INT | Arbeiterportrait V | Akkordarbeiterinnen, Elektrobranche

Das fünfte Arbeiterportrait widmet sich den Akkordarbeiterinnen. Das Foto [1] (um 1960 [2]) zeigt eine typische Montageszene in einem größeren Elektrogeräte herstellenden Betrieb. Der Blumenschmuck auf den Montagetischen soll den Besucher über die Tristesse der legebatterieartig angelegten Arbeitslandschaft hinwegtäuschen. Die Arbeitsplätze sind klein, offensichtlich sehr schlecht ausgeleuchtet (was bei feinmechanischer Arbeit wie der dargestellten eine umso größere Belastung darstellt). Wer kann, drängt zum Licht  – siehe den umtriebigen Lohnkartenverrechner an den Fenstern im Hintergrund.

Die Dame an dem mit dem roten Stern markierten Arbeitsplatz ist offenbar eine Löterin. Vor ihr ein fortgeschrittenes Werkstück voller Transistoren, Kondensatoren und Widerstände,  rechts davon (unter der Tischplatte) die XXL – Trommel mit Lötzinn für die nächsten zehn Jahre. Die Szene könnte so oder ähnlich in den Wiener Schwachstromwerken gespielt haben.

Für den Magnesiumblitz des Fotografen gibt es ein kurzes Lächeln. Überrascht und ehrlich dagegen die Miene der Frau im rechten Vordergrund. Dieses Foto hat sich wohl in kein Magazin verirrt.

[1]…Echtfotokarte “Echte Fotografie”, um 1960, 135,5 x 87 mm. Eigentum Archiv schlot.at

[2]…Interpolation aus Chargennummern der Fotoevidenzkartei Mráz (2012)

Eine Antwort auf „INT | Arbeiterportrait V | Akkordarbeiterinnen, Elektrobranche“

  1. Der Datierung um 1960 oder doch etwas später würde ich auf Grund der Brillenfassungen und Frisuren der Damen zustimmen. Bezüglich der Lötzinnrollen lässt sich in Zusammenschau der vorderen Trommel und einer weiter hinten befindlichen Lötzinnrolle die Firma Stannol ausmachen. http://www.stannol.de/home
    Zur linken Hand der mit dem roten Stern gekennzeichneten Dame, neben der Vase, lässt sich eine Reihe von circa vier in einer Reihe aufgestellten Bauteile, vermtlich Transformatoren ausmachen. Ein weiterer ist schon zur Weiterverarbeitung neben der linken Hand der Dame abgestellt.
    Der erste Gedanke von mir ging in Richtung Fernseherproduktion. Da mir aber die Grundplatte zu klein für ein Fernsehgerät erscheint neige ich eher der Ansicht zu es könnte sich um die Produktion von Radiogeräten, Funk- oder Messgeräten handeln.

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