorfer Bier“ in kleinem Rahmen erzeugt [2].

Quellen:

[1]…geschichtewiki Wien, 13.01.2022

[2]…https://seen-suechtig.jimdofree.com/wiener-brauereien/nussdorf/ , 13.01.2022

[3]…Facade des Brauhauses zu Nussdorf, 1:72, Architektenzeichnung, Eigentum schlot.at-Archiv (2017)

[4]…Ehemaliges Brauhaus Nussdorf/Denkmalschutz, 13.01.2022

[5]…Brauhaus Bachofen & Medinger (1860), 13.01.2022

[6]…Fotografie, beschrieben „Nussdorf 87“, nach Auskunft von P. MARSCHNER das sogenannte Lamberg-Schlössl. Eigentum schlot.at-Archiv (2019)

[7]…Generalstadtplan Wien 1912, 13.01.2022

[8]…Fotografie des Brauereigeländes in Nussdorf, 146 x 102 mm, Fotograf A. Raffelsberger, Wien-Nussdorf, undatiert. Eigentum schlot.at-Archiv (2021)

[9]…Correspondenz-Karte/Nussdorfer Bierbrauerei von Bachofen & Medinger, k.u.k. Hof-Brauer, Wien XIX/2, ohne Datum. Sammlung MARSCHNER, Gießhübl (2021)

[10]…Postkarte „Donau-Panorama/Nussdorf/Bockkeller des k.u.k. Hofbrauhauses. K. Ledermann, Wien, gelaufen 1906, Sammlung MARSCHNER, Gießhübl (2021)

[11]…Postkarte „K.u.k. HofbrauhallenNussdorf, Wien XIX/2, P. Ledermann 1909, Sammlung MARSCHNER, Gießhübl (2021)

[12]…Abriss-Kapsel für Bierflasche, Nussdorfer Brauerei/N, Mitte 20. Jhdt, Eigentum schlot.at-Archiv (2021)

[13]…Bierdeckel Nussdorfer Bier, 108 mm Durchmesser, Guggenbacher Papierfabrik, um 1950. Eigentum schlot.at-Archiv (2021)

[14]…COMPASS VERLAG (1959): Industrie-Compass Österreich 1959, S 1719

DZ | Algier مدينة الجزائر | Kaianlage/Hafen | 1913

Ansicht von Kai und südlichem Hafenteil von Algier, datiert mit 22.02.1913 [1].

Im Freibereich der Hafenzone lagern neben Baumaterial und Rädern Unmengen an Fässern. Die an der Kaimauer erkennbare Aufschrift erklärt die Ware:

„C.X. Phillips / Vins fins / spiritueux / liqueurs / exportation / sirop / eaux gazeuses“, der im rechten Bildteil erkennbare Gewerbebetrieb:

„Chargeurs Algériens reunis / / Lignes regulières de vapeur / / Société les affréteurs reunis // Laurens Deckers & Cie – Vereinigte algerische Magazine, Dampfschiff-Reederei und Frachtunternehmen Laurens Deckers & Companie“ deren Transport und Lagerung.

Eine seltener Einblick in das Algerien des frühen 20. Jahrhunderts samt französischer Kolonialarchitektur.

 

Quelle:

[1]…Albuminabzug 129 x 89 mm, rückseitig beschriftet „Algier, Kaianlage 22.II.1913“, Eigentum schlot.at-Archiv (2021)

BY | Pinsk | Streichholzfabrik, nach 1939

Anhand der beiden hier beschriebenen Zündholzschachteln kann die traurige Geschichte der ursprünglich polnischen Stadt Pinsk im 2. Weltkrieg beleuchtet werden.

Die mit Sowjetstern und roten Bannern gestaltete Schachtel der Pinsker Zündholzfabrik trägt die weißrussische Aufschrift „17. September“ und nimmt ganz offensichtlich Bezug auf diesen Tag des Jahres 1939. An diesem Tag ließ Stalin als Reaktion auf den 16 Tage zuvor erfolgten Überfall Hitlerdeutschlands auf Polen den Ostteil dieses Landes „zum Schutze der weißrussischen und ukrainischen Bevölkerung“ besetzen [1].

Im Zuge dieser Maßnahme kam das bis dahin polnische Pinsk unter sowjetische Verwaltung und wurde der Weißrussischen Sowjetrepublik eingegliedert [2].

Bemerkt wird, dass sich Pinsk seit Ende des 19. Jahrhunderts zu einem industriellen Zentrum für die Produktion von Seife, Salz, Kerzen, Mehl und insbesondere für Holzindustrie entwickelt hatte [3].

Wie unwirksam der „Schutz der weißrussischen Bevölkerung“ war, zeigt die zweite Zündholzschachtel aus derselben Fabrik, welche deutsch und weißrussisch beschriftet ist. Die Ornamentik besteht nun aus einem Kopf, der einen nach deutschem Schnitt geformten Stahlhelm trägt und einem an das Logo der Deutschen Arbeitsfront angelehnten Zahnrad.

Am 04.06.1941 wurde Pinsk von deutschen Truppen besetzt und per 01.05.1942 das sogenannte Pinsker Ghetto eingerichtet, welches einen Höchsteinwohnerstand von ca. 20.000 Menschen aufwies [2].

Die vielfach jüdischen Insassinnen und Insassen des Ghettos wurden für Arbeiten in den Industriebetrieben der Umgebung zwangsrekrutiert [3]. Dazu gehörte auch die Zündholzfabrik, die laut Besatzerangaben mit „mindestens 500 Leuten 500.000 Schachteln am Tag produzierte“ und eine der größten derartigen Fabriken der Sowjetunion war [3].

Das Ghetto wurde Ende 1942 aufgelassen und ein Großteil der Einwohnerzahl ermordet [2].

Die ehemalige Pinsker Streichholzfabrik wird heute in der Tourismusbranche als markantes Beispiel lokaler Industriearchitektur angeführt [4].

Quellen:

[1]…welt.de, 02.08.2021

[2]…holocaust.cz, 02.08.2021

[3]…SCHÄFER, T. (2007): „Jedenfalls habe ich auch mitgeschossen“ – Das NSG-Verfahren gegen Johann Josef Kuhr und andere ehemalige Angehörige des Polizeibataillons 306, der Polizeireiterabteilung 2 und der SD-Dienststelle von Pinsk beim Landgericht Frankfurt am Main 1962-1973. Eine textanalytische Fallstudie zur Mentalitätsgeschichte. Villigst Perspektiven/Dissertationsreihe des evangelischen Studienwerks e.V. Villist, Band 11. LIT Verlag Dr. W. Hopf, Hamburg 2007, S. 506 ff

[4]… planetabelarus, 02.08.2021

 

 

AT | 1100 Wien | Wienerberger Ziegelwerke | Werk Wienerberg | 1913

Seltene, mit 1913 datierbare Fotodokumentation aus den 1820 von Alois Miesbach [1], am Standort des ehemaligen Ziegelofens der KKF (K.u.K. Fortifikationsdirektion) [2] gegründeten Wienerberger Ziegelwerken, Standort Wienerberg.

Eine Kurzbeschreibung der Wienerberger-Geschichte sprengt diesen Rahmen und ist kaum objektiv zu bewerkstelligen, weshalb dazu auf mehrere Websites verwiesen wird, die sowohl ökonomische als auch soziale Aspekte beleuchten sollen:

Wienerberger - Geschichte

Wienwiki-Geschichte

Austria-Forum, Wienerberger

Wiener Zeitung: Die Sandler vom Wienerberg

Die vier Fotos vom Wienerberg [3], wohl alle von Gustav GREINER am 08.08.1913 aufgenommen [4], zeigen:

  1. Lehmgewinnung durch auf Feldbahngleisen fahrenden Förderbagger, Lehmtransport in Loren, Trockenschuppen im Hintergrund.

  1. Schlagerin, Schlagtisch mit Lehmhaufen und Anlieferrampe. Der Lehm wurde durch Männer mittels Schubkarren auf den Schlagtisch befördert. Am Foto ist die Befüllung eines Ziegelmodels und das Abziehen des überstehenden Lehmes zu erkennen. Diese Arbeit wurde durchwegs von Frauen durchgeführt.

Alois Miesbach beschrieb um 1840 die Arbeit des Ziegelschlagens wie folgt:

„[…] Hierorts stehen beim Arbeitstische Mann und Weib. Der Mann macht abends den Ton an, während das Weib den Platz putzt und den Sand ausbreitet, indem ohne Einsandeln kein plastischer Ton geformt werden kann. Früh um 5 Uhr wird im Durchschnitt mit der Arbeit begonnen. Der Mann scheibt den Tegel auf den Tisch und das Weib schlägt Ziegel und leert den Model auf den Platz aus. Um 8-9 Uhr wird gewöhnlich gefrühstückt, dann wieder mit der Arbeit fortgesetzt bis 11 oder 12 Uhr, sodaß bis Mittag Mann und Weib 1500 Ziegel geschlagen und auf den Platz gelegt haben. Es haben auch Schlagerinnen täglich zu 2000, ja, was jedoch einzelne Fälle sind, 2500 bis 3000 Stück geschlagen […]“ [5].

  1. Schlagerin, Schlagtisch, Sandkasten, Wassereimer, frisch ausgeschlagene liegende Ziegel mit dem Firmenzeichen des Eigentümers Heinrich v. Drasche [6] im linken Vordergrund, hochkant gestellte Mauerziegel zur weiteren Trocknung (rechts), Aufseher, überdachte offene Trockenhütte zur weiteren Aufbewahrung vor dem Brand.

Alois Miesbach beschrieb um 1840 die am Foto ersichtliche Szene wie folgt:

„Diese auf geebnete Plätze gelegten Ziegel werden, wenn sie halbtrocken sind, auf ihre schmale, lange Seite aufgestellt und dann, wenn sie eine Festigkeit erlangt haben, daß man sie ungefährdet 5-6 Reihen übereinander stellen kann, in die Trockenschopfen eingetragen und hier nebeneinander und aufeinander geschlichtet, daß überall die Luft gehörig durchstreichen kann. In diesem Schopfen bleiben die Ziegel, bis sie völlig ausgetrocknet [sind] und in den Ofen zum Ausbrennen eingekarrt oder als Vorrat in einem anderen Schopfen aufbewahrt werden können […]“ [7].

  1. Hoffmannscher Ringofen mit Beschickungstüren, Einbringung von Dachziegeln auf Feldbahnwagen, Ausbringung von fertig gebrannten Mauerziegeln auf Schubkarre, Aufseher. Der Ringofen ermöglichte einen durch fortschreitende Verlagerung der gerade befeuerten und mit luftgetrockneten Ziegeln befüllten Sektoren einen durchgehenden Ziegelbrand, vgl. [8].

Da in den zitierten Quellen das 20. Jahrhundert stiefmütterlich behandelt wird, sei an dieser Stelle ein Überblick über den gesamten Konzern anno 1925, 1959 und 1979 gegeben.

1925: Wienerberger Ziegelfabriks- und Baugesellschaft AG (1869 gegr.), I., Karlsplatz 1.

Ziegelfabriken und andere Werke:

  • X., Triesterstraße 106 (Wienerberg)
  • Vösendorf
  • Hennersdorf
  • Traiskirchen
  • X., Laaerberg (derzeit nicht in Betrieb)
  • X., Laaerwald (derzeit nicht in Betrieb)
  • X., Oberlaa (derzeit nicht in Betrieb)
  • XVII., Hernals (derzeit nicht in Betrieb)
  • Biedermannsdorf (derzeit nicht in Betrieb)
  • Guntramsdorf (derzeit nicht in Betrieb)
  • Möllersdorf (derzeit nicht in Betrieb)
  • Wiener Neudorf (derzeit nicht in Betrieb)
  • Kalksandziegelfabrik Matzen (derzeit nicht in Betrieb)
  • Ton- und Ziegelwerk Eberschwang
  • Tongrube im Krummnußbaum
  • Kaolinwerk Schwertberg
  • Tonwarenfabrik Wienerberg, X., Wienerbergstraße 11
  • Keramitsteinfabrik Wien X., Triesterstraße 106

Ca. 2.500 Arbeiter, 5000 PS Dampfmotore, Elektromotore, Benzinmotore. Erzeugnisse: 300 Millionen Mauerziegel, 20 Millionen Dachziegel, Verblender, Kaminsteine, Drainageröhren, Kalksandziegel, Pflasterplatten, Klinkerziegel, Schamottewaren, Terrakotten, Öfen, Kamine, Fliesen, Fußboden- und Wandbelagplatten, Majoliken, Kunstkeramik, Steinzeug, Elektroporzellan, Straßenpflaster aus Keramit, Kaolin, Quarzsand [9].

1959: Wienerberger Ziegelfabriks- und Baugesellschaft AG (1869 gegr.), I., Karlsplatz 1.

Ziegelfabriken „Wienerberg“:

  • X., Triesterstraße 106
  • Vösendorf, Brunner Straße
  • Hennersdorf
  • Göllersdorf
  • Ernstbrunn
  • Weinsteig
  • Ernsdorf
  • Graz-St. Peter
  • Tonwarenfabrik , X., Wienerbergstraße 11

Diverser Grund- bzw. Gebäudebesitz: Wien I., Wien X. (Laaerwald), Biedermannsdorf, Guntramsdorf, Wiener Neudorf, Möllersdorf, Traiskirchen, Rückersdorf.

190 Angestellte, 2.800 Arbeiter. Erzeugnisse: Mauerziegel, Dachziegel, Drainageröhren, Hohlziegel, Deckenziegel, Klinkerziegel, Terrakotten, Ofenkacheln, Fußboden- und Wandplatten, Baukeramik, keram. Mosaik, Steinzeug. [10]

1979: Wienerberger Ziegelindustrie Gesellschaft m.b.H., Wien X, Wienerbergstraße 11

Ziegelfabriken:

  • Baden, Vöslauer Straße 167
  • Hennersdorf
  • Göllersdorf
  • Laa/Thaya
  • Marz [11]

Quellen:

[1]…MERK Grete (1966): Zwei Pioniere der österreichischen Industriegeschichte/Alois Miesbach und Heinrich Drasche. Wiener Forschungen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Band 1, Hermann Böhlaus Nachfolger, Graz, S. 23

[2]…geschichtewiki.wien, 14.05.2021

[3]…4 Fotografien ca. 110 x 80 mm, rückwärtig beschriftet „Wien X“, Eigentum schlot.at – Archiv (2021). Verortung durch Quelle [4] und durch ein fünftes Foto aus dem Konvolut gesichert, welches den nahen Favoritner Wasserturm zeigt.

[4]…Zumindest eines der Fotos aus Quelle [3] liegt auch im Wiener Stadt- und Landesarchiv ein, ist dem Fotografen Gustav GREINER zugeschrieben, am Standort Wienerberg verortet und mit 08.08.1913 datiert: Ziegelei_Wienerberg-Datensatz ,14.05.2021.

[5]…MERK Grete (1966): Zwei Pioniere der österreichischen Industriegeschichte/Alois Miesbach und Heinrich Drasche. Wiener Forschungen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Band 1, Hermann Böhlaus Nachfolger, Graz, S. 29

[6]…MERK Grete (1966): Zwei Pioniere der österreichischen Industriegeschichte/Alois Miesbach und Heinrich Drasche. Wiener Forschungen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Band 1, Hermann Böhlaus Nachfolger, Graz, S. 51ff

[7]…MERK Grete (1966): Zwei Pioniere der österreichischen Industriegeschichte/Alois Miesbach und Heinrich Drasche. Wiener Forschungen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Band 1, Hermann Böhlaus Nachfolger, Graz, S. 30

[8]…Hoffmannscher Ringofen/Konstruktion, 14.05.2021

[9]…COMPASS VERLAG (1925): Industrie-Compass Österreich 1925/26, Band 1, S. 305

[10]…COMPASS VERLAG (1959): Industrie-Compass Österreich 1959, S. 416-417

[11]…COMPASS VERLAG (1979): Industrie-Compass Österreich 1979/80, S. 300

TZ | vm. Tansania | Sisal-Plantage der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft (1909/18)

Die vorliegenden sechs Fotos [1] aus Deutsch-Ostafrika, mutmaßlich heutiges Tansania, zeigen eine Sisal-Plantage der 1885 gegründeten [2] Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft.

Sisal ist eine Pflanzenfaser, die aus Agaven gewonnen wird. Sie wird u.a. für Teppiche, Taue, Seile, Garn, als Füllstoff für Matratzen oder als Poliermittel für technische Zwecke genutzt [3].

Zu ihren technischen Eigenschaften gibt Quelle [4] Auskunft.

1893 wurde die ursprünglich aus Südamerika stammende Sisal-Agave erstmals in der Kolonie Deutsch-Ostafrika angebaut [5].

Die Fotos zeigen die wesentlichen verfahrenstechnischen Schritte der Fasergewinnung:

  • Anlieferung der geschnittenen Agavenblätter
  • Maschineller Aufschluss der Fasern durch 90° zur Faserrichtung erfolgende Quetschung der Blätter
  • Wässerung der Faserbündel zur Entfernung von Pektin und Chlorophyll
  • Trocknung der Faserbündel
  • Verpackung bzw. Weiterverarbeitung zu Flachgewebe

Die Fotos dokumentieren ungeschminkt die Arbeitsverhältnisse der lokalen Bevölkerung. Die aneinander gekoppelten Feldbahnwaggons, die zum Transport der Agavenblätter verwendet werden, verfügen augenscheinlich über keine Lokomotive, sondern werden von Hand verschoben. Die Frau, die mit der Quetschung der Agavenblätter betraut ist, hantiert ohne jeglichen Schutz gegen Erfassung der Hände direkt an dem über schwere Metallrollen laufenden Treibriemen. Die Wässerung unter der Aufsicht eines Aufsehers in Tropenuniform erfolgt in Betonbecken ohne mechanische Hilfsmittel wie etwa Hebevorrichtungen. Im Bereich der Verpackung zu Pressballen (hier liegt eine Blechschablone der DOAG) ist andeutungsweise Kinderarbeit zu erkennen.

Quellen

[1]…6 Kontaktkopien, 165×123 mm Belichtungsfläche. Photocentrale der Kolonial-Kriegerdank G.m.b.H, Berlin N.W.G., nach 1909, [6], vor 1919 [7]. Eigentum schlot.at (2020)[2]…wiki – DOAG: , 12.10.2020
[3]…baunetzwissen.de, 12.10.2020
[4]…materialarchiv.ch, 12.10.2020
[5]…wiki – Sisalfaser, 12.10.2020
[6]…Kolonialkriegerdank: , 12.10.2020
[7]… wiki – Deutsch-Ostafrika: , 12.10.2020

DDR | DD | VEB Elbe-Chemie Dresden | Gebrauchsgrafik/Cremetuben

Der VEB Elbe-Chemie Dresden ging aus den 1907 gegründeten Leo-Werken hervor und war von 1957-1989 Alleinhersteller für Mund- und Zahnpflegemittel in der DDR [1,2]. Dies zeigt sich gut anhand zweier hier gezeigter Zahnpastatuben, die offensichtlich für den Kosmetikerzeuger VEB Florena Waldheim-Döbeln produziert wurden.

Charakteristisch für ostdeutsche Produkte war neben der Angabe der HSL (Handelsschlüssellistennummer [4]), der Schl.Nr. ELN (Schlüsselnummer der Erzeugungs- und Leistungsnomenklatur, [5]) der Aufdruck des festgesetzten EVP (Einzelhandelsverkaufspreises, [6]). Gesundheitspflegemittel hatten ferner einen Kennbuchstaben und eine Kennziffer nach folgendem Aufbau zu führen [7]:

Zitat Anfang:

Gesetzblatt (GBl.) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) Teil ⅠⅠ 1961, Seite 153 (GBl. DDR ⅠⅠ 1961, S. 153); Gesetzblatt Teil II Nr. 26 Ausgabetag: 3. Mai 1961 153 3. K = das Gesundheitspflegemittel ist für die Abgabe in Apotheken, Drogerien, Geschäften, in denen kosmetische oder sanitärhygienische Artikel zum Verkauf gelangen, und Friseurgeschäften zugelassen; 4. L = das Gesundheitspflegemittel ist für die Abgabe in Apotheken, Drogerien, Reformhäusern, Diätlebensmittel- und Lebensmittelgeschäften zugelassen. (3) Die Kennziffer besteht aus folgenden 3 Zahlengruppen: 1. die Nummer des Bezirkes, in dem der Hersteller seinen Sitz hat, in römischen Ziffern, 2. die laufende Nummer der Eintragung und 3. die letzten beiden Ziffern des Jahres der Eintragung in das Verzeichnis der Gesundheitspflegemittel. Die Zahlengruppen sind jeweils durch einen Schrägstrich getrennt. § 3 Kennbuchstabe und Kennziffer sind in dieser Reihenfolge nebeneinander auf der äußeren und inneren Verpackung des Gesundheitspflegemittels anzugeben. Sie müssen deutlich lesbar und von einer geradlinigen Umrandung umgeben sein […].“

Zitat Ende

Die vorliegenden Aluminiumtuben [9-13] aus den 1970/80er Jahren wurden 2020 aus einer Müllschüttung in Brandenburg, Landkreis Teltow-Fläming, geborgen.

  • FLORENA elkadent P / prophylaktisch gegen Parodontose / [Gütezeichen für ausgezeichnete Qualität] [8] / Entfernt wirkungsvoll durch neuen Putzkörper Zahnbeläge und schränkt damit Parodontal- und Karieserkrankungen ein. Durchblutungsfördernde und entzündungshemmende Wirkstoffe machen das Zahnfleisch widerstandsfähig gegen Erkrankungen. / 0,05 % Benzylnikotinat, 0,30 % Allantoin / K/XII/328/79 / HSL 83 41 000 / Inhalt 48 ml±1,5 ml / EVP 3,20 M / 12 Monate verwendbar / hergestellt am [?]1 [?] 82
  • Perlodont intensiv / Die blauen Farbstreifen mit dem Intensiv-Wirkstoff kräftigen das Zahnfleisch und fördern die Durchblutung. Zarter Putzkörper schont den Zahnschmelz, starke Schaumbildung erleichtert die Pflege. / p-Propylhydroxybenzoat 0,025 %, p-Methylhydroxybenzoat 0,075 %, Benzylnikotinat 0,05 % / K/XII/264/69 / HSL 83 40 28 / 48 ml / 2,50 M / hergestellt am 25 04 74
  • FLORENA Silca F / verstärkt reinigungsaktiv mit Fluor / Klinisch erprobt / Ein Spitzenprodukt für die Zahnpflege! Der Fluorwirkstoff mit Verweil-Faktor bietet den Zähnen vorbeugenden Schutz gegen Karies. Ein neuer Putzkörper unterstützt die Kariesprophylaxe durch gründliche Entfernung von Zahnbe[]ägen und unterdrückt die Ne[*]bildung von Zahnstein / 0,18 % Fluor / K/XII/332/79 / HSL 83 41 000 / Inhalt 48 ml±1,5 ml / EVP 2,90 M / hergestellt am 24 06 82 [*]… Lettern fehlen
  • FRISCHEKREM [Rest unlesbar]

Quellen:

[1]…https://www.dental-kosmetik.de, 27.09.2020

[2]…wiki, Leowerke, 27.09.2020

[3]…wiki, Florena, 27.09.2020

[4]…wiki, HSL, 27.09.2020

[5]…wiki, ELN, 27.09.2020

[6]…wiki, EVP, 27.09.2020

[7]…DDR-Gesetzblatt 1961 auf https://www.gvoon.de, 27.09.2020

[8]…wiki, Gütezeichen_(DDR), 27.09.2020

[9-12]…Funde im Eigentum von schlot.at

[13]…Fund im Eigentum von Achor e.V.

DDR | Saßnitz | VEB Fischwerk Saßnitz | Gebrauchsgrafik/Fischkonserven

Der volkseigene Betrieb Fischwerk Saßnitz wurde am 01.01.1957 als Verarbeitungsbetrieb aus dem 1949 gegründeten VEB Ostseefischerei Mecklenburg, Sitz Saßnitz, gegründet [1,2]. Per 01.01.1979 wurde er als Betrieb des VEB Fischkombinates Rostock geführt [2]. Der heutige Rechtsnachfolger ist die Firma RügenFisch [1,3].

Die hier gezeigten Konservendosen [7-14] aus den 1970er Jahren wurden 2020 aus einer Müllschüttung in Brandenburg, Landkreis Teltow-Fläming, geborgen. Charakteristisch für ostdeutsche Produkte war neben der Angabe der HSL (Handelsschlüssellistennummer [4]), der Schl.Nr. ELN (Schlüsselnummer der Erzeugungs- und Leistungsnomenklatur, [5]) auch der Aufdruck des festgesetzten EVP (Einzelhandelsverkaufspreises, [6]).

Folgende Reste von Konservendosen wurden aus dem Kulturschutt geborgen:

  • Sild in Öl / Deutsche Vollkonserve / Nettomasse 160 g / Schl.-Nr. ELN 17131121 / HSL 1631120 / EVP 1,55 M. Haltbarkeitsdatum: 16.10.1974
  • scomber-mix / Vollkonserve / Makrelenfilet zerkleinert mit Gemüse und Tomatentunke / Nettomasse 115 g / HSL 1631610 / 1,30 M. Haltbarkeitsdatum: 03.10.1979
  • Heringsfilet in Tomatentunke / Deutsche Vollkonserve / Nettomasse 200 g / ELN 17131221 / HSL 1631220 / EVP 1,30 M. Haltbarkeitsdatum: 14.11.1973
  • Heringsfilet in Tomatentunke / Deutsche Vollkonserve / Nettomasse 200 g / ELN 17131221 / HSL 1631220 / EVP 1,30 M. Haltbarkeitsdatum: 03.12.1975
  • Sprotten in Öl / Deutsche Vollkonserve / Nettomasse 110 g / ELN 17131121 / M 0,95. Haltbarkeitsdatum: 09.03.1973
  • Sild in Tomatentunke / Deutsche Vollkonserve / Nettomasse 110 g / ELN 17131121 / HSL 1631120 / M 0,80. Haltbarkeitsdatum: 24.10.1973
  • East Pount / Makrelenfilet in Tomatentunke / Deutsche Vollkonserve / Nettomasse 160 g / ELN 17131224 / HSL 1631200 / EVP 1,15 M. Haltbarkeitsdatum: 20.02.1976
  • Makrelenfilet in Senftunke mit Öl / Vollkonserve / Nettomasse 200 g / HSL 1631200 / 1,15 M. Haltbarkeitsdatum: 06.03.1979

Quellen:

[1]…wiki/RügenFisch, 26.09.2020

[2]…Hochseefischerwelt, 26.09.2020

[3]…https://www.ruegenfisch.de/ 29.09.2020

[4]…HSL, 26.09.2020

[5]…ELN, 26.09.2020

[6]…EVP, 26.09.2020

[7-14]…Funde im Eigentum von achor-verein.de: https://www.achor-verein.de/

AT | 1190 Wien | Gräf&Stift AG, Prototyp Colonia-Triebwagen, 1926/1928

Die 1904 in Wien-Döbling, Weinberggasse 70 gegründete [1] Firma GRÄF&STIFT, ab 1907 als Wiener Automobilfabrik A.G., vorm. Gräf & Stift geführt [2], wurde 1971 mit der anno 1907 in Floridsdorf gegründeten FIATWERKE AG zur ÖSTERREICHISCHEN AUTOMOBILFABRIK ÖAF-GRÄF&STIFT – AG vereinigt [2] und anschließend durch den deutschen Konzern MAN übernommen [1].

Ursprünglich wurden durch die Gräf&Stift AG in Döbling vor allem Limousinen und Busse erzeugt [1]. 1925 wurden 750 Arbeiter beschäftigt und folgende Fahrzeugarten hergestellt: 4- und 6-Zylinder-Luxus- und Tourenautos, Lastautos, Traktore, Motorboote [3].

Das uns vorliegende Foto [4] zeigt laut freundlicher Auskunft von Werner Neuwirth [5] den Prototyp eines in den 1920er Jahren seitens der MA30 in Auftrag gegebenen GRÄF&STIFT-Zugwagens für das Müllentsorgungssystem “Colonia”. 1928 waren 63 Triebwagen mit 114 Anhängern für die Abfallsammlung fertiggestellt [6]. Laut Auskunft [5] lieferte die 1926 gegründete Voran-AG [7] die zugehörigen Patente für den verbauten Vorderradabtrieb. Der abgebildete Triebwagen ist vor 1931 in Wien zugelassen (Kennzeichen AII 727, Systematik 1905-1930, vgl. [8]). Somit ist das Foto auf wenige Jahre genau datierbar.

Quellen:

[1]…Gräf&Stift – Geschichte, 08.03.2020
[2]…SEPER, H.: Von Austro-Fiat zur Österreichischen Automobilfabrik ÖAF-Gräf & Stift AG, Werdegang – Personen – Kraftfahrzeuge. Welsermühl, Wels 1994, ISBN 3-85339-206-7, Seite 280
[3]…COMPASS VERLAG (1925): Industrie-Compass Österreich 1925/26 1. Band, S 539
[4]…Foto 82×58 mm, Kontaktkopie, Eigentum schlot.at

[5]…Freundliche Auskunft Werner Neuwirth, 08.03.2020

[6]…Colonia-System, 09.03.2020

[7]…Voran-AG, 09.03.2020
[8]…Österreichische KFZ-Kennzeichensystematik 1905-1930, 08.03.2020

 

AT | 1030 Wien | Joseph Voigt & Companie | Lagerhaus/Mühle/Drogenappretur | 1935

Die 1714 gegründete Wiener „Specerey-, Material- und Farbwarenhandlung“ „Zum schwarzen Hund“ wurde 1806 von der Industriellendynastie Voigt übernommen und das Unternehmen zu einer bedeutenden Drogeriekette erweitert. 1892 entschloss man sich, im heutigen Bezirk Wien-Landstraße ein Grundstück für die Errichtung eines großen Lagerhaus- und Fabrikskomplexes mit Mühlen, Stampfen und Schneidemaschinen zu erwerben [1], um die eigenen Drogerien versorgen zu können. Die Bausubstanz der Fabrik wird mit 1893 datiert [2].

Das vorliegende Foto aus 1935 [3] zeigt diese Lager-, Manipulations- und Produktionsstätte in der Göllnergasse 15. Die baulichen Einrichtungen werden auf einem zeitgenössischen amtlichen Bezirksplan als „Lagerhaus und Drogenappretur“ bezeichnet [4].

Neben einem Kesselhaus samt Kamin wird auf der Fotografie der Einsatz einer schmalspurigen Rollbahn zum Materialtransport im Fabrikshof gezeigt. Ein voll beladenes zweispänniges Fuhrwerk steht gerade auf der Brückenwaage, zeitgleich wird ein großvolumiges Faß mittels Rohrleitung befüllt.

Sämtliche weiteren gesichteten Firmendaten beziehen sich leider auf das Unternehmen allgemein bzw. die Filialen und nicht auf das hier abgebildete industriegeschichtlich relevante Lagerhaus.

 

Quellen:

[1]…VOIGT Alfred, biographien.ac.at, 06.12.2019

[2]…Wien Kulturgut, 06.12.2019

[3]…Foto 168×121 mm auf Agfa Brovira matt, bezeichnet: „Sommer 1935 bei Fa. Jos. Voigt & Co, Wien III, Göllnergasse 15; Gribitzer mit schwerem Fuhrwerk; Tomaschek, Pindur, Musil +1939, Benedikt“; Eigentum Archiv schlot.at (2018)

[4]…Plan des III. Wiener Gemeindebezirkes Landstraße, Maßstab 1:10.000. Kartographisches, früher militärgeographisches Institut, um 1935

CZ | Warnsdorf/Varnsdorf | Stadtplan 1936 mit 110 Industriebetrieben

Der Niederland-Bote 1937 [1], ein deutschsprachiges Jahrbuch der Grenzregion Nordböhmens zu Sachsen, gibt historisch interessante Angaben zur ehemals bedeutsamen Textilindustriestadt Varnsdorf. Neben einem kompletten Häuser- und Branchenverzeichnis 1936 (!) anhand von Konskriptionsnummern findet sich im Anhang ein großformatiger Stadtplan im Maßstab 1 : 9.000 [2], verlegt beim lokalen Verlag Ed.Strache.

Der Zeitpunkt der Branchenerhebung ist mit 1936 interessant, da sich zu diesem Zeitpunkt noch auffallend viele deutsche, aber auch jüdische Namen darin finden. Die bald darauf einsetzenden ethischen Säuberungen (zuerst Juden, nach 1945 Sudentendeutsche) vernichteten neben menschlichen Existenzen auch weitgehend die wirtschaftliche Bedeutung des Gebietes.

In dem Plan sind viele der im Werk erwähnten Industrie- und Gewerbebetriebe in roter Farbe verortet und mit Werksbezeichnungen versehen werden. Diese grundrißlich relativ exakt dargestellten Industrieanlagen waren uns Grund genug, den Plan hochauflösend zu scannen und in überblickbare Segmente zu unterteilen (für volle Auflösung bitte jeweils im unteren Bildbereich “In Originalgröße betrachten” auswählen). Eine Auflistung der erfassten Betriebe findet sich im unteren Bereich dieses Artikels.

 

 

Seitens schlot.at wurde ferner versucht, die anno 1936 mehr als 110 (!) erfassten Betriebe zu Branchen zusammenzufassen und aufzulisten:

Energiegewinnung:

  • E-Werke Warnsdorf/Siemensstraße, Warnsdorf 1534
  • Vereinigte Gaswerke Augsburg, Warnsdorf 1069

Keramische Industrien, Grundstoffindustrie:

  • Brüder BÖTTCHER GmbH, Steinzeugröhren- und Chamottewarenfabrik, Warnsdorf 1920
  • EGER Franz & Co., Zementwarenerzeugung, Warnsdorf 853
  • Erste Warnsdorfer Dampfziegelwerke GmbH, Warnsdorf 1789
  • JENSEN Paul, Zementwarenerzeugung, Warnsdorf 1153
  • KNECHTEL Alfred, Zementwarenerzeugung, Warnsdorf 2340
  • ROTT Franz, Zementwarenerzeugung, Warnsdorf 2015
  • SCHÜRZ, L., Schotterwerk, Bergstraße

Fahrzeugbau:

  • NEEF & STOLLE, Wagenfabrik, Warnsdorf 405 Annonce S196
  • SPIEGEL Emil & Co AG., Transportgerätefabrik, ohne Adressangabe

Chemische Fabriken:

  • BÖHME a. Th, Warnsdorf 942
  • HEIDER Rudolf, Warnsdorf 1565
  • OEHME & BAYER, Warnsdorf 406
  • SCHEUER Emanuel, Warnsdorf 713
  • „PROGRESS“, Inh. PILZ Bertram, Warnsdorf 564
  • RUDOLF & Co, Warnsdorf 2075
  • EGER Franz & Co, Dachpappe- und Asphaltfabrik, Warnsdorf 853

Metallverarbeitung:

  • BÖNISCH W., Warnsdorfer Maschinenfabrik, Eisengießerei und Kesselschmiede, Warnsdorf 1277
  • BURGHARDT Johann, Textilmaschinenfabrik, Warnsdorf 769
  • EITRICH & Co., Fahrrad-Fabrik, Warnsdorf 988
  • GOLDBERG Friederika, Blechhülsen-Erzeugung für Schuhbänder, Warnsdorf 1645
  • LUTTNA Wilhelm jun., Stahldrahtlitzenerzeugung, Warnsdorf 289
  • MAI Friedrich, Stahlfedernerzeugung, Warnsdorf 855
  • PLAUERT Arno, Werkzeugmaschinenfabrik, Warnsdorf 913. Link zum Rechtsnachfolger
  • PRASSE Karl Josef, Drahtwaren- und Stahlmöbelfabrik, Warnsdorf 858
  • RAUPACH, Richard, Maschinenfabrik, Warnsdorf 1812
  • „RIKOW“-Werke, Holzbearbeitungsmaschinenfabrik, Warnsdorf 930
  • SCHIER Josef, Garndruckmaschinen- und Garndruckwalzenerzeugung, Warnsdorf 1314
  • SCHULZE Artur, Schraubenfabrik Warnsdorf 2167
  • TIEZE Franz Jos., Fassondreherei, Warnsdorf 531
  • WEBER & REICHMANN, Spiral-, Waggon- und Plattfedernfabrik, Warnsdorf 1460
  • Franz ZIMMERs Erben, Maschinenfabrik und Eisengießerei, Warnsdorf 1357
  • Robert ZINN, ENGELS & Co, Böhmische Metall- und Eisenwalzwerke AG, Warnsdorf 1774

Gießereien:

  • BÖNISCH W.,  Eisengießerei, Warnsdorf 1277
  • Franz ZIMMERs Erben, Eisengießerei, Warnsdorf 1357
  • KÜHNEL Rudolf, Gelbgießer, Warnsdorf 1218
  • WINKLER Julius, Gelbgießer, Warnsdorf 1216

Textilindustrie:

  • BOBASCH Robert, Appretur und Färberei, Warnsdorf 1425
  • BOBASCH  Leopold, Baumwollwarenerzeugung, Warnsdorf 1425
  • BÜRGER, Eduard S., Baumwollwarenerzeugung, Warnsdorf 204
  • BEER Julius, mech. Weberei, Warnsdorf 786
  • Josef A. EGERs Sohn, mech. Weberei, Färberei und Zwirnerei, 961
  • EICHLER & BASCH, Baumwollwarenerzeugung, Warnsdorf 1678
  • G. A. FRÖHLICHs Sohn, Weberei, Samt- und Druckfabrik AG., Warnsdorf 498
  • GOLDBERG Johann, mech. Weberei, Warnsdorf 749
  • GOLDBERG Anton, mech. Weberei, Warnsdorf 488
  • GUTTMANN Leopold, mech. Weberei, Warnsdorf 1995
  • GRÜNHUT Philipp, Baumwollwarenweberei und –manipulation, Warnsdorf 1215
  • HAEBLER, Joh. Gottfr., Baumwollspinnerei, Warnsdorf 1574
  • HANISCH Karl, mech. Weberei, Druckfabrik und Appreturanstalt, Warnsdorf 506
  • V. P. HILLE, Appretur und Färberei, Warnsdorf 922
  • HAUPTMANN Otto, Baumwollwarenerzeugung, Warnsdorf 1218
  • HOLLMANN Josef, Baumwollwarenerzeugung, Warnsdorf 855
  • KLEIN & Co., mech. Weberei, Vigognespinnerei, Färberei und Appretur, Warnsdorf 1455
  • KÖGLER Theresia, mech. Strickerei, Warnsdorf 1705
  • KUNERT F. und Söhne, Wirkwaren- und Strumpffabrik, Warnsdorf 2087
  • KUNERT Julius, Wirkwarenfabrik, Warnsdorf 1342
  • Franz LIEBISCHs Söhne, mech. Weberei, Druckerei, Färberei und Appretur, Warnsdorf  948
  • LIEBISCH Johann & Co., Wirkwaren, Webwaren, Samtfabrik, Färberei, Druckerei und Appretur, Warnsdorf 1053
  • LÖWY F. & R.,  mech. Weberei, Färberei und Zwirnerei, Warnsdorf 601/898
  • LEDERER, Richard, Baumwollwarenerzeugung, Warnsdorf 1947
  • MAI Hugo, mech. Strickerei, Warnsdorf 664
  • MÜLLER Hermann, mech. Weberei, Warnsdorf 769
  • NEUBAUER Rudolf, Seidenweberei, Warnsdorf 160
  • NEUMANN Vinzenz, Wirkwaren- und Strumpffabrik, Warnsdorf 1723
  • OTTO Anton, mech. Weberei, Warnsdorf 550
  • PALME Emma, mech. Strickerei, Warnsdorf 362
  • Brüder PERUTZ, Warnsdorf 1321
  • PEUKERT Wilhelm, mech. Weberei, Warnsdorf 682
  • PILZ Josef Flor., mech. Baumwollwaren-Buntweberei, Warnsdorf 710
  • PREUSSLER Anton, mech. Weberei, Warnsdorf 1405
  • RESL & Co., Baumwollwarenerzeugung, Warnsdorf 2267
  • RICHTER A. L., Baumwollwarenerzeugung, Warnsdorf 682
  • Brüder RICHTER, mech. Baumwoll -und Halbwollwarenerzeugung, Garnfärberei, Stückfärberei, Zwirnerei und Appretur, Warnsdorf 1543
  • RICHTER & Co., Woll- und Seidentrikot-, Wäscheerzeugung, Warnsdorf 902
  • RICHTER Heinrich, mech. Weberei, Warnsdorf 1532
  • RICHTER Wenzel, mech. Weberei und Kalmuk-Druckerei, Warnsdorf 721
  • RICHTER Josef A., mech. Weberei, Warnsdorf 1561
  • STARKE Anton, Spitzenerzeugung aus Zwirn, Warnsdorf 2224
  • RAMPFEL Anna, Lohnzwirnerei, Warnsdorf 1126
  • RÖSSLER Karl, Baumwollwarenerzeugung, Warnsdorf 749
  • ROTHE Adolf, Zwirn- und Strickwarenerzeugung, Warnsdorf 1470
  • STOLLE Heinrich, Bleiche, Färberei, Appretur und Samtfabrik, Warnsdorf 989
  • SIEGER Karl, Baumwollwarenerzeugung, Warnsdorf1821
  • SKOTNITZA & FINGER, Erzeugung von Textilwaren aller Art, Warnsdorf 1561
  • SCHMIDT Gerhard, Erzeugung von Zwirnen, Veredelung von Garnen und Textilwaren aller Art, Warnsdorf 98
  • SCHMIDT Herbert, Stückfärberei und Appretur, Warnsdorf 1404
  • J. SCHNITZER & Söhne, Bauwollwarenerzeugung, Warnsdorf 1681
  • SCHNITZER Moriz, Baumwollwaren-, Samt- und Velvetonerzeugung, Warnsdorf 1894
  • SCHMIDT & RICHTER, Färberei für Garne auf Bündeln, Cops, Kreuzspulen usw., Zwirnerei, Garndruckerei, Warnsdorf 98
  • TISCHER Karl, mech. Weberei, Warnsdorf 813
  • H. C. THIELE GmbH., mech. Weberei, Baumwoll- und Halbwollwarenfabrik, Warnsdorf 70
  • THIELE Josef, mech. Weberei, Warnsdorf 718
  • WORM Berta, mech. Strickerei, Warnsdorf 1697

Lederfabriken:

  • Nordböhmische Pickers- und Lederfabrik Brüder BARTEL, Warnsdorf 231
  • C. BÜRGERs Söhne, Warnsdorf 491
  • KADOWSKY Franz’ Nachfolger, Schuhfabrik, Warnsdorf 987
  • LUTTNA Wilhelm jun., Warnsdorf 289
  • Vereinigte Pickersfabriken GmbH, Warnsdorf 1220

Lebensmittelindustrie:

  • MAI Julius jun., Senffabrik, Warnsdorf 1323
  • POHLE Emil, Dampfmolkerei, Warnsdorf 1404

Holz- und Papierindustrie:

  • EGER & Co, Pappenfabrik,  Warnsdorf  1377
  • „ERWA“ Emil C. REINISCH, Hauptstraße, Warnsdorf 2367
  • FÜLLER Josef, Warnsdorf 1567
  • MILDNER Joh. Ed., Warnsdorf 1748

Elektroindustrien:

  • HORNER Otto, Ing. Dr., Radiofabrik, Warnsdorf 2221
  • SCHLOSSER Olga, Batterieerzeugung, Warnsdorf 888

Hilfsindustrien:

  • BLEYER Otto, Putzwollefabrik, Warnsdorf 889

 

Quellen:

[1] Niederland-Bote 1937, Ed. Strache-Verlag, Warnsdorf, 156-171

[2] MÖLLER, Anton, Stadtbaudirektor (1936): Orientierungs -Plan der Stadt Warnsdorf. Maßstab 1:9.000, Ed. Strache, Warnsdorf.

AT | 1190 Wien | Bensdorp Schokoladefabrik

Die Bensdorp-Schokoladefabrik in Wien-Döbling, Weinberggasse 67-71 (1925) bzw. 57/77 (1959), wurde 1907 als Hollandsche Cacao en Chocolade-Fabrieken v./h. Bensdorp & Co in Amsterdam, Repräsentanz Wien gegründet [1]. Erzeugt wurden Kakaopulver, Kakaomasse, Kakaobutter, Schokolade und Tunkmasse (1925).

1959 firmierte man als Bensdorp Gesellschaft mit beschränkter Haftung [2].

1978 wird zum Werk Döbling ein Zweigbetrieb in Tulln erwähnt [3]. Das Areal wurde Mitte der 1980er Jahre zeitnah zum Abbruch der gegenüberliegenden Gräf&Stift-Gründe abgerissen.

Aus dem Jahr 1912 liegt uns eine detaillierte, wenn auch schwärmerische Beschreibung des damals noch neuen Werkes samt Abbildung vor, die im Folgenden als Zitat wiedergegeben wird [4].

Die Amsterdamer Firma „Holländische Cacao- und Chocoladefabriken v./v. Bensdorf & Co. A.-G., die ausser ihrem Stammsitze auch noch stetig sich vergrößernde und Tausende von Arbeitskräften beschäftigende Fabriken in Bussum (Holland) für den Weltverkehr errichtete, ferner auch für den enormen Bedarf des deutschen Reiches zu Cleve im Rheinland eine separate Fabrik eröffnete, hat bekanntlich auch in Wien zu Beginn des Jahres 1908 eine Spezialfabrik ihres Cacaopulvers, wozu nunmehr auch Chocolade getreten ist, für den rapid gestiegenen und kontinuierlich wachsenden Bedarf Oestereich-Ungarns in Betrieb gesetzt.

Diese Wiener Fabrik wird von sämtlichen Industriellen und Amtspersonen, die dieselbe zu besichtigen Gelegenheit hatten, als die unvergleichlich schönste Fabrik des Landes bezeichnet. Sie liegt in den höchsten, gesündesten und schönsten Teilen der Residenz, im Stadtbezirke Döbling, in nächster Nähe des Wiener Cottage, des Türkenschanzparkes, der Hochschule für Bodenkultur, ferne von Industrievierteln, umgeben von anmutigen Rebengeländen, voll Sonne, Licht und Luft, mit prächtiger Aussicht auf die Ausläufer des Wiener Waldes: Leopoldsberg, Kahlenberg, Kobenzl, Himmel, Holländerdörfl etc. einerseits und das Bild der Großstadt andererseits. Von einer Art Festungsmauer gegen die Türkenschanze abgegrenzt, inmitten eigener Gartenanlagen, mit zwei Türmen versehen, gleicht die Fabrik einem Schlosse, umsomehr, als der Kamin, bis zu einer gewissen Höhe vollständig eingebaut, in seinem oberen Teile eine verglaste Aussichtswarte darstellt, mit einem zierlichen Aufsatz abschließt und mit einer neuen, erstmalig verwendeten Rauchverzehrungsvorrichtung versehen ist.

Der zweite Turm bietet ausser einer vierseitigen Uhr ein holländischen Glockenspiel, bestehend aus 26 Glocken, die alle Musikstücke von Wiener Walzer bis zur Simphonie wiedergeben. Das erste und einzige Werk dieser Art und Größe im ganzen Reiche.

Die innere Einrichtung ist durchaus modern und vornehm. Kontor mit dem Sprechraum und Direktionsbureau, die Lagerräume und abgesonderten Abteilungen für Füllung, Packung, Etikettierung und Assortierung, der geräumige und vollständig gekachelte Maschinenraum, bilden industrielle Sehenswürdigkeiten, nicht zu sprechen von den eigentlichen Fabrikationsräumen, die, durch vier Etagen von prächtigen Kühl- und Kellerräumen bis zum höchsten Stockwerke durch zahlreiche Aufzüge und automatische Vorrichtungen miteinander verbunden, die kombiniertesten und kompliziertesten maschinellen Einrichtungen der neuesten Zeit in sich vereinen.

Der ganze Fabriksbau mit seinem separat gelegenen Maschinen- und Kesselhaus und der Direktionsvilla ist in holländischem Stile in monumentaler Weise ausgeführt; imposant und anmutig zugleich bildet diese Fabrik ein würdiges Juwel im Schmuckkasten Wiens.

Bensdorp_001
Foto um 1910
Bensdorp_003
Druckmatritze aus Blei für Zeitungswerbung, Archiv schlot.at
Bensdorp-002
Schokoladeschleifen aus den 1930er bis 1960er Jahren, im Werk Döbling gesammelt eintauschbar gegen neue Schokolade.

Quellen:

[1]…COMPASS VERLAG (1925): Industrie-Compass Österreich 1925/26, 1688

[2]…COMPASS VERLAG (1959): Industrie-Compass Österreich 1959, 1760

[3]…COMPASS VERLAG (1978): Industrie-Compass Österreich 1978/79, 1806

[4]…Erster Wiener Consum-Verein (1912): Zur Erinnerung an das 50jährige Bestehen des Ersten Wiener Consum-Vereines Registrierter Genossenschaft mit beschränkter Haftung 1862-1912. Im Selbstverlage des Vereins. Seite 117

AT | BN | Pfaffstätten | Endler’s Maschinenfabrik | 1910

Endler’s Maschinenfabrik, Ing. L. Fritze, wurde 1880 als Spezialfabrik für die Zement- und Kunststeinindustrie gegründet [1].

Aus dem Jahr 1910 liegt uns ein Foto der Belegschaft samt einigen Produkten vor. Dazu zählen formgebende Eisenelemente für Wasserleitungen (Ei-Querschnitt), ein Zahnrad, eine Preßform für Dachziegel sowie weitere Eisenformen.

Zur Belegschaft 1910 zählen ca. 90 Personen samt einigen Jugendlichen und Kindern sowie drei Verwaltungsdamen.

Mittels Fachliteratur [1,3,] läßt sich die Fabrik in Pfaffstätten anno 1925, aber nicht mehr 1959 nachweisen.

Quellen:

[1]…COMPASS-VERLAG (1925): Industrie-Compass Österreich 1925/26, S.497

[2]… Foto 234x149mm, Eigentum schlot.at-Archiv

[3]…COMPASS-VERLAG (1959): Industrie-Compass Österreich 1959

AT | 1140 Wien | Rohrprobieranstalt Baumgarten

Im Zuge der Errichtung der II. Wiener Hochquellen-Wasserleitung (Eröffnung 02.12.1910) wurde im heutigen Wien 14, Höhe etwa Hadikgasse 184 (OBI), ein großes Werksgelände für die Lagerung und Prüfung von Wasserrohren geschaffen [1]. Das Rohrlager der Wiener Wasserwerke bestand am Gelände bis etwa 1990 [2] In der Festschrift zur Eröffnung der Leitung [1, S.221-222] ist das Gelände wie folgt beschrieben:

 

Der erste Spatenstich für die Wiener Verteilungsanlagen wurde am 21. Mai 1907 geführt, an welchem Tage der Bau der Rohrprobieranstalt in Angriff genommen worden ist.

Im Jahre 1907 erfolgte jedoch nur die Ausführung der umfangreichen Terrainregulierungen und der Hochbauten; vom Januar bis März 1908 wurden die maschinelle Einrichtung und in den beiden folgenden Monaten die Straßen- und Geleiseanlagen sowie die Einfriedung der Rohrlagerplätze hergestellt. Ende Juni 1908 befand sich die Rohrprobieranstalt in betriebsfähigem Zustande; am 16. Juli wurden die ersten Gussrohre geliefert und der Betrieb der Anstalt eröffnet.

Unterdessen war schon Mitte April mit den Bauarbeiten für den Anschluß der Anstalt an die Frachtenstation Penzing der k. k. Staatsbahnen begonnen worden.

Die hiezu erforderlichen Erd- und Baumeisterarbeiten waren Mitte August vollendet, worauf die Geleiselegungen, Straßenherstellungen und die Montierung des Überladekranes zur Ausführung gelangten.

Die Anlage, welche sich am linken Wienflussufer in unmittelbarer Nähe der Guldenbrücke inmitten von ausgedehnten, 25.600 m² großem Rohrlagerplätzen befindet, besteht aus einem Maschinenhaus mit 467 m² Fläche, einer 250 m² großen Schieberhalle, aus einem kleineren Werkstatt- und Depotgebäude mit 134 m² Fläche und endlich aus einem einstöckigen Verwaltungsgebäude von 272 m² Grundrissfläche.

Die Maschinenhalle besitzt drei moderne Rohrpressen für gerade Rohre alle Kaliber und eine ganz neuartige Einrichtung für die Erprobung von Bogenröhren (Krümmern). Der erforderliche maschinelle Antrieb wird durch elektrische Motoren bewerkstelligt. Die ganze Anlage kann überall auf schmalspurigen, im ganzen 1100m langen Geleisen befahren werden, welche bis zum Schleppgeleise bei der Frachtenstation Penzing der k. k. Staatsbahnen führen. Der hier zwischen dem Niveau der Schmalspur und jenem der Normalspur bestehende Höhenunterschied von 6.80 m wird durch einen elektrisch betriebenen Kran derart überwunden, dass die Rohre von den beladenen Eisenbahnwaggons direkt abgehoben, auf die kleineren Rohrtransportwagen der Schmalspur überladen und auf letzteren in die Rohrprobieranstalt, beziehungsweise zu den Lagerplätzen ohne weitere Umladung befördert werden können.

Am 10. Oktober 1908 wurde nach vorgenommener Belastungsprobe der Bahnanschluß dem Betriebe übergeben.

Die Rohrprobieranstalt wird auch nach Vollendung der Zweiten Hochquelleleitung behufs Erprobung des jeweils erforderlichen nicht unbeträchtlichen Ergänzungsvorrates an Rohren im Betrieb bleiben.

Im schlot.at-Archiv befinden sich vier undatierte, großformatige Fotos der Anstalt, die vermutlich um 1960 aufgenommen wurden [3]. Eines davon zeigt die wohl neuralgische Stelle der Werkes, den Überladekran mit Anschluß an die Westbahnstation Penzing, der die 6.80m Niveauunterschied zwischen Schleppgeleisen und Schmalspur überwindet. Die Luftaufnahme ist älteren Luftbildern zufolge vom 1933-1983 bestehenden Gasometer Baumgarten aus aufgenommen [4].

Quellen:

[1]…Die zweite Kaiser-Franz-Josef-Hochquelleleitung der Stadt Wien. Eine Gedenksschrift zum 2. Dezember 1910. Gerlach und Wiedling, Kommissionsverlag der Gemeinde Wien. 257 S. und Beilagen.

[2]…2. Wiener Hochquellenleitung auf wikipedia.org, abgefragt am 01.01.2018

[3]…4 Fotos Rohrprobieranstalt Baumgarten, Eigentum schlot.at (2017)

[4]…wien.gv.at, abgefragt am 01.01.2018

 

 

CZ | Chomutov | Tischlerei Franz Moltré | Möbelentwürfe | Art Déco

Von einem gewissen Franz Moltré, Beethovenstraße 24, Komotau (heute Chomutov) sind 8 Art Déco-Möbelskizzen und ein Briefumschlag aus der Zwischenkriegszeit ins schlot.at-Archiv gelangt [1].

Eine Nachfrage bei der Stadtverwaltung ergab folgende Auskunft:

+++Aus dem Adressbuch der Stadt Chomutov geht ervor, dass Franz Moltré von etwa Mitte der  1920er Jahre bis zum Zweiten Weltkrieg eine Tischlerei im Haus Nr. 948 an der Ecke Školní und Beethovená betrieb. Er ist nicht im Verzeichnis der im Zuge der Beneš-Dekrete vertriebenen Deutschen verzeichnet. [2]+++

Ein Vergleichsstück des unten erstabgebildeten Art-Déco-Entwurfes (allerdings von  Jindřich Halabala) fand Constanze C. Czutta (schlot.at) hier [3].

Wer hat weitere Informationen zu Franz Moltré und seiner Existenz nach 1938?

Quellen:

[1]…Acht Pauspapier-Skizzen von Franz Moltré bzw. dessen Werkstatt und ein Briefkuvert. Eigentum schlot.at-Archiv (2017)

[2]…Email der Stadtverwaltung der Statutarstadt Chomutov vom 13.04.2017

[3]…theoldcinema London, 03.12.2017.

 

 


	

10 Jahre schlot.at – Preisrätsel

Kein Aprilscherz: schlot.at ist 10 Jahre online.

Aus diesem Grund veröffentlichen wir hier ein kleines Preisrätsel:

Welche Münze ist hier – ohne die daraufstehende Bezeichnung – abgebildet? Die erste richtige auf info [at] schlot.at eintreffende Antwort definiert den Gewinner. Preis ist ein schönes Originalstück aus unseren Archivbeständen. Gutes Gelingen!

Die Redaktion

Raetsel-Muenze

AT | 1100 Wien | Holzwarenfabrik Lourié & Co.

Dieser Artikel ist einem klassischen Unternehmen der Hilfsindustrie gewidmet:

Die 1899 gegründete [5] Fa. LOURIÉ & Co. widmete sich Zeit ihres Bestehens der Herstellung von Holzverpackungen. Wir wurden auf das Unternehmen aufmerksam, da mehrere Holzkisten [1-4] aus unserem Archiv von dieser Firma mittels Blindprägung oder Farbstempel am Boden gemarkt wurden. Allen Produkten gemeinsam ist die tadellose Herstellung. Sämtliche Kistchen sind vernagelt [1-3] bzw. mittels Schränkung [4] hergestellt.

Folgende Nachweise und Beschreibungen der Fabrik liegen uns vor:

  • 1925: Lourié & Co., X., Bernhardsthalgasse 36, Holzbearbeitungsfabrik (1899). […] 400 Arb., Dampfmasch. 200 PS [5].
  • 1943: Pölzl u. Weigensamer Holzwerke, X/75, Bernhardsthalgasse 36 [6]
  • 1959: Lourié & Co., X., Bernhardsthalgasse 36, Sperrholz- und Holzwarenfabrik. […] 140 Arb., Dampf- und Elektr., 300 PS. Div. Holzbearbeitungsmaschinen. Erz.: Sperrholzplatten, Karteikästchen u. Kleinmöbel, Verkaufs- und Reklamekästen, Tassen, Wickelbrettchen, Zigarrenkisten, Lagerschachteln.[7]
  • 1979: kein Nachweis mehr [8]

Quellen:

[1+2]…Holzkisten/Bonbonnières für Victor SCHMIDT & Söhne/Bonbons surfins und Casino, Wien, Eigentum schlot.at-Archiv

[3]…Holzkiste für Obstkonservenfabrik D.&S. FALTICZEK, Wien, Eigentum schlot.at-Archiv

[4]…Archivkiste für Glaspositive der Österreichischen Lichtbildstelle, Eigentum schlot.at-Archiv

[5]…COMPASS-VERLAG (1925) Industrie-Compass Österreich 1925/26, S. 1249

[6]…Amtliches Fernsprechbuch Wien 1943, S. 297+383

[7]…COMPASS-VERLAG (1959): Industrie-Compass Österreich 1959, S. 1205:

[8]…COMPASS-VERLAG (1979): Industrie-Compass Österreich 1979, kein Nachweis

US | TX | Gladewater | Oil Refinery | ~ 1935

Alte Echtfoto – Postkarte [1] aus Gladewater, TX. Blick auf die nach einem Ölfund am 07.04.1931 [2] errichtete Erdöl-Raffinerie samt Refraktionsturm und diversen Tanks. Im Vordergrund liegt eine Verschleißstelle für die fertig raffinierten Produkte (Texas Oil Products), im Hintergrund stehen Bohrtürme, soweit das Auge reicht.

Die Lage der Stadt an zwei Highways (80 und 271) und einer sehr wichtigen Eisenbahnverbindung [3] bewirkte in Zusammenhang mit dem reichen Erdölvorkommen das starke Wachsen von Gladewater ab 1931 [2].

[1]…RPPC AZO 137 x 87 mm, ungelaufen, um 1935. Eigentum schlot.at (2016)

[2]…Gladewater Museum, 07.09.2016

[3]…rootsweb.ancestry.com – Text aus 1933, 07.09.2016